Brilon/Olsberg. Gibt es in Krankenhäusern im HSK zu wenig Pflegepersonal? Das legt der Bundesklinikatlas nahe. Das Maria-Hilf in Brilon wehrt sich.
Schon im vergangen Jahr gab es viel Kritik am Bundesklinikatlas, der vom Bundesgesundheitsministerium eingeführt wurde. Jetzt legen die Krankenhäuser im Sauerland, die in der Auswertung bei der Pflege als unterdurchschnittlich kategorisiert wurden, nach. Sie werfen dem Klinikatlas vor, ein falsches Bild zu vermitteln. Kern der Kritik ist der sogenannte Pflegequotient.
Durch den Pflegequotienten soll die Anzahl durchschnittlich pflegebedürftiger Patienten pro Pflegekraft im Laufe eines Jahres darstellen - je niedriger der Wert, desto besser. Berechnet wird er anhand der vom Krankenhaus abgerechneten Leistungen aus dem Pflegeerlöskatalog in Relation zur Anzahl des Pflegepersonals. Diesen Leistungen wird eine Art standardisierter Aufwandswert zugeschrieben. Der durchschnittliche Aufwand bei der Pflege eines Patienten soll dabei der entscheidende Messwert sein. Aufwandswerte werden zusammengezählt oder aufgeteilt, das bedeutet, dass ein pflegebedürftigerer Patient auch als mehrere gewertet werden kann. Am Ende wird die so ermittelte Anzahl der „Patienten“, die von der realen Zahl abweicht, durch die Pflegekräfte geteilt.
Der Pflegequotient ist unzureichend
Frank Leber, Geschäftsführer der Elisabeth-Klinik in Bigge, betont, dass der Pflegequotient von 61,03 nicht alle relevanten Aspekte abbilde. Er spiegle lediglich die Quantität, nicht jedoch die Qualität des Pflegepersonals wider. So seien beispielsweise über 91 Prozent des Pflegepersonals der Elisabeth-Klinik examinierte Fachkräfte, die eine dreijährige, vollständig in Deutschland absolvierte Ausbildung abgeschlossen hätten.
Pia Kloß, Sprecherin des Städtischen Krankenhauses Maria-Hilf in Brilon, verweist in diesem Zusammenhang auf das Positionspapier des DBfK. Dort werde hervorgehoben, dass Pflegepersonalquotienten unzureichend seien, da sie weder den tatsächlichen Pflegebedarf widerspiegelten noch eine Aussage über die Angemessenheit der Personalbesetzung zuließen.
Weniger Personal auf dem Land
René Thielmann, Geschäftsführer, und Tomas Pape, Pflegedirektor, unterstreichen daher, dass der Pflegequotient der Klinik von 61,7 nicht auf eine unzureichende Personaldecke hindeute. „Die zugrunde liegenden Daten basieren unter anderem auf den bei DRG-Kalkulationen berücksichtigten Kostenanteilen für die Pflegepersonalkosten“, erläutert die Krankenhausleitung - also betriebswirtschaftlichen Berechnungen. Der tatsächliche Pflegeaufwand im Verhältnis zur bestehenden Personalbesetzung werde somit nicht abgebildet.
Es sei nachvollziehbar, dass Kliniken in ländlichen Regionen mit geringerer Bevölkerungsdichte weniger Pflegekräfte beschäftigten als Einrichtungen in Ballungsräumen. Dies gelte für alle vergleichbaren Kliniken. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten dennoch Tag für Tag ihr Bestes für das Wohl unserer Patientinnen und Patienten“, hebt die Krankenhausleitung hervor.
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Das Ziel ein attraktiver Arbeitgeber zu sein
„Mehr Pflegekräfte wären selbstverständlich wünschenswert“, ergänzt die Klinikführung. Mit der Pflegepersonalbemessungsverordnung (PPBV) habe die Bundesregierung bereits wichtige Veränderungen auf den Weg gebracht. Die neue Stellenplanermittlung verlagere den Fokus von einem primär betriebswirtschaftlich orientierten System hin zu einer leistungsorientierten Ausrichtung.
Die Gewinnung von Pflegekräften ist eine der zentralen Herausforderungen im Gesundheitssystem“, erklärt die Klinikleitung. Alle Aktivitäten des Krankenhauses seien darauf ausgerichtet, auch in Zukunft qualifiziertes Pflegepersonal zu gewinnen. Dafür habe man attraktive Rahmenbedingungen geschaffen. Dazu gehören neben der klassischen Ausbildung auch die Möglichkeit eines Dualen Studiums sowie eines berufsbegleitenden Studiums für Pflegekräfte.
Ziel sei es, ein attraktiver und familienfreundlicher Arbeitgeber zu sein. Dies werde durch vielfältige Maßnahmen erreicht, wie etwa flexible Teilzeitarbeitsmodelle, Unterstützung bei der Karriereplanung, spezielle Mitarbeiterangebote sowie verbindliche Absprachen zur beruflichen Entwicklung einzelner Mitarbeiter.