Breckerfeld. Seit Jahren kämpft Breckerfeld für eine Ortsumgehung, um das Chaos in der Innenstadt zu beheben. Doch aus der Landeshauptstadt hört man nichts.

Alle Jubeljahre keimt Hoffnung auf. Immer dann, wenn es den örtlichen Parteien mal wieder gelingt, einen Politiker aus Düsseldorf in die Hansestadt Breckerfeld zu locken. Diese Hoffnung ist immer dann besonders groß, wenn es sich um einen Vertreter jener Partei handelt, die auch noch den Ministerpräsidenten stellt. Und wenn es sich nicht um irgendeinen Hinterbänkler, sondern um den Vorsitzenden der größten Fraktion im Landtag handelt, dann ist mit einer Visite die Erwartung verbunden, dass endlich Bewegung in ein Projekt kommt, das die Breckerfelder schon seit einem halben Jahrhundert (!) bewegt: die Ortsumgehung.

Die Erwartung allerdings hat sich bislang nicht erfüllt. Und aus einer gewissen Enttäuschung macht da auch Bürgermeister André Dahlhaus (CDU), Mitglied in derselben Partei wie Ministerpräsident Hendrik Wüst und der Fraktionsvorsitzende Thorsten Schick, keinen Hehl mehr: „Ich fand das Gespräch ernüchternd“, blickt er auf einen Schick-Besuch im März zurück. „Es gab keine konkrete Botschaft. Dabei machen wir gegenüber dem Landesbetrieb immer wieder die gefährliche Situation im Ortskern deutlich. Und dort versichert man uns, dass man das auch weitergebe.“

Alternativ-Routen führen durch Breckerfeld

Diese gefährliche Situation beschäftigt die Breckerfelder Politik schon lange. Und sie hat noch einmal an Schärfe zugenommen, seit die A 45 zwischen Lüdenscheid und Hagen gesperrt ist und die Bergstadt ein Lkw-Durchfahrtsverbot verhängt hat, das auch für die Bundesstraße 54 Gültigkeit hat. Denn fortan sucht der Schwerlastverkehr nach Alternativ-Routen. Und eine davon führt genau durch den Breckerfelder Ortskern, wo auf Höhe des Hotels Böving die Fahrbahn so eng ist, dass zwei 40-Tonner kaum aneinander vorbeipassen, ohne dass sie ihre Spiegel einklappen.

WP Lokalbild Hagen
So eng ist es im Ortskern von Breckerfeld: Die Bürgersteige sind schmal. Da wird es für Fußgänger gefährlich. © WP | Jens Stubbe

Ein Szenario, von dem sich Thorsten Schick persönlich überzeugen konnte, als sich die CDU-Delegation zu einem Gruppenbild auf einem Bürgersteig aufbaute, der so schmal ist, dass er diesen Namen kaum verdient. „Wir haben im Koalitionsvertrag fest vereinbart, dass Projekte, die sich in Planung befinden, auch fortgeführt werden“, hatte Schick da gesagt und versichert, dass er die Argumente der örtlichen Politiker und die Sorgen der Anwohner nachvollziehen könne. Er sei froh, sich noch mal selbst ein Bild vor Ort gemacht zu haben - so Schick.

Keine Signale aus Düsseldorf

Allerdings sind bisher keine Signale aus dem von den Grünen geführten Verkehrsministerium in Düsseldorf im Rathaus Breckerfeld aufgeschlagen. Im Gegenteil: Die Botschaft, dass nun der Landesstraßen-Bedarfsplan neu aufgestellt werden soll, weckt den Argwohn vor Ort. Kommunen haben bis Anfang Juni Zeit, ihre Eingaben ans Land zu übermitteln. Das gilt auch für die Breckerfelder Ortsumgehung, die in der bisherigen Planung (wie andere Projekte in NRW auch) Priorität eins genießt.

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„Wichtig für uns ist, dass die Priorität weiter hoch bleibt“, sagt Dahlhaus, der weiß, dass das kein Automatismus ist. „Natürlich gibt es ein gewisses Risiko, dass die Ortsumgehung anders als bisher bewertet wird.“

Breite Mehrheit für Umgehung

Was für das Breckerfelder Projekt spricht, ist, dass es zuletzt von einer breiten politischen Mehrheit getragen wurde. Im Jahr 2018 hatte der Rat der Stadt eine Resolution auf den Weg gebracht (bei nur zwei Enthaltungen und einer Gegenstimme. „Das“, so Dahlhaus, „war ein wichtiges Signal.“

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An der aktuellen Ausgangslage ändert das aber erst einmal nicht: „Wir wissen ja durchaus, dass nicht morgen die ersten Bagger anrollen“, so Dahlhaus. „Aber wir brauchen endlich eine Perspektive.“