Hagen-Haspe. 12.000 Quadratmeter zusätzliches Betriebsgelände schaffen Platz für effektivere Strukturen und neue Angebote.
Der Könneker-Schriftzug ist von der Schaufenster-Front des ehemaligen Ford-Autohauses an der Berliner Straße längst verschwunden. Lediglich ein Mosaik an der Fassade erinnert noch an die jahrzehntelange Vergangenheit, in deren Mittelpunkt die amerikanische Automarke stand.
Stattdessen dominiert jetzt der dreizackige Stern, eines der berühmtesten Markensymbole der Welt, in den für 400.000 Euro neugestalteten Verkaufsräumen entlang einer der meistbefahrenen Hagener Verkehrsachsen.
Zehn Monate ist es inzwischen her, dass Claudia Fular-Jürgens und Jürgen Jürgens als Inhaber des gleichnamigen Mercedes-Autohauses den 12.000 Quadratmeter großen Betrieb von Könneker-Eigentümer Richard Marroni für einen Millionen-Betrag erworben haben. Für Frank Döhring, Vorsitzender der Geschäftsführung, vor allem eine strategische Entscheidung, um der auf Wachstumskurs befindlichen Jürgens-Gruppe weitere Entfaltungsmöglichkeiten zu sichern. Ein Prozess, der jetzt für die Kunden direkt sichtbar wird.
Es waren vor allem die nachbarschaftliche Verbundenheit sowie eine gemeinsame Geschäfts- und Kundenphilosophie, die Marroni (81) im vergangenen Sommer dazu bewegten, seinen wirtschaftlich solide aufgestellten Betrieb mangels Nachfolger den Jürgens-Inhabern und damit einem weiteren Hagener Traditionsautohaus mit inzwischen 105-jähriger Firmengeschichte anzubieten. „Wir sind sehr glücklich, dass es zu dieser Beziehung kommt“, betonten die Jürgens-Inhaber anlässlich der Vertragsunterzeichnung im Gespräch mit der Stadtredaktion, „denn unsere Familienunternehmen leben die gleichen Werte.“
Döhring erkannte in dem Geschäft zugleich die Chance, die Position der in Hagen ansässigen Jürgens-Gruppe unter den „Big Five“ der deutschen Mercedes-Autohäuser weiter zu festigen.
Unter den „Big Five“ in Deutschland
900 Mitarbeiter – darunter 180 Azubis – an zwölf Standorten in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz bei einem Jahresumsatz von zuletzt 650 Millionen Euro markieren als Kennzahlen einen aktuellen Weg, den es für die Zukunft einerseits abzusichern, aber andererseits auch weiterzuentwickeln gilt. Denn die Marke Mercedes, so die Einschätzung der Geschäftsführung, habe vor allem im Jahr 2023 erheblich an Attraktivität hinzugewonnen. Allerdings sei in Haspe gerade für das boomende Pkw-, Transporter- und Lkw-Geschäft das Betriebsgelände nie mitgewachsen. Hier bildet der Zukauf des Könneker-Areals, das entlang des Bahndamms direkt an das bestehende Jürgens-Betriebsgelände anknüpft, die ideale Ergänzung, die schrittweise entfaltet werden soll.
Der erste Mosaikstein wird jetzt in Form des neuen Verkaufsraums speziell für gebrauchte Transporter sichtbar. „Unsere Dependancen in Siegen und Lüdenscheid haben mit diesem Marktsegment zuletzt gute Umsätze erzielt“, möchte Frank Döhring entsprechende Strahlkraft von Hagen aus jetzt ins gesamte Ruhrgebiet entwickeln. Zumal die Standorte hinter der leidigen Brückenlücke Lüdenscheid zurzeit ein wenig abgekoppelt vom normalen Kundengeschäft agieren.
Das seit Juli jetzt auch in Hagen präsente Geschäftsfeld soll noch in diesem Jahr etwa 100 Vertragsabschlüsse für gebrauchte Familien- und Campingvans, aber auch Transporter, Sprinter und Pritschenwagen für Gewerbetreibende ergeben – für 2025 peilt die Jürgens-Gruppe dann sogar 200 bis 250 Verkäufe an.
