Hagen. Melderegister- und Zensus-Daten zur Einwohnerzahl in Hagen klaffen weit auseinander. Dabei geht es um Millionen-Beträge.
Wie viele Menschen leben eigentlich in Hagen? Der jüngste Zensus aus dem Jahr 2022 hat die Zahl 189.614 ausgespuckt. Zum gleichen Zeitpunkt wurden im städtischen Melderegister hingegen 196.536 Personen registriert – eine Differenz von exakt 6922 Köpfen (3,65 Prozent).
Eine durchaus stattliche Daten-Abweichung, die man im Rathaus keineswegs vernachlässigen sollte. Zwar ist diese Diskrepanz in der Verwaltung schon ein Dekaden-Ärgernis, es ändert sich nur leider rein gar nichts an dieser Panne. Dabei hängt von der echten Einwohnerzahl ganz wesentlich die Höhe der konkreten Finanzzuweisungen für eine Stadt ab. Im Fall der stets klammen Stadt Hagen geht es hier um Millionenbeträge. Und das bereits seit vielen, vielen Jahren.
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Um dem Problem auf den Grund zu gehen, hat vor vier Wochen der Hagener Unternehmerrat mal bei NRW-Finanzminister Marcus Optendrenk (CDU) nachgehorcht und um Aufklärung gebeten. Der Fachmann für alles Pekuniäre erklärte sich prompt für unzuständig und schob die Post zu seiner Heimat-Ministerium-Kollegin Ina Scharrenbach (CDU) weiter – hier lässt die Antwort bislang auf sich warten.
Andere Städte zählen selbst
Wie’s auch anders laufen könnte, macht zurzeit eine Kommune in den neuen Bundesländern vor: In Halle (Saale) wurde jetzt die Aktion „Halle zählt selbst“ ins Leben gerufen. Damit will der dortige SPD-Oberbürgermeister nicht bloß die Scharte auswetzen, dass seine Stadt mit dem Zensus als größte Stadt von Sachsen-Anhalt plötzlich knapp hinter Magdeburg zurückgefallen ist. Vielmehr geht es ihm angesichts einer Abweichung von sogar 17.513 Bewohnern darum, sich einen achtstelligen Betrag an Schlüsselzuweisung vom Land zurückzuholen.
Denn ein Abgleich mit dem lokalen Melderegister sowie ein Blick auf die unzustellbaren Wahlbenachrichtigungen bei den jüngsten Urnengängen sowie ein Vergleich der Steuer-ID-Daten mit dem Bundeszentralamt für Steuern hat gezeigt, dass die Stadt Halle nicht einmal zu einem Prozent von der realistischen Einwohnerzahl abweicht. Da klingt der Zensus-Wert, der auf Hochrechnungen fußt, eher wie eine Luftbuchung.
Ein Aufwand, der sich sicherlich auch in Hagen lohnen könnte: Einfach mal nachzählen!
Ein Job, dem sich nach dem bevorstehenden Abgang von Christoph Gerbersmann doch gleich einmal der neue Kämmerer widmen könnte. Ein solcher Coup, der Hagen Millionen bringt, wäre ein fantastisches Entree. Allemal besser, als gleich wieder fantasielos an der Steuer- und Gebührenschraube herumzufummeln.