Schwelm. Als der EN-Kreis kurzfristige Sanierungsmöglichkeiten an seinem Hauptsitz in Schwelm untersuchen lässt, schlagen Statiker Alarm.

Der Ennepe-Ruhr-Kreis muss mehrere Bäume auf dem Gelände seines Hauptsitzes in Schwelm fällen, weil sonst die Gefahr besteht dass ein Teil des Parkdecks einstürzt. Darüber informierte die Kreisverwaltung am Donnerstagnachmittag. Zu viel Erde und damit zu viel Gewicht lasten auf einer Überdachungsfläche, so die Erklärung. Die Standsicherheit ist gefährdet. Wie Kreissprecher Ingo Niemann erklärt, handelt es sich dabei um eine Ad-hoc-Maßnahme am oberen Teil der Anlage.

Langfristig muss der Kreis das gesamte Parkdeck so wie das daneben liegende Kreishaus von Grund auf sanieren. Besonders das Parkdeck hat es nötig, da es den gesamten darüber liegenden Hang stützt, auf dem sich ein Wohngebiet befindet. Mehr als 30 Millionen Euro hatte ein Gutachten dafür schon einmal ausgerechnet, womit es einen großen Teil der Kosten von einmal angedachten 141 Millionen Euro für die Gesamtsanierung ausmachen würde.

Die Formulierung bleibt an dieser Stelle bewusst im Konjunktiv, da der Ennepe-Ruhr-Kreis und seine neun angehörigen Städte sich angesichts der Kosten zerstritten haben. Zur Erklärung: Das Geld für die Kreishaussanierung kommt über die sogenannte Kreisumlage nämlich von den Städten, während die sich selbst finanziell mit dem Rücken zur Wand sehen. Der Kreistag beschloss schließlich, dass der Landrat mit den Städten eine gemeinsame Planung für die Bestandssanierung des Kreishauses auf den Weg bringt. 

20 Zentimeter Erdreich abtragen

Doch zurück zum Parkdeck: Während aktuell noch nicht darüber entschieden ist, wann und in welchem Umfang es grundlegend instandgesetzt wird, wird derzeit untersucht, was kurzfristig notwendig ist, wie die Kreisverwaltung erklärt. Dabei hätten Statiker und Baumsachverständige festgestellt, dass die Last auf der genannten Überdachungsfläche im oberen Bereich des Parkdecks – Nähe Westfalendamm – zu groß ist.

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„Um das zu ändern, müssen vom Erdreich, das auf dieser Fläche liegt, mindestens 20 Zentimeter abgetragen werden“, heißt es dazu aus dem Schwelmer Kreishaus. „Da dies allerdings die Standsicherheit der Bäume zu stark beeinträchtigt, müssen diese gefällt werden.“

Kreishaus Schwelm
Blick von der Seite: Die Parkhausanlage am Schwelmer Kreishaus muss grundlegend saniert werden, da sie den darüber liegenden Hang stützt. © WP | Stefan Scherer

Das notwendige Sichern der Statik und das sicher wünschenswerte Erhalten der Bäume seien hier nicht gleichzeitig machbar, wie Kreissprecher Niemann betont. „Das ist bedauerlich, aber leider nicht zu ändern.“ Gleichzeitig kündigt er an: „Wenn die für die Statik der Parkdecks notwendigen Arbeiten abgeschlossen sind, wird die betroffene Fläche mit kleinen Gehölzen und Wildblumen artenreich neu bepflanzt werden.“

Kosten steigen immer weiter

Wie es mit der Kreishaussanierung weitergeht, soll sich im Frühjahr entscheiden. Aus Gevelsberg war im Zuge der Haushaltseinbringung mit Blick auf die Kreisumlage zuletzt von konstruktiven Gesprächen die Rede. Währenddessen steigen die Kosten für die bloße Nutzung des riesigen Gebäudekomplexes weiter, wie vor Wochen am Beispiel der Brandschutzmaßnahmen zu sehen war. Dafür musste die Kreisverwaltung zusätzliches Geld investieren. Der Kreistag gab dafür insgesamt 654.000 Euro frei, weil eine Ordnungsverfügung der Stadt Schwelm weitere und rechtlich vorgegebene Brandschutzmaßnahmen eingefordert hat.

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Darin enthalten waren Ausgaben für weitere Rettungswege, die Entfernung des Isenburg-Modells im Foyer, Planungskosten, aber auch rund 238.000 Euro für den vorsorglichen Einsatz von Evakuierungshelfern in mehreren Bereichen ihres Verwaltungsgebäudes. Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma sollten noch fehlenden Rettungswege und die festgestellten technischen Brandschutzmängel ausgleichen.

Über eine Einigung im Streit um die Sanierung dürften sich vor allem die Mitarbeitenden im Kreishaus selbst freuen. Die Liste an akuten Mängeln ihres Arbeitsplatzes ist lang und umfasst neben Brandschutz und Statik auch Probleme mit Asbest, PCB, Elektrik und dem Trinkwasser. Ein Gutachten spricht von einer Gefährdung für Leib und Leben, wenn sich nicht schnell etwas tut.