Hagen. Wirbel um ein wichtiges Bauprojekt in Hagen: An der Baustelle Goldbergschule wurden Bäume gefällt. Und das war nicht erlaubt.

Die Baustelle Goldbergschule dürfte aktuell zu den wichtigsten in Hagen zählen. Schließlich brauchen sowohl die Grundschule als auch die benachbarte Förderschule vor allem eines dringend: mehr Platz. Dass damit noch erhebliche Verbesserungen einhergehen, weil der Neubau dem modernsten Stand der Technik entspricht, liegt bei diesem Millionenprojekt auf der Hand. Jetzt aber drohte der Baustelle die Stilllegung - was zu erheblichen Verzögerungen und einer weiteren Kosten-Explosion geführt hätte. Im Übrigen nicht die erste seit Start der Planungen.

Denn: Noch im Mai hatte ein Unternehmer an der Baustelle an der Franzstraße in Oberhagen die Kettensäge kreisen lassen. Bäume waren gefällt worden. Sträucher wurden mit schwerem Gerät aus dem Boden gerissen. Und genau das ist so nicht gestattet.

Maßnahme im September bewilligt

So zumindest erklärt es Antje Selter, die Vorsitzende des Naturschutzbeirates in Hagen. Das ist ein offizielles Gremium der Stadt, in dem unter anderem Vertreter von Umweltschutzverbänden zusammenkommen. Der Naturschutzbeirat fasst zwar keine bindenden Entscheidungen, ist aber in die Beratungsfolge eingebunden, wacht über den Umweltschutz und berät die Politiker, die im Umweltausschuss sitzen. „Die Stadt hat die Baumaßnahme bereits im September bewilligt“, sagt Selter, „dabei aber darauf hingewiesen, dass Baumfällungen nur im Zeitraum vom 1. November bis zum 1. März erlaubt sind.“ Was gute Gründe hat: Es geht vor allem um den Schutz von brütenden Vögeln.

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Eine Anwohnerin hatte nun aber der Vorsitzenden des Beirats Fällungen gemeldet: und zwar am 7. Mai. „Die Arbeiter sollen mit schwerem Gerät vorgegangen sein“, sagt Selter, „das geht so natürlich nicht. Zumal der Fachbereich Gebäudewirtschaft der Bauherr der Maßnahme ist. Von der Stadt ist der Naturschutzbeirat nicht informiert worden.“ Und: Obwohl am 8. Mai die Baustelle stillgelegt worden sei, sei weiter gerodet worden.

Naturschützer in der Zwickmühle

Ein Umstand, der Antje Selter wütend macht. Zumal im Anschluss an sie herangetragen wurde, sie möge doch im Nachhinein die illegalen Fällungen absegnen: „So kann man nicht vorgehen“, erhebt Antje Selter Vorwürfe in Richtung Stadt, „der Naturschutzbeirat und ich als dessen Vorsitzende werden in eine Zwickmühle gebracht.“

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Klar ist: Erheben die Experten - so, wie sie es eigentlich müssten - ihr Veto, droht, dass die Arbeiten bis November ruhen. Voraussetzung: Der Umweltausschuss überstimmt den Naturschutzbeirat nicht. „Der Unternehmer hat gegenüber der Stadt klargemacht, dass er 300.000 Euro in Rechnung stellen werde. Darüber hinaus könnten Fördermittel in Höhe von 570.000 Euro verfallen“, so Selter. Abgesehen davon, ist ihr und ihren Mitstreitern sehr wohl bewusst, „wie dringend die Stadt neuen Schulraum braucht“.

Zustimmung doch noch erteilt

Also hat sich die Vorsitzende des Ausschusses nach Rücksprache weiteren Ausschussmitgliedern (eine reguläre Sitzung des Gremiums stand nicht mehr an) dazu durchgerungen, eine Befreiung zu erteilen. „Diese Entscheidung war am Ende nicht einstimmig“, sagt Selter. „Und auch in der nächsten regulären Sitzung habe ich Kritik einstecken müssen. Es gibt Mitglieder, die der Auffassung sind, dass man ein Zeichen hätte setzen müssen.“

Gleichzeitig hat sie mit der Befreiung eine Auflage verknüpft: an eine ökologische Begleitung durch einen externen Gutachter. „Immerhin können wir so noch dafür sorgen, dass für die gefällten Bäume und Sträucher Ersatz geschaffen wird“, sagt Selter. Darüber hinaus möchte sie geprüft wissen, ob es sich bei den illegalen Fällungen gar um eine Straftat handeln könnte. „Das wiederum würde ich dann bei der unteren Naturschutzbehörde zur Anzeige bringen.“

Naturschutzbeirat nicht gedrängt

Die wiederum, so erklärt die Stadt Hagen, habe die Baustelle nach der Anzeige zunächst stillgelegt. In der anschließenden Prüfung des Vorgangs wurde festgestellt, dass im vorliegenden Fall die gesetzlich erforderlichen „Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses“ zur Erteilung einer Befreiung vom Fällverbot vorliegen. Der Naturschutzbeirat habe gegen die Erteilung der Befreiung Widerspruch einlegen können. Daher sei er auch in diesem Fall hinzugezogen worden. Diese Abläufe gehörten aber zum Tagesgeschäft, erklärt die Stadtverwaltung auf Anfrage und betont: „Der Naturschutzbeirat wird seitens der Verwaltung grundsätzlich nicht gedrängt.“

Involviert worden sei die Biologische Station e.V. „Durch diese bauökologische Begleitung konnte sichergestellt werden, dass durch die Gehölzbeseitigungen keine Tiere während der Brutzeit gefährdet wurden“, so Sprecherin Clara Treude.