Hagen. In der Steubenstraße in Hagen ging es bislang beschaulich zu. Doch mit der Ruhe ist es vorbei, seitdem eine Großbaustelle eingerichtet wurde.
Die Aufregung ist groß bei den Anwohnern der Steubenstraße in Hagen. Seit Tagen rollen die schweren Laster durch die enge Straße, quetschen sich an parkenden Autos vorbei, müssen spielenden Kindern ausweichen.
Oder die Kinder weichen den Lastern aus. Mitunter spielen sich haarige Szenen ab: „Meine Kinder sind 2 und 3“, berichtet Tara Schneider. Als ein Lkw-Fahrer Gas gegeben habe, habe sie Angst um Sohn und Tochter gehabt: „Da habe ich ihn angehalten und zur Rede gestellt.“
Auch interessant
Grund für die Gemütsbewegungen in der beschaulichen Wohngegend ist eine Baustelle am Ende der Steubenstraße. Die Esser GmbH errichtet dort ein großes Bürogebäude samt Tiefgarage, Unmengen an Erdaushub sind in den vergangenen Tagen ausgebaggert und abtransportiert worden.
Doch statt über die Feithstraße auf der gegenüber liegenden Seite fahren die Lastwagen die Baustelle oftmals über die Steubenstraße an - sehr zum Unmut der dort lebenden Menschen. „Dabei wurde uns auf einer Informationsveranstaltung zugesichert, dass Zu- und Ablieferung über die Feithstraße erfolgen“, zeigen sich die Anwohner erbost.
„Dabei wurde uns auf einer Informationsveranstaltung zugesichert, dass Zu- und Ablieferung über die Feithstraße erfolgen“
Lkw-Fahrer bat die Polizei um Hilfe
Als Tara Schneider den Lkw-Fahrer stoppte, eskalierte die Situation. Der konsternierte Mann fühlte sich offenbar genötigt und rief die Polizei herbei, um die ihm so lästige Dame wieder loszuwerden. Den Beamten gelang es zwar, die Lage zu beruhigen, doch mehr konnten sie nicht tun. „Es gibt kein Verbot für Lastwagen auf der Steubenstraße“, so Polizeisprecher Tim Sendler: „Aus polizeilicher Sicht besteht kein Handlungsbedarf.“
Eine Hiobsbotschaft für die genervten und um das Wohlergehen ihrer Kinder und Enkel fürchtenden Anlieger, die nun davon ausgehen müssen, dass sich das Lkw-Aufkommen in ihrer Straße in den kommenden Wochen noch steigern wird. Denn Investor Franz-Dieter Esser versichert zwar, dass die Baustelle schon jetzt, wann immer möglich, von der Feithstraße aus angefahren werde: „Doch demnächst wird das kaum noch möglich sein, weil die Lastwagen, wenn die Errichtung der Tiefgarage weiter vorangeschritten ist, nicht mehr auf der Baustelle wenden können. Dann sind sie zwingend auf die Zufahrt über die Steubenstraße angewiesen.“
Gefährliche Szenerie auf der Feithstraße
Schon bisher sei die Steubenstraße nur genutzt worden, wenn den Lkw-Fahrern keine andere Möglichkeit blieb, betont Esser. Wenn die schweren Fahrzeuge nicht drehen könnten, halte er diese Alternative auch für angemessen, so der Unternehmer: „Wir haben uns das gut überlegt und auch mit dem Ordnungsamt und dem Wirtschaftsbetrieb Hagen besprochen.“ Denn es sei viel zu gefährlich, auf der viel befahrenen Feithstraße zu rangieren: „Das würde höchste Gefahr für den dortigen Verkehr bedeuten. Dieses Risiko können und wollen wir nicht eingehen. Es gibt nun mal Situationen, wo man nicht anders handeln kann“, bittet er um Verständnis.
Doch die Anwohner lassen sich kaum besänftigen, ist die Steubenstraße doch eigentlich eine Sackgasse mit einem Wendehammer am Straßenende, hinter dem sich nun das riesige Bauloch mit dem Sicherheitszaun, der für die Lastwagen regelmäßig beiseite geschoben wird, auftut. „Wir fragen uns, wie die Stadtverwaltung so etwas überhaupt genehmigen kann“, sagt Tara Schneider. Zumal die Mütter mit ihren Kindern - anders als die Brummifahrer - brav um die Baustelle herumgehen müssten, um einen nahen Spielplatz zu erreichen.
So äußert sich die Stadtverwaltung Hagen
Das Tischtuch zwischen den streitenden Parteien scheint zerschnitten. Er wolle die Anlieger nicht provozieren, sagt Esser, doch habe er schon bei der Informationsveranstaltung heftigen Widerstand für sein Projekt erlebt: „Da ging es nicht sachlich zu, sondern emotional. Ich war ziemlich irritiert und habe mich gefragt, ob das wirklich alles wahr war, was dort gesagt worden ist.“
Weitere interessante Themen aus Hagen und Breckerfeld:
- Zeitreise: Eine Vorhaller Familie baut die alte Drogenklinik um
- Schon wieder: Der nächste Laden verlässt die Rathaus-Galerie
- Nazi-Verdacht wirft Schatten auf das Wirken des Malers Erwin Hegemann
- Viel Erfahrung: Neue Kita-Leitung der Oase Loxbaum
- Dreister Coup bei Porsche: Zwölf Räder an Autos abgeschraubt
- Diese ramponierte Straße in Breckerfeld erhält eine neue Decke
- Millionen-Pläne bei Mercedes Jürgens: So läuft der Ausbau des Standortes Hagen
- Sommerfest der Loßröcke: Das erwartet die Gäste am Wochenende
- Alarmierende Zahlen: 1000 mehr Arbeitslose als 2023
- Dieser Werkzeugmacher arbeitet seit 50 Jahren in derselben Hagener Firma
- Traumjob Kämmerin in der schuldenfreien Kommune Breckerfeld
Die Hagener Stadtverwaltung hält sich in ihrer Stellungnahme vornehm zurück. Man habe Verständnis für den Unmut der Anwohner über die durch die Laster entstehenden Beeinträchtigungen und noch einmal Kontakt zu dem Architekten in dieser Sache aufgenommen, so Stadtsprecherin Clara Treude: „Aus verkehrsrechtlicher Sicht gibt es bei solchen temporären Baumaßnahmen allerdings keinen Grund, ein vorübergehendes Lkw-Durchfahrtsverbot einzurichten.“
Die Steubenstraße gebe die Durchfahrt von Lkw her, sie sei breit genug: „Ein Durchfahrtsverbot würde gegebenenfalls auch die Anwohnerinnen und Anwohner treffen (größere Speditionslieferungen wie Öl, Möbel etc.).“ Die Verwaltung verweist darauf, dass die alternative Anfahrt über die Feithstraße schwieriger und mit Verkehrsbeeinträchtigungen verbunden sei. Zudem berge die Feithstraße als eine der Hauptverkehrsachsen Gefahren für den Straßenverkehr.
Wie es aussieht, bleibt die Situation im wahrsten Sinne verfahren und für die Menschen in der Steubenstraße höchst unbefriedigend: „Dass unsere Kinder draußen spielen, damit ist es jetzt vorbei“, sagt Tara Schneider: „Wir müssen den Lastwagen weichen.“