Parallel dazu hat sich die einstige Ford-Werkstatt in eine „Service & Smile“-Station verwandelt, in der vorzugsweise ältere Fahrzeuge repariert werden. Hier setzt Jürgens auf sogenannte „zeitwertgerechte Reparatur-Konditionen“ – im Klartext: die Preisfindung für den Fahrzeugservice korrespondiert mit dem Restwert der in die Jahre gekommenen Karossen.
„Durch eine Professionalisierung und engere Verzahnung der Abläufe könnten wir hier etwa 3000 bis 4000 Fahrzeuge pro Jahr zentralisiert aufbereiten, sodass unsere Werkstatt-Standorte nördlich von Lüdenscheid – also Hagen, Iserlohn, Schwerte und Schwelm – sich dort auf ihre klassischen Aufgaben konzentrieren können.“
Aufbereitung für „Junge Sterne“
Die übrigen Ex-Könneker-Gebäude entlang des Baumarkt-Nachbarn, in denen zuletzt vorzugsweise Gebrauchtwagen angeboten wurden, möchte Döhring perspektivisch für eine Waschanlage sowie eine umfassende Fahrzeugaufbereitung nutzen. Dabei geht es vor allem darum, angekaufte, noch relativ neuwertige Fahrzeuge nahezu auf Neuwagenniveau wieder herzurichten und als „Junge Sterne“ anzubieten.
„Durch eine Professionalisierung und engere Verzahnung der Abläufe könnten wir hier etwa 3000 bis 4000 Fahrzeuge pro Jahr zentralisiert aufbereiten, sodass unsere Werkstatt-Standorte nördlich von Lüdenscheid – also Hagen, Iserlohn, Schwerte und Schwelm – sich dort auf ihre klassischen Aufgaben konzentrieren können.“ Diese angedachte Prozessoptimierung soll in den nächsten Wochen noch durch konkrete Kennzahlen aus den einzelnen Dependancen unterfüttert werden.
Für die neue Buswerkstatt, eine Investition von weiteren 1,5 Millionen Euro, werden im hinteren Bereich des einstigen Könneker-Areals die früheren, aber inzwischen arg sanierungsbedürftigen Lkw-Werkstatt-Hallen weichen müssen. Mit diesem Schritt möchten die Jürgens-Inhaber die oft arg beengte Situation der Bus- und Lkw-Hallen an der Hördenstraße entzerren, lästige Rangierzeiten reduzieren und somit die Abläufe optimieren. „Daher werden wir hier eine Halle nach neuestem Standard mit drei Hochvoltplätzen und sämtlichen Erfordernissen für Elektro- und Wasserstoffantriebssysteme entstehen lassen“, verspricht sich Frank Döhring hiervon eine deutlich höhere Effizienz. Abrissgenehmigung und Bauantrag seien bereits gestellt, sodass im kommenden Jahr die Umsetzung beginnen könne.
„Nur durch die Leistung, Motivation, Engagement und Loyalität der Mitarbeiter hat es das Unternehmen so weit gebracht.“
Grüne Rückzugszone für Mitarbeiter
Um diesen Erfolgsweg für die Zukunft abzusichern, richten Claudia Fular-Jürgens und Jürgen Jürgens ihren Fokus immer wieder auf die Mitarbeiter: „Nur durch deren Leistung, Motivation, Engagement und Loyalität hat es das Unternehmen so weit gebracht.“
Um etwas zurückzugeben, möchten die Inhaber im hinteren Bereich des neu hinzugewonnenen Grundstücks nicht bloß weitere Mitarbeiter-Stellplätze anbieten, sondern vor allem eine grüne Oase entstehen lassen. Hier soll ein von einem Bachlauf gespeister Tümpel als Biotop wiedererweckt werden, künftig als Rückzugsort für Mittagspausen dienen und sogar für Begegnungen nach dem Job locken.
Sitzecken, viel Grün, Felsen-Arrangements und Sonnensegel verschmelzen hier ab 2025 zu einer einladenden Kulisse. „Nur so wird es möglich sein, das Erreichte zu bewahren und die Zukunft des Unternehmens zu sichern“, sind sich die Eheleute Jürgens einig, dass in Zeiten permanenten Fachkräftemangels es diese Gesten sind, die eine langfristige Mitarbeiterbindung sichern.