Schwelm. Die Ermittler der Mordkommission geben Einblicke in die intensive Suche nach Tatwaffe und Tatkleidung. Auch der Angeklagte war daran beteiligt.
Trotz intensiver Suche bleibt das Messer, mit dem ein 48-Jähriger seine Noch-Ehefrau getötet haben soll, verschollen. Der Prozess um die Geschehnisse in einem Hinterhof an der Moltkestraße in Schwelm ging am Donnerstag trotzdem weiter. Dabei konnte der Leiter der Mordkommission von der Polizei Hagen detaillierte Einblicke in die Suchaktion geben, an der der Angeklagte zwischenzeitlich sogar beteiligt war. Dabei versuchten die Ermittler - auch in Begleitung von Staatsanwaltschaft und Verteidigung - nicht nur die Tatwaffe zu finden, sondern auch das Fahrrad, mit dem der Beschuldigte nach der Tat bis Ennepetal-Königsfeld fuhr. Auch ging es um seine Wechselkleidung, die er dort entsorgt haben soll, nachdem er sich am Fluss gewaschen hat.
Zur Vorgeschichte: Der 48-Jährige hatte im früheren Verlauf des Prozesses überraschend erklärt, die 50-Jährige Frau und Mutter eines gemeinsamen Sohns, im Februar im Streit und aus dem Affekt heraus mit einem Messer getötet zu haben. Dabei sagte er aus, das Messer mit eigenen Händen in einem Waldstück vergraben zu haben. Seine Kleidung und das Fahrrad soll er an einer anderen Stelle in der Natur gelassen haben.
„Wir haben uns in dem Bereich gehalten, wo der Angeklagte ausgesagt hatte, das Messer vergraben zu haben“, erklärte der Leiter der Mordkommission im Zeugenstand vor dem Hagener Schwurgericht um die Vorsitzende Heike Hartmann-Garschagen. „Den genauen Baum konnte er uns aber nicht zeigen.“ Es soll dunkel gewesen sein, als der Mann das Messer dort vergaben habe. Etwa eine halbe Stunde mit dem Fahrrad sei das Waldstück vom Tatort entfernt, schätzt der Polizist auf Nachfrage der Richterin. Das sei aber schwer zu sagen. Nochmal etwa 1,6 Kilometer weiter suchten die Ermittler nahe der Wupper nach Teilen des Fahrrads. Auch die blieben aber verschollen.
Flucht-Fahrrad in mehrere Teile zerlegt und entsorgt
Die Rede ist von einem Mountainbike, dass der Angeklagte ohne Werkzeug vor Ort in mehrere Teile hätte zerlegen können. „In dem Bereich der Wupper war es sehr sauber“, erklärte der Ermittler. Es habe dort kaum Müll gegeben, aber durchaus Bewuchs, in dem sich Dinge hätten verfangen können. Die Kommission habe Kontakt zum Wupperverband aufgenommen, der Buch über Fundstücke führe. „Die hatten aber nichts zu einem Fahrrad“, so der Polizist weiter, der auf Nachfrage der Verteidigung erklärte, sich dort konkret nach dem Rahmen des Fahrrads erkundigt zu haben. Der 45-jährige erinnerte sich, dass der Grund der Wupper bei der Suche nicht vollständig einsehbar gewesen sei. Er könne nicht ausschließen, dass sich dort etwas abgesetzt habe.
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Das Messer selbst will der Angeklagte im Bereich eines Baumstumpfes vergraben haben, wie es hieß. „Aber Stümpfe gibt es da halt eine ganze Reihe“, schilderte der Leiter der Hagener Mordkommission. Dosenreste, eine Metallstange oder abgebrochene Flaschenhälse hätten zu den Fundstücken der Ermittler gehört, die spatentief in den Boden gegraben hätten. Es sei aber schwierig gewesen vorzudringen, da es dort viele Wurzeln gegeben habe.
„Was war mit der Täterkleidung?“, erkundigte sich die Kammer. „Die haben wir nicht gefunden“, antwortete der Polizist. „Wir haben auch mit dem Besitzer des Waldes gesprochen. Dem ist auch nichts aufgefallen.“
Besuch in Laden, der Messer verkauft haben soll
Doch zurück zum Messer. Die Kommission beschränkte sich bei ihren Ermittlungen nicht nur auf die Suche im Wald. Um herauszufinden, um was für ein Messer es sich genau handelt, besuchten sie außerdem das Geschäft in Wuppertal, in dem der Angeklagte es gekauft und bar bezahlt haben soll. Dieser hatte sogar das Modell genannt. Trotz Foto des Angeklagten habe sich im Laden aber niemand an den Mann erinnern können, erklärte der Polizist. Es habe allerdings eine Auflistung des dortigen Angebots gegeben.
Demnach soll es sich bei dem genannten Modell um ein freiverkäufliches Messer mit einer Klingenlänge von acht Zentimetern gehandelt haben. Laut Verteidiger Ihsan Tanyolu hatte die Rechtsmedizin anhand der Stichverletzungen von zwölf Zentimetern gesprochen, was sich laut Richterin Heike Hartmann-Garschagen aber möglicherweise durch die Wucht des Zustechens erklären lasse. Ob eine Messerhülle, die bei Durchsuchung der Wohnung des Angeklagten gefunden wurde, zur Tatwaffe gehört, konnte der Leiter der Mordkommission weder bestätigen noch dementieren. Die Ermittler hätten auch ein Taschenmesser in der Wohnung gefunden.
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Trotz Einlassung des Angeklagten, das Opfer getötet zu haben, bleiben also noch offene Fragen - darunter auch, ob das Gericht die Tat als Mord oder Totschlag werten wird. Für Montag, 23. Dezember, ist derzeit der nächste Prozesstag angesetzt. Bis in den Januar soll das Verfahren noch dauern. Während der jüngsten Verhandlung sprachen Richterin, Verteidigung und Staatsanwaltschaft über Pläydoyers. Lange dürfte ein Urteil also nicht mehr auf sich warten lassen.