Brilon. Dr. Gheorghe Ionescu ist neuer Leiter der Notaufnahme im Krankenhaus Brilon. Er spricht über Extremsituationen, Schicksale und Herausforderungen.

Die Zentrale Notaufnahme des Städtischen Krankenhauses Maria-Hilf in Brilon hat einen neuen Leiter: Mit dem 42-jährigen Facharzt Dr. medic. Gheorghe Ionescu kehrt zum Jahresende ein erfahrener Mediziner nach drei Jahren zurück an das Briloner Krankenhaus. Zeit, sich über die Arbeit in einer Notaufnahme und besonders schwere Fälle mal genauer zu unterhalten.

Jeder Tag in der Briloner Notaufnahme ist anders

„Ich habe schon immer gerne in der Notaufnahme mit Menschen gearbeitet“, sagt er. „Die Arbeit ist immer neu, auf jeden Patienten und auf jede Behandlung muss man sich neu einstellen. So ist jeder Tag anders.“ Was für andere hektisch klingen mag, ist genau die Herausforderung, die Ionescu sucht. „Wenn vier Patienten auf einmal in die Notaufnahme kommen, man den Überblick behalten muss, dann spüre ich das Adrenalin. Das ist eine sehr spannende Arbeit.“ Er sagt aber auch: „In Brilon kommt das aber nicht so oft vor, hier braucht man den Schockraum vielleicht zweimal im Monat, in Paderborn kann das schon zweimal am Tag vorkommen.“

Was passiert bei einem Unfall in der Briloner Notaufnahme?

Der Schockraum kommt dann zum Einsatz, wenn es beispielsweise einen Unfall gegeben hat. Schon vom Rettungswagen aus wird das Krankenhaus über ein Meldesystem informiert. „Man plant anhand der Meldung die benötigten räumlichen und personellen Ressourcen“, erklärt Gheorghe Ionescu. Im Schockraum wartet ein interdisziplinäres Team auf den Patienten. Üblicherweise besteht das Schockraum-Team aus einem bis zwei Chirurgen, einem Anästhesisten, dem Pflegepersonal der Notaufnahme und der Anästhesie, dem Labor- und Röntgenpersonal und zu Beginn auch dem Rettungsdienstpersonal. Es wird dann gleichzeitig am Patienten gearbeitet, jeder weiß was er zu tun hat. Entkleiden und Ultraschall, Schmerztherapie und Messung der Kreislaufparameter, Wundbehandlung - das alles wird gleichzeitig durchgeführt. Der Trauma-Leader, der den Fall im Schockraum koordiniert ist derjenige, mit der meisten Berufserfahrung. Anschließend geht es in der Regel zur weiterführenden Diagnostik, Röntgenaufnahmen oder CT. „Bestehen zum Beispiel innere Blutungen, muss der Patient auch direkt in den OP“. Ungefähr zehn bis fünfzehn Minuten verbringt ein Unfallopfer im Schockraum.

Auch interessant

Brilon
Maria Hilf Krankenhaus Brilon: Die Notaufnahme lässt sich über den Haupteingang erreichen. © WP | Jana Naima Schopper

Briloner Krankenhaus hat starkes Pflegeteam

Gheorghe Ionsecu muss oft um die Ecke denken. Er erinnert sich an einen LKW-Fahrer, der von seinem Fahrzeug gestürzt war. „Alle seine Kollegen gingen natürlich davon aus, dass er bewusstlos ist, weil er gestürzt war. Wir sahen dann aber in der Untersuchung, dass ein Herzinfarkt für den Sturz ursächlich war.“ Solche Fälle muss man „rausfischen“ und das nicht offensichtliche, was bedrohlicher für den Patienten ist, sofort behandeln. Eine Kopfplatzwunde hat sechs Stunden und länger Zeit, bei einem Herzinfarkt oder Schlaganfall zählt jede Minute. Gibt es Hinweise auf einen Infarkt, wird direkt der Kardiologe oder der Internist hinzugezogen. Gheorghe Ionsecu betont, dass er im Briloner Krankenhaus ein Team hat, das in genau diesen Fällen eine fundierte Entscheidung treffen kann. „Natürlich haben wir ein verpflichtendes Triagesystem, aber Infarkte - so sagt man - kommen immer noch zu Fuß. Unser Pflegepersonal kann dank ihres geschulten Auges schnell entscheiden, ob der Patient noch eine halbe Stunde warten kann oder nicht. Die Erfahrung und Einschätzung des Teams ist ausschlaggebend für den Erfolg.“ Er erlebe das Briloner Team als geschlossen und hilfsbereit, er freue sich auf die Zusammenarbeit. „Das Team ist nicht zu schlagen.“

Brilon240503450 Luftbild
Im Städtischen Krankenhaus Maria-Hilf Brilon gibt es einen neuen Leiter der Notaufnahme. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Teil des Briloner Teams kennt Ionescu schon sehr gut

