Winterberg. Immer wieder gibt es wegen Parkplätzen in Winterberg Ärger - vor allem an Ski-Wochenenden. Wo Touristen geholfen werden kann und wo nicht.

Winterberg ist eines der beliebtesten Wintersportgebiete Deutschlands und zieht jedes Jahr zahlreiche Touristen an. Doch mit der steigenden Besucherzahl wächst auch die Problematik rund um die Parkplatzsituation – insbesondere an hochfrequentierten Wochenenden. In den vergangenen Wochen häuften sich die Beschwerden von Besuchern, die trotz fehlender Parkmöglichkeiten mit einer Vertragsstrafe belegt wurden. Die Stadt Winterberg sieht sich in der Pflicht, die Verkehrssituation weiter zu verbessern, weist jedoch darauf hin, dass temporäre Staus nicht gänzlich vermeidbar seien.

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Unmut bei Winterberg-Besuchern

Mehrere Fälle sorgten in den vergangenen Monaten für Aufsehen. So erlebten Johannes und Lennart Blome aus Minden am 11. Januar eine unangenehme Überraschung. Nach vergeblicher Parkplatzsuche auf dem stark frequentierten Parkplatz Pavillon am Waltenberg erhielten sie wenige Tage später eine Zahlungsaufforderung über 65 Euro. Hintergrund war das Überschreiten der 15-minütigen Suchzeit. Johannes Blome schildert die Situation vor Ort so: „Es gab keinen, der den Verkehr regelte. Obwohl der Parkplatz komplett voll war, wollten immer neue Autos rein. Und die anderen kamen nicht raus.“

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Auch Familie Mielke aus Sundern machte eine ähnliche Erfahrung. Nach mehreren Runden über einen Parkplatz und vergeblicher Suche nach einem freien Stellplatz verließen sie die Fläche – doch eine Zahlungsaufforderung folgte trotzdem. Oliver Mielke spricht von „Abzocke“ und schaltete einen Anwalt ein. Erst nach der Intervention der WP nahm der Betreiber die Forderung zurück und sprach von einem „Irrtum“ bei der Systemumstellung.

Rabea Kappen, Pressesprecherin und Projektkoordinatorin der Stadt Winterberg

„Dank der neuen Technik hat sich die Stausituation rund um den P1 erheblich verbessert.“

Rabea Kappen
Pressesprecherin

Stadt Winterberg verweist auf technische Verbesserungen

Die Stadt Winterberg nehme die Problematik ernst, sieht aber auch Fortschritte. So erklärt Stadtsprecherin Rabea Kappen: „Unser Ordnungsamt steht regelmäßig in Kontakt mit den privaten Leistungserbringern im Wintersport. Dazu zählen auch die Parkplatz-Betreiber“, sagt sie. Es werde regelmäßig überprüft, wie sich der Verkehr steuern lasse, um Staus und Probleme bei der Parkplatzsuche zu reduzieren. In den vergangenen Jahren habe man durch technische Maßnahmen, darunter ein digitales Verkehrsleitsystem und eine Ampelsteuerung, bereits Verbesserungen erzielt. „Dank der neuen Technik hat sich die Stausituation rund um den P1 erheblich verbessert. Hat sich der Verkehr in den vergangenen Jahren an der Stelle immer wieder massiv gestaut, ist ein massiver Stau in diesem Jahr an der Stelle nicht mehr zu beobachten. Die neu installierte Ampel ist sicher der richtige Schritt, um den Verkehr noch besser fließen zu lassen“, erklärte Kappen.

Trotz dieser Maßnahmen könne es an stark frequentierten Tagen dennoch zu temporären Staus kommen. Insbesondere Tagesgäste, die nicht unbedingt Wintersport betreiben, sondern einfach das Erlebnis Schnee genießen wollen, würden zu zusätzlichem Verkehrsaufkommen beitragen. „Das sich permanent erhöhende Verkehrsaufkommen insbesondere durch Tagesgäste, die an solchen Wochenenden nicht zwingend Wintersport betreiben, sondern das Erlebnis Schnee genießen möchten, führt dazu, dass temporäre Staus nicht gänzlich vermieden werden können. Dies gilt auch für den Parkplatz P1“, so Kappen weiter.

Johannes Blome
Da war die Stimmung noch gut. Johannes Blome uns sein Bruder Lennart gemeinsam auf der Skipiste in Winterberg. Später flatterte ein saftiger Bußgeldbescheid ins Haus. © WP | Privat

Gespräche mit privaten Parkplatzbetreibern

Ein wiederkehrender Kritikpunkt ist die Bewirtschaftung privater Parkflächen. Vor allem die 15-Minuten-Regel zur kostenlosen Suchzeit führte in einigen Fällen zu Problemen. Laut Stadtverwaltung stehe das Ordnungsamt in regelmäßigem Austausch mit den privaten Parkplatzbetreibern. Dabei würden auch mögliche Probleme und Lösungen diskutiert. Die Zusammenarbeit sei insgesamt konstruktiv, erklärte Kappen: „Auch und gerade Probleme werden proaktiv besprochen, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Darüber hinaus arbeiten die privaten Dienstleister ohnehin stetig daran, ihre Systeme und Konzepte zu optimieren. Es ist natürlich nicht gänzlich zu vermeiden, dass im laufenden Betrieb auch mal neue Herausforderungen entstehen“, sagt sie.

Rechtlich gesehen habe die Stadt jedoch keinen Einfluss auf die Genehmigung oder Überwachung privater Parkraumbewirtschaftung. Die Stadt genehmige diese nicht, stehe aber im Austausch mit den Betreibern, um Probleme zu lösen.

ADAC rät zur Prüfung von Forderungen

Der ADAC rät betroffenen Autofahrern, Zahlungsaufforderungen nicht ungeprüft zu akzeptieren. In vielen Fällen könne eine Klärung mit dem Betreiber oder eine rechtliche Prüfung Abhilfe schaffen. Eine eindeutige Rechtsprechung zu Fällen wie denen von Johannes Blome oder Oliver Mielke gibt es bislang nicht. „Ob die Zahlungsforderung wegen vertragswidrigem Verhalten durch bloße Parkplatzsuche also vor Gericht Bestand hätte, ist unklar beziehungsweise fraglich“, so der ADAC NRW.