Hagen-Hohenlimburg. Schauspiel-Premiere bei den Schlossspielen zieht das Publikum in ihren Bann. Es gibt noch Karten für weitere Aufführungen

Mit einem Wettrennen gegen die Gewitterwolken und in perfektem Ambiente durfte das Hohenlimburger Schlossspiel-Ensemble am Samstag endlich seine diesjährige Schauspiel-Premiere präsentieren - und diese hatte im wahrsten Wortsinne Biss. Denn das Publikum durfte sich über die Adaption eines der größten Werke der Horrorliteratur freuen: Bram Stokers „Dracula“. Also jenes Werk, welches zusammen mit Sheridan Le Fanus „Carmilla“ das Vampirgenre etablierte und einen ewigen Einfluss auf das Horrorgenre nahm.

Bei der Premiere war der Schlosshof in Hohenlimburg, der sich wieder einmal als stimmungsvolle Kulisse entpuppte, gefüllt.
Bei der Premiere war der Schlosshof in Hohenlimburg, der sich wieder einmal als stimmungsvolle Kulisse entpuppte, gefüllt. © Alex Talash | Alex Talash

Im Rahmen seiner Begrüßungsworte bedankte Carsten Kunz, Vorsitzender des Freundeskreises, sich nicht nur bei den Gästen fürs Kommen. Er machte auch auf das zehnjährige Jubiläum des Schlossspiel-Intendanten Dario Wehberg aufmerksam, der zugleich leitende Kopf hinter dem Schauspiel. „Es geht heute Abend um Gemeinsamkeit“, betonte Kunz und freute sich über einen prall gefüllten Schlosshof. Darunter auch viele Ehrengäste aus Politik und Wirtschaft, die sich traditionell dem Kulturereignis verbunden fühlen. Lediglich der Schlossherr selbst, Fürst Maximilian zu Bentheim-Tecklenburg, ließ sich mit Verweis auf seinen Urlaub entschuldigen.

Weitere interessanten Themen aus Hagen:

Adaption mit kleinen Freiheiten

Die Adaption des Stückes versuchte gar nicht erst, seine Wurzeln als Briefroman vergessen zu machen. So kamen die ersten Repliken nicht aus den Mündern der Darsteller, sondern in Form von vorgelesenen Briefen daher: „Mein Freund, willkommen in den Karpaten“, dies sind die ersten Worte Draculas an Jonathan Harker im berühmten Briefroman und auch im Stück. Somit wurde gleich zum Auftakt der Anspruch deutlich, mit Stokers Erbe äußerst respektvoll umgehen zu wollen. Aber eine respektvolle Anpassung des Sujets ist eben keine detaillierte Kopie. So wurde der Handlungsstrang rund um Jonathan Harker, welcher sich in Gefangenschaft in Rumänien befindet, weggelassen und einige Charakterbeziehungen leicht abgeändert, ohne an dieser Stelle sich in Detail verlieren zu wollen.

Kulisse und Kostüme nahmen die Zuschauer auf eine Zeitreise mit.
Kulisse und Kostüme nahmen die Zuschauer auf eine Zeitreise mit. © Alex Talash | Alex Talash

Dennoch gilt: Jedes Mitglied des Ensembles wusste auf der Bühne zu brillieren. Gerade Dario Wehberg als Abraham Van Helsing, Anna-Christina Krüger als Mina Murray und Alexander Lux als Renfield imponierten mit ihrer fantastischen Spiellaune. Renfields irres Gegacker spiegelte wirklich eindrucksvoll den Wahnsinn des Charakters wider. Auch Simon Jakobi als Graf Dracula konnte den einschüchternden Aspekt des Charakters ans Publikum weitergeben. Nicht zu vergessen: Die musikalische Untermalung von Martin Brödemann garantierte obendrein höchste Klasse und Hörgenuss.

Eindrucksvolle Effekte

Auch mit den optischen Effekten wusste das Ensemble der Schlossspiele sich in diesem Jahr wieder einmal selbst zu übertreffen. Der ganze Schlosshof wurde mit passendem Licht illuminiert zum stimmungsvollen Bestandteil der Inszenierung. Dabei diente der historische Turm hinter der Bühne als Leinwand für imposante Lichtprojektionen. Ein Effekt, der auch beim Publikum bestens ankam, das kollektiv beim Anblick der projizierten Fledermäuse ein lautes „Ohhh“ vernehmen ließ. Auch eine brennende Bibel hinterließ bei den Zuschauern einen besonderen Eindruck.

Die kleinen Tische zwischen den Stuhlreihen sorgen dafür, dass die kulinarische Versorgung des Publikums immer in Griffweite bleibt.
Die kleinen Tische zwischen den Stuhlreihen sorgen dafür, dass die kulinarische Versorgung des Publikums immer in Griffweite bleibt. © Alex Talash | Alex Talash

Völlig ohne Störgeräusche lief das Stück leider dennoch nicht, denn ein Helikopter, der direkt über das Schloss flog, durchbrach kurzzeitig die erzeugte Atmosphäre. Ein ungewolltes Intermezzo, das von Bühnenprofi Dario Wehberg mit einer kleinen humoristischen Anmerkung jedoch schnell wieder aufgefangen wurde und für Gelächter beim Publikum sorgte. Selbst die ein oder andere sympathische Panne tat dem Stück kein Abbruch, sondern unterstrich letztlich sogar das Talent der Darsteller, die gekonnt zu handeln wussten.

Lob vom begeisterten Publikum

Entsprechend begeisterte Reaktionen erntete das Schlossspiel-Team beim Publikum. So lobte Besucher Heinz Schmidt zusammen mit seiner Gattin: „Die Darsteller haben einen wirklich großartigen Auftritt hingelegt.“ Eine Auffassung, der sich viele im Publikum nur anschließen konnten. Auch Zuschauerin Ursula Lehmann würdigte, wie stimmungsvoll diese Umsetzung gerade im Ambiente des Schlosses sei. Widbert Felka, Vorsitzender des Hohenlimburger Heimatvereins, bilanzierte: „Das Stück ist wirklich eindrucksvoll.“

Das Ensemble und Orga-Team der Schlossspiele können wahrlich stolz auf diesen Premierenabend sein. Sie haben in diesem Jahr mit „Dracula“ eine Vorlage adaptiert, die für das Ambiente des Spielortes geradezu maßgeschneidert erscheint. Sowohl die Schauspiel-Kunst als auch die technischen Effekte zeugten von großer Klasse. Wer Fan von gutem Theater und vielleicht auch der Welt der Vampire ist, sollte auf jeden Fall über einen Besuch bei den Schlossspielen nachdenken: Für die weiteren Aufführungstermine am 25., 30. und 31. August jeweils um 19.30 Uhr gibt es noch Karten im Vorverkauf (22 Euro pro Ticket).