Auch interessant

Gheorghe Ionescu kennt einen Teil des Teams schon gut, er hat bereits von 2014 bis 2016 in der Briloner Chirurgie unter Chefarzt Dr. Ulrich Schmidt gearbeitet und von 2019 bis Ende 2021 die Leitung der Zentralen Notaufnahme übernommen. In den vergangenen Jahren sammelt er Erfahrungen als Chefarzt in der Zentralen Notaufnahme im Kreiskrankenhaus Frankenberg, wo er auch einen Teil der Ausbildung zum speziellen Unfallchirurgen machte. „Ich habe mir gewünscht, wieder nach Brilon zurückzukommen, denn das Pendeln hat mich zu viel Lebenszeit gekostet.“ Jetzt möchte der in Brilon lebende Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, mit Zusatzbezeichnung Klinische Akut- und Notfallmedizin, die Briloner Notaufnahme vorantreiben. Dabei betont er, dass das Briloner Krankenhaus schon zwei wichtige Erfolgspunkte vereint. Neben dem guten Pflegeteam sei das die vorangeschrittene Digitalisierung, die für eine effiziente Arbeit im Krankenhaus unverzichtbar ist.

Die allgemeine Notfalldienst-Praxis Brilon ist in neue Räume innerhalb der Krankenhauses Maria-Hilf umgezogen. Die neuen Räumlichkeiten im Hauptgebäude sind dabei zur ersten „Portalpraxis“ im Hochsauerland geworden.
Die allgemeine Notfalldienst-Praxis Brilon ist in neue Räume innerhalb der Krankenhauses Maria-Hilf umgezogen. Die neuen Räumlichkeiten im Hauptgebäude sind dabei zur ersten „Portalpraxis“ im Hochsauerland geworden. © WP | Jana Naima Schopper

Herausforderungen im System: Briloner Notaufnahmeleiter erzählt

Auch interessant

Doch Ionescu kämpft in der Behandlung der Notfälle gegen Herausforderungen. „ Ich hatte vor Jahren mal eine Patientin, als ich selbst als Notarzt herausgefahren war, die unter Magendarmblutungen litt. Die Kliniken in der Umgebung hatten sich abgemeldet, ich sollte sie in ein Krankenhaus rund eine Stunde entfernt bringen. In dieser Zeit wäre sie verblutet.“ Gheorghe Ionescu ist kein Freund des Abmeldens. Kliniken, die bereit sind, Notfälle aufzunehmen, melden sich in der Regel grün, so wissen die Notärzte und Rettungsteams, welches Krankenhaus Kapazitäten hat und angesteuert werden kann. Manche Kliniken melden sich aufgrund des Personalmangels oder fehlender Kapazitäten ab. „Das ist für den Rettungsdienst nicht fair. Wir als Klinik müssen doch da sein für Menschen, die Hilfe brauchen.“ Ist ein Fall akut, kann der Rettungsdienst Zwangszuweisungen durchführen, dann muss auch eine abgemeldete Notaufnahme den Patienten aufnehmen. Ionescu: „Hier im ländlichen Raum gibt es einfach nicht genug Kliniken, im Ruhrgebiet ist das anders, aber hier ein Krankenhaus wie das Maria Hilf am Briloner Standort zu haben, ist ein großer Vorteil.“

Briloner Vorteil: Notaufnahme und Portalpraxis an einem Ort

Lesen Sie auch:

Ein weiterer Vorteil in Brilon ist seiner Meinung nach die Verbindung zwischen Notaufnahme und Portalpraxis der KVWL. „Die Zusammenarbeit klappt gut und es ist von Vorteil, dass die Portalpraxis hier angesiedelt ist. Rezepte und Krankmeldungen können so schnell ausgestellt werden, die Arbeit läuft Hand in Hand. Für Ionescu ein gutes Gefühl, den Menschen schnell helfen zu können. Die Notaufnahme in Brilon will er nun im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben weiterentwickeln und zu einer Verbesserung der Behandlungsqualität hier vor Ort beizutragen.

Briloner Geschäftsführer froh über den Neuzugang

Geschäftsführer René Thiemann sieht in der neuen Personalie einen wichtigen Fortschritt: ,,Wir sind sehr froh, dass Herr Ionescu zu uns zurück kehrt und wir so die Stärkung der ärztlichen Kompetenz und der medizinischen Notfallversorgung im östlichen HSK festigen. Ich wünsche ihm und seinem Team viel Erfolg und eine gute Zusammenarbeit!“

Eine der schönsten Erinnerungen aus seiner Arbeit aus den vergangenen Jahren ist der Fall eines kleinen Mädchens, das vom Klettergerüst gefallen war. Es drohte eine Querschnittslähmung. In Kassel nahmen sie das Mädchen damals schnell auf, es konnte gerettet werden. „Es ist immer eine dankbare Aufgabe, Menschen so schnell helfen zu können.“

Mehr WP Brilon