Schwelm/Ennepetal. Eine Mordkommission hat im Ennepetaler Wald nach dem Messer gesucht, mit dem ein Schwelmer seine Ex-Frau umgebracht haben soll.
Es ist ein kalter und regnerischer Mittag, an dem die Mitglieder der Hagener Mordkommission, die für diesen Fall zuständig ist, durch ein Ennepetaler Waldstück streifen. Sie suchen nach der Tatwaffe, die der Angeklagte im Schwelmer Mordprozess laut eigener Aussage dort vergraben hat. Es handelt sich um das Messer, das der 48-Jährige seiner Noch-Ehefrau 34 Mal in den Körper gestoßen haben soll. Das Messer, mit dem er sie im Februar in einem Hinterhof an der Moltkestraße tötete, wie er selbst in einer überraschenden Einlassung vor Gericht gestand; im Streit und aus dem Affekt heraus, wie er es darstellte.
Bis zu diesem Geständnis war der Verbleib der Tatwaffe unklar, quasi ein fehlendes Puzzlestück in einem Prozess, der sich zuvor vor allem um Indizien und die Frage drehte, ob der Beschuldigte auch der Täter ist. Diese Frage ist nun geklärt. Das Messer, das weitere Spuren hätte liefern können, bleibt aber verschollen.
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Die Suche der Mordkommission - bei der der Angeklagte unter Bewachung selbst dabei ist - bringt keinen Erfolg. Am Donnerstag, 12. Dezember, geht der Prozess vor dem Hagener Schwurgericht um die Vorsitzende Heike Hartmann-Garschagen weiter. Die Kammer wird voraussichtlich noch bis in den Januar hinein der Frage nachgehen, ob es sich bei der Tat nun um Mord oder Totschlag handelt.
Suche in Ennepetal-Königsfeld
Das Team der Mordkommission ist bei seinem Sucheinsatz bestens ausgestattet. Metall-Detektoren, Spaten, Kamera: Schlägt einer der Detektoren an, wühlt sich das Team durch die Erde und hält mögliche Funde fotografisch fest. Durch den Dauerregen an diesem Tag ist der Boden sehr schlammig, überall liegen Laub und Äste. Immer wieder piept einer der Detektoren auf und jemand kniet sich hin, um zu graben. Was auch immer das Gerät aber ausgelöst hat, ein Messer ist es nicht einmal.
Der Leiter der Mordkommission gibt gegenüber der Redaktion vor Ort keine Stellungnahme zur Suche ab. Die Staatsanwaltschaft Hagen bestätigt später auf offizielle Nachfrage, dass das Messer nicht zu finden war. Suchort war in diesem Fall ein Waldstück in Ennepetal-Königsfeld, in dem der Angeklagte die Waffe direkt nach der Tat vergraben hat, wie es hieß. Der Ort befindet sich gar nicht weit von einer Straße entfernt, zu Fuß lediglich ein paar Minuten querfeldein, direkt an einem kleinen Waldweg.
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Staatsanwalt Lukas Franke sieht auf Nachfrage der Redaktion keine großen Auswirkungen der weiterhin fehlende Tatwaffe auf den weiteren Verlauf des Prozesses. Es sei mit der Kammer nun abzustimmen, was diese für erforderlich halte, erklärt er zum weiteren Vorgehen. Auch Verteidiger Christoph Wortmann, der den Angeklagten gemeinsam mit Anwalt Ihsan Tanyolu vertritt, sieht erstmal keine direkten Auswirkungen auf den Prozess. Die Untersuchung der Waffe hätte aus seiner Sicht keinen großen Ausschlag gegeben.
Weiter offen: Mord oder Totschlag?
Bleibt also die Frage: War es Mord oder Totschlag? War Staatsanwalt Franke in seiner Anklage noch von einer geplanten Tat ausgegangen, die der Beschuldigte mit Heimtücke begangen haben sollte, zeichnet dieser in seiner Einlassung ein etwas anderes Bild, nämlich das einer spontanen Tat, bei der er das Opfer ungeplant und eben nicht hinterrücks angegriffen haben will.
Zum Selbstschutz habe er ein Messer im Rucksack bei sich getragen, hatte der 48-Jährige erklärt. Dieses sei bei dem Handgemenge während des Streits zwischen ihm und seiner Ex-Partnerin aus dem Rucksack herausgefallen. Beide hätten es gesehen, beide hätten danach gegriffen, er sei schneller gewesen und habe zugestochen.
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Die Obduktion der Leiche hatte laut Gerichtsmedizin allerdings ergeben, dass Kehle und Halsschlagadern des Opfern durchtrennt worden seien und dass jemand mit enormer Wucht zugelangt habe. So habe es Knochen-Absplitterungen von der Wirbelsäule gegeben. Eine weitere Frage könnte also die nach einer möglichen Übertötung sein.