Hagen/Herdecke. Jonas Witzel entdeckt durch Corona Bestattungsbranche für sich. Über die Arbeit mit dem Tod und die Chance, künftig einen Betrieb zu übernehmen

Jonas Witzel hat eigentlich etwas ganz anderes gemacht, „ich wurde, kann man so sagen, in die Theaterbranche hineingeboren. Mein Vater hat dort über 30 Jahre lang gearbeitet und ich war lange Regieassistent“, sagt der 25-Jährige aus Hagen. Dann aber kam Corona. Und mit Corona blieben die Vorhänge zunächst unten. „Keiner wusste, wie es weitergeht und ich musste mich umschauen. Ich habe dann eine Umschulung ins Kaufmännische gemacht, war dort aber nicht glücklich. Den Bestattungsbereich habe ich ganz zufällig für mich entdeck.“

Es war mir wichtig, mich frühzeitig um eine Nachfolgeregelung zu kümmern - auch in unserer Branche sind Fachkräfte rar.
Uwe Scherbarth - Inhaber des Bestattungsinstituts Scherbarth, über seinen jungen Kollegen

Dieser Zufall sorgt dafür, dass Witzel, der erst seit knappen drei Jahren in der Branche arbeitet, perspektivisch sogar ein Bestattungsinstitut übernehmen möchte. Uwe Scherbarth, der seit über 40 Jahren in Herdecke und Hagen einen Sitz hat, Angehörige betreut und Bestattungen durchführt, wird wohl Ende 2028 etwas kürzertreten. „Es ist mir wichtig, mich frühzeitig um eine Nachfolgeregelung zu kümmern - auch in unserer Branche sind Fachkräfte rar“, sagt er.

Jonas Witzel und Inhaber Uwe Scherbarth bilden derzeit ein Zweier-Team. Wenn Uwe Scherbarth in Rente geht, soll der junge Nachfolger den Betrieb übernehmen.
Jonas Witzel und Inhaber Uwe Scherbarth bilden derzeit ein Zweier-Team. Wenn Uwe Scherbarth in Rente geht, soll der junge Nachfolger den Betrieb übernehmen. © WP | Michael Kleinrensing

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Denn die Arbeit mit dem Tod - das ist nicht etwas für jeden. „Das typische Image des Totengräbers hängt dem Job leider hinterher. Die Aufgaben sind viel breiter gefächert. Und trotz der traurigen Umstände ist es ein Beruf, in dem auch viel gelacht wird“, gibt Jonas Witzel Einblicke.

Trotz der traurigen Umstände ist es ein Beruf, in dem auch viel gelacht wird.
Jonas Witzel - Bestatter

Breites Netzwerk im Hintergrund

Einen toten Menschen zu sehen, sei im echten Leben etwas völlig anderes. „Viele denken, sie seien abgehärtet durch Filme und das Fernsehen. Aber das ist eine völlig neue Situation“, sagt Uwe Scherbarth. Das kleine Dreier-Team kümmert sich um alle Bereiche. Vom Trauergespräch, über die Überführung, das Einbetten, die hygienische Versorgung, die Organisation der Bestattung samt Trauerbriefen und - anzeigen, bis hin zu Tragehilfen. „Zusätzlich fällt auch viel Büroarbeit an“, sagt Scherbarth. Bei der Büroarbeit erhalten sie Unterstützung von seiner Frau. „Im Hintergrund gibt es zudem ein großes Netzwerk zu Floristen, Steinbildhauern oder Musikern“, erklärt der Bestatter, der sich mit seinem Kollegen um circa 140 Beerdigungen im Jahr kümmert.

Der Unternehmenspass - Scherbarth

Mitarbeiterzahl: 3

Standorte: 2 (Herdecke und Hagen)

Branche: Bestattungen

Tarif: Übertariflich

Arbeitszeit: 40 Stunden/Woche plus Überstunden (bezahlt)

Arbeitsplatz: Büro und vor Ort

Benefits: Urlaubs- und Weihnachtsgeld, auf Wunsch Nutzung des Firmenautos

Weiterbildung: zum Bestattermeister

Wir suchen...: derzeit nicht

Kontakt: Bestattungen Scherbarth, Herdecker Bach 14, 02330/888 00 53 oder
Telefon 02335 845 95 00, info@bestattungen-scherbarth.de

Zurück zu Jonas Witzel - er beginnt die Ausbildung zum fachgeprüften Bestatter bei einem größeren Bestattungshaus in Hagen, wechselt nach knapp zwei Jahren zum Betrieb von Uwe Scherbarth, den er perspektivisch übernehmen soll. „Vorher ist mir das Thema Bestattungen nur durch private Todesfälle begegnet. Mir war nie bewusst, was für ein vielseitiger Job das ist“, sagt der 25-Jährige. „Man begleitet Angehörige in den schwierigsten Lebenssituationen. Jeder trauert unterschiedlich. Aber am Ende sind die Menschen dankbar für einen würdevollen Abschied“, so Witzel.

Der Job des Bestatters ist vielseitig - und nicht immer nur traurig, sagen Jonas Witzel und Uwe Scherbarth.
Der Job des Bestatters ist vielseitig - und nicht immer nur traurig, sagen Jonas Witzel und Uwe Scherbarth. © WP | Michael Kleinrensing

Empathie und Einfühlungsvermögen gefragt

Uwe Scherbarth betont, dass man für den Job vor allem viel Empathie und Einfühlungsvermögen brauche. Der Beruf habe sich in den letzten Jahren extrem gewandelt - der Trend gehe von Erdbestattungen hin zu Urnenbeisetzungen oder Naturgräbern, die deutlich kostengünstiger sind.

Von Trauer bis zu Wut bekommen auch Bestatter alle Emotionen von Angehörigen zu spüren - „es ist ein emotionsbeladenes Thema. Aber es ist schön, wenn man Angehörige durch diese Zeit begleiten kann, genauso gibt es traurige Momente“, sagt Jonas Witzel. Er jedenfalls habe seine Entscheidung, beruflich komplett umzuplanen, bis jetzt nicht bereut. „Es ist ein schöner und abwechslungsreicher Beruf.“