Hagen. Michelle Reuter (28) ist Forschungsvolontärin im Emil-Schumacher-Museum Hagen und arbeitet mit Kindern an einer neuen Website zu Emil Schumacher.
„Ich bin praktisch im Kreis gewandert“, sagt Michelle Reuter und zeichnet mit dem Finger in der Luft ihren Weg durch Deutschland nach. Ihre vorerst letzte Stadtion ist Hagen, wo die junge Frau bis mindestens Ende Januar 2025 verweilen wird. Als Forschungsvolontärin im Emil-Schumacher-Museum leitet sie das Projekt „Emil für alle“. Logisch, es geht um den Hagener Maler Emil Schumacher (1912-1999), aber noch viel mehr darum, wie man Interesse bei Kindern und Jugendlichen auf „Emil“ und auf Kunst im Allgemeinen weckt.
Über 40 Bewerbungen eingegangen
Aber zurück zur „Wanderung im Kreis“: Michelle Reuter wurde in Langenfeld im Rheinland geboren, wuchs in Norddeutschland auf, studierte Kunst und Philosophie auf Lehramt an der Bauhaus-Universität in Weimar, arbeitete in einem Kulturbetrieb in Freiburg und setzte sich dann gegen 40 Kandidatinnen und Kandidaten, die sich allesamt für das Forschungsvolontariat in Hagen beworben hatten, durch.
Gute Vernetzung und Multi-Kulti-Charakter
Nach Freiburg, wohl eine der schönsten Städte Deutschlands, nun also seit eineinhalb Jahren Hagen - ein schwieriger Schritt? „Ach was, in Hagen und dem Ruhrgebiet ist man regional viel schneller und stärker vernetzt als anderswo. Und der Multi-Kulti-Charakter der Stadt gefällt mir“, schüttelt die 28-Jährige lächelnd den Kopf. Außerdem sei die Stelle, die sie in Hagen besetze, spannend: „Ich arbeite nicht etwas aus und lasse es vom Auftraggeber abnehmen, sondern entwickele mit Schülern etwas gemeinsam. Die Kinder können sagen, was sie interessiert und ihnen gefällt. Und was eben nicht.“
„ In Hagen und dem Ruhrgebiet ist man regional viel schneller und stärker vernetzt als anderswo. Und der Multi-Kulti-Charakter der Stadt gefällt mir.“
Besuch des Ricarda-Huch-Gymnasiums
Michelle Reuter blickt in Richtung Haupteingang des Richarda-Huch-Gymnasiums: „Heute treffe ich mich mit Schülerinnen und Schülern einer sechsten Klasse. Zum mittlerweile dritten Mal. Wir checken gemeinsam die Website, also praktisch den Prototypen, an dem ich gerade arbeite. Die Kinder geben unbezahlbare Tipps.“
Zum Hintergrund: Das Emil-Schumacher-Museum - unterstützt durch Michelle Reuter - entwickelt eine eigene, neue Website, die den Nutzern kostenfreie Inhalte zu Leben und Werk Emil Schumachers auf spielerische Weise zur Verfügung stellt. Die neue Website ist ein zusätzliches Angebot zur bekannten Haupt-Website mit den üblichen Informationen. Beide Internetseiten werden in Zukunft parallel betrieben.
„Uns ist wichtig, dass auf ,Emil für alle‘ - so der Titel der neuen Website - nichts lehrbuchartig wirkt und die Texte in einfacher Sprache verfasst sind“, unterstreicht Rouven Lotz, Direktor des Emil-Schumacher-Museums. Und weiter: „Die Website kann als Vor- oder Nachbereitung eines Museumsbesuchs oder unabhängig davon genutzt werden. Von Kunstinteressierten, von Schülern und von Lehrern als Material für den Unterricht.“
Land NRW trägt 90 Prozent der Kosten
Dank einer Förderung durch das Land NRW konnte Michelle Reuter für das Forschungsvolontariat „Bildung und Vermittlung“ in Hagen eingestellt werden. Das Volontariat startete im Februar 2023 und läuft Ende Januar 2025 aus.
„Das Land NRW fördert das Volontariat mit 90 Prozent, wir als Museum müssen einen zehnprozentigen Eigenanteil übernehmen“, erklärt Museumsdirektor Rouven Lotz, der die Chance begrüßt hat, diese „neue und wichtige Stelle bei uns einzurichten“.
Seit Oktober letzten Jahres steht das Emil-Schumacher-Museum für das Projekt im Austausch mit elf Hagener Schulklassen sämtlicher Schulformen. Die Schüler besuchen u.a. kostenlos das Museum und testen den Prototypen der Website.
Und in der Praxis? Ist anfangs ein ordentliches Gewusel im Klassenraum einer sechsten Klasse im Ricarda-Huch-Gymnasium. Als Michelle Reuter dann aber das Wort ergreift, kehrt Ruhe ein - die Kinder kennen die junge Frau bereits und finden das, was sie macht, „gar nicht übel“.
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Die Laptops werden hochgefahren, die Kopfhörer aufgesetzt, die interaktive Präsentation startet. „Der kleine Vogel erklärt viel, das finde ich gut“, sagt einer der Schüler und spielt auf die als Erzähler eingearbeitet Figur auf der Website an, sein Tischnachbar ergänzt: „Ich hätte nicht gedacht, dass die Natur für den Hagener Maler so wichtig war.“
Apropos Maler: Während ein Teil der Schüler einräumt, vor dem Projektstart von dem Künstler Emil Schumacher noch nie etwas gehört zu haben, grinst Rana aufgeweckt und sagt: „Natürlich kenn‘ ich den Namen. Ich war schließlich auf der Emil-Schumacher-Grundschule in Wehringhausen.“
Die Zwölfjährige klickt hier und da auf dem Laptop, bedient Regler, die unter manchen Motiven aufploppen und die ermöglichen, dass man die von Emil Schumacher geschaffenen Skulpturen in 3-D-Ansicht, also von allen Seiten, betrachten kann, und zoomt Gemälde groß. Für das Mädchen alles kinderleicht.