Hagen. 100 Gäste kamen zur Veranstaltung „Hagen handelt“ im Kunstquartier. Es ging um Ideen, wie unsere Innenstadt schöner werden kann. Die Vorschläge:
Der Satz des Abends war kurz und knackig und lautete: „Wir müssen aufräumen“, womit natürlich die unattraktive Hagener Fußgängerzone gemeint war. Die zweite Runde der Initiative „Hagen handelt“ fand am Montagabend im Kunstquartier statt. Und die Beteiligten hatten sich auf die Fahne geschrieben, weniger über Konzepte zu schwadronieren, als der Frage nachzugehen, was denn jetzt oder ganz bald passieren muss. Dabei ging es unter anderem um die Gastro-Pavillons.
Leerstände vermeiden
Simon Kramer als Vertreter der City-Gemeinschaft sprach über „Die kleine Stadt mit großer Gemeinschaft“ und spielte damit auf die Mittelstraße an, die in den vergangenen Monaten in puncto „Leerstände vermeiden“ besonders ins Visier genommen wurde.
Dazu wurde eine Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) gegründet und mit Hilfe von Fördergeldern wurden Immobilienbesitzer und Ladenbetreiber bzw. junge Gründer zusammengebracht. „Wir verfolgen drei Ziele. Die Mittelstraße soll sauberer, attraktiver und belebter werden“, so Kramer.
Dazu sollen die Sauberkeit in dem kleinen Quartier erhöht, die Warenanlieferungszeiten strenger kontrolliert und Ladestationen für E-Bikes sowie eine weitere Trinkwasserstation angeschafft werden. Im M12 gibt es eine solche, zu den Öffnungszeiten der Touristik-Information von jedermann zu nutzenden Trinkwasserstation bereits, eine weitere wird in Kürze im Oktagon der Volme-Galerie installiert. Mobile Inseln mit Sitzgelegenheiten und Bepflanzung werden angeschafft und am Märkischen Ring sowie an der Marienstraße aufgebaut.
„Um die Mittelstraße zu beleben, gibt‘s am 8. Juni die Veranstaltung ,Pets Avenue‘ mit Zelten, in denen Kleintier- und Reitsport-Zubehör angeboten werden. Und wie schon im vergangenen Jahr wird die City-Gemeinschaft auch 2024 Weihnachtsbäume sponsern und diese vor den Läden in der Mittelstraße aufstellen“, so Simon Kramer von der City-Gemeinschaft.
Christian Isenbeck, Vorsitzender des Unternehmervereins, konkretisierte: „Vor kurzem wurde der ,Verein Immobilien- und Standortgemeinschaft‘ gegründet. Bislang hat der Verein 20 Mitglieder, wir hoffen aber auf weitere. Aus den Mitgliedsbeiträgen und aus Innenstadt-Fördergeldern wollen wir eine Art Kümmerer, also praktisch einen Hausmeister, beschäftigen, der die Mittelstraße pflegt.“
1,2 Millionen Euro Fördergeld für Hagen
Larissa Gronemeyer vom Stadtplanungsamt schlüsselte den Gästen von „Hagen handelt“ auf, wie die 1,2 Millionen Euro, die Hagen aus dem Förderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Ortszentren in NRW“ erhalten hat, verwendet werden. „Wir haben vier Jahre Zeit - von Anfang 2024 bis Ende 2027 - das Geld einzusetzen. Allein 580.000 Euro stehen bereit, um die Neuansiedlung von Stores und Gastrobetrieben anzukurbeln. Und 200.000 Euro können für die Anschaffung von u.a. Outdoor-Mobiliar und Grünelementen eingesetzt werden.“
Andreas Beilein, ebenfalls Stadtplanungsamt, beantwortete die Frage „Was macht die City der Zukunft aus?“ mit klaren Worten: Mehr Sitzgelegenheiten inklusive Grün, unauffälliges Pflaster, sinnvolle Laufachsen.“
Und der Ist-Zustand in Hagen? „Wir haben monströse Wellenbrecher aus Stein. Und überdimensionierte Sitzgelegenheiten bilden einen Störfaktor.“ Von Andreas Beilein stammte daher auch der Satz des Abends: „Wir müssen aufräumen.“
Außerdem sollte man sich „von Liebgewonnenem“ trennen, empfahl der Stadtplaner und fragte in die Runde: „Muss man die verbauten Pavilllons von Café de Paris, Bordo-Grill und Pizzeria Centrale wirklich erhalten?“
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Rouven Lotz, Direktor des Emil-Schumacher-Museums und Hausherr des Abends, erläuterte, was Kultur zur Belebung der Innenstädte beitragen kann. Theater, Kunstquartier, Elbershallen, Musikschule, Theater an der Volme und Zirkus Quamboni könnten Kooperationen eingehen und „sich gegenseitig besuchen“. „Wir schmeißen unsere Möglichkeiten zusammen“, so Rouven Lotz.
Und wie beurteilten die Interessierten, die zu „Hagen handelt“ gekommen waren, die Veranstaltung? „Wesentlich straffer und mehr auf den Punkt gebracht als das erste Treffen vor knapp einem Jahr in der SIHK“, lobte Besucherin Elke Kampmann.
Raum zu klein
Allerdings sei der Raum - die Veranstaltung fand in der zweiten Etage des Emil-Schumacher-Museums statt - ihrer Meinung nach völlig ungeeignet gewesen, „zu dunkel, nicht einmal die Hälfte der Gäste hatte einen Sitzplatz, und durch die Stellwand im Raum konnten etliche kaum etwas sehen“.
Sie, Kampmann, verstehe nicht, warum man bei über 100 Teilnehmern als Austragungsort nicht das wesentlich größere Auditorium bzw. das Foyer im Erdgeschoss gewählt hatte.
Fehlende Kaufkraft in Hagen
Ihre Bekannte, Ulrike Biedermann, nickte zustimmend und ergänzte: „Es ist heute viel über Förderprogramme, Modernisierung und Begrünung gesprochen worden. Alles schön und gut, aber was ist mit der fehlenden Kaufkraft in Hagen?“
Kein Wort über die Volme
Und Waltraud Schroll, Künstlerin aus Rummenohl, resümierte: „Das Vorgetragene klingt toll, hoffentlich wird auch etwas daraus. Schade, dass über die Volme kein einziges Wort verloren wurde. Unser Fluss sollte endlich in die Innenstadt integriert werden.“