Schwelm. Das beliebte Isenburg-Modell wurde aus dem EN-Kreishaus entfernt. Es stehen zu lassen, wäre zu gefährlich gewesen, hieß es. Die Hintergründe.
Dass das Schwelmer Kreishaus ein schwerer Sanierungsfall ist, dürfte spätestens seit dem hitzigen Streit zwischen Städten und Ennepe-Ruhr-Kreis um die mindestens 141 Millionen Euro Sanierungskosten, die zuletzt dafür im Raum standen, bekannt sein. Das Geld dafür käme über die sogenannte Kreisumlage nämlich vor allem von den Städten, denen das Wasser finanziell gesehen selbst bis zum Halse steht. Ganz aktuell hat die Stadt Gevelsberg am Donnerstagabend bekanntgegeben, für ihren Haushalt 2025 ein Defizit von 15,6 Millionen Euro zu erwarten.
Demgegenüber steht eine gefühlt endlos lange Liste an akuten Mängeln im Kreishaus: Brandschutz, Asbest, PCB, Elektrik, Trinkwasser, Statik - laut Gutachten droht Gefährdung für Leib und Leben, wenn nicht schnell gehandelt wird. Mittlerweile würden Städte und Kreis sich in konstruktiven Gesprächen zum Thema Kreisumlage befinden, hieß es am Donnerstagabend im Gevelsberger Rat.
Wie akut der Handlungsbedarf im Kreishaus ist, wird jetzt noch einmal beim Brandschutz deutlich. Dafür muss die Kreisverwaltung nun zusätzliches Geld investieren. So gab der Kreistag in seiner letzten Sitzung für dieses Jahr insgesamt 654.000 Euro dafür frei. Hintergrund ist laut Kreis eine Ordnungsverfügung von der Bauaufsicht der Stadt Schwelm, die weitere und rechtlich vorgegebene Brandschutzmaßnahmen einfordert.
Brandschutz durch Sicherheitsfirma
In den 654.000 Euro seien neben den Ausgaben für weitere Rettungswege, die Entfernung des Isenburg-Modells im Foyer und Planungskosten auch rund 238.000 Euro enthalten, die die Kreisverwaltung für den derzeit werktäglichen vorsorglichen Einsatz von Evakuierungshelfern in mehreren Bereichen ihres Verwaltungsgebäudes zahlt. Hintergrund: Die Präsenz der Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma gleiche die noch fehlenden Rettungswege und die festgestellten technischen Brandschutzmängel aus, wie es dazu aus dem Kreishaus heißt.
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Warum das Modell der Hattinger Isenburg entfernt werden musste? Als Dauerleihgabe des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) stand der sechs mal zwei Meter große Nachbau des Stammhauses des Grafen Friedrich von Isenberg seit 2011 im Foyer des Kreistagssitzungssaales.
Das Problem: Im Brandfall wären damit Gefahren verbunden, Rettungswege wären nicht im ausreichenden Umfang frei gewesen. Als sogenannte Brandlast habe das Modell daher entfernt werden müssen, wie der Kreis erklärt. Laut Leihvertrag geht es zurück an den LWL. Die Kosten für Abbau, Transport und Wiederaufbau in einem LWL-Museum liegen bei 16.000 Euro und sind laut Vertrag vom Kreis zu übernehmen.
Arbeiten bis Ende erstes Quartal 2025
Mit rund 235.000 Euro deutlich teurer würden weitere Veränderungen, die mit Blick auf den Brandschutz notwendig seien und Anfang 2025 umgesetzt werden sollten: Um für Beschäftigte und Besucher den gesetzlich geforderten zweiten Rettungsweg bereitzuhalten, erhält das Kreishaus zum einen zwei weitere Treppentürme. Diese werden in Gerüstbauweise in der Nähe des Haupteingangs sowie an der Kreishaus-Seite zur Lessingstraße entstehen. Zum anderen wird es ein Steg Gästen auf der Zuschauer-Empore des Sitzungstraktes ermöglichen, auch bei einem verrauchten Treppenhaus über das Flachdach sicher in einen anderen Gebäudeteil zu gelangen.
Aber nicht nur der Brandschutz stellt die Verantwortlichen im Kreishaus und die Handwerker vor Herausforderungen, wie ein Autokran der größeren Sorte jüngst für viele erkennbar machte: Das Dach des Verwaltungsgebäudes an der Hauptstraße muss geräumt werden. Palette für Palette schwebten fast 100 Solarmodule und ihre gesamte Unterbaukonstruktion zu Boden. Seit 2009 habe die Anlage mehr als eine viertel Million Kilowattstunden Strom produziert, so die Kreisverwaltung. Jetzt mache ein Dachschaden den vorübergehenden Abbau erforderlich. Nur so werde es möglich, Undichtigkeiten zu reparieren sowie den damit verbundenen Wassereintritt in die Räume der Leitstelle und weitergehende Gebäudeschäden zu verhindern. Für den Abbau sowie die anschließende Sanierung der Dachfläche hatte der Kreistag bereits im Sommer 640.000 Euro zur Verfügung gestellt.
Ende des erstens Quartals 2025 sollen die nun gestarteten Arbeiten - auch in Sachen Brandschutz - ein Ende finden. Bis dahin hilft weiterhin eine Sicherheitsfirma, Beschäftigte und Besucher im Falle des Falles unversehrt nach draußen zu geleiten.