Brilon/Olsberg. Weihnachten gibt‘s knusprige Gans - gebraten im Restaurant, verspeist zu Hause. Sauerländer Gastronomen bieten abholbare Gourmet-Menüs an.
In größeren Städten gibt es sie häufiger: die „Enten- oder Gänsetaxis“. Und genau das, was der Name vermuten lässt, steckt auch dahinter. Geflügel wird chauffiert – allerdings in gebratenem Zustand. Rotkohl und Klöße quasi als Beifahrer. Was für ein Duft in der Fahrgastzelle! Immer mehr Restaurants haben sich darauf spezialisiert, an den Feiertage den Braten fertig gekocht zum Abholen für nach Hause anzubieten. Gerade vor oder zu Weihnachten wird es immer beliebter, daheim unterm Christbaum zu sitzen und etwas Köstliches zu speisen, für das man aber nicht selbst in der Küche stehen musste und für das man nicht mit der ganzen Familie ins Restaurant fahren muss. Ein Fahrer/eine Fahrerin reicht, Ente geholt, Bon Appétit!
Lesen Sie auch
- Ehering gerettet: Briloner Sondengänger helfen Ehepaar
- Kompost statt Sarg: Trend stößt in Brilon auf Ablehnung
- Krankenhausjob gekündigt: Milena Floren zieht nach Thailand
- Homosexualität und Kirche: Ein Grund für Austritte
- Friedrich Merz als Kanzler? So denken die Briloner über ihn
- So klimaschädlich sind Schneekanonen in Winterberg wirklich
Auch der „Schinkenwirt“ in Olsberg bietet „Weihnachten to go“ an. „Gerne tragen wir bei Ihnen zum Gelingen der Festtage bei und bieten wieder einige mit Liebe zubereitete Gerichte zum Abholen an. Aus Umweltschutzgründen bitten wir Sie, Töpfe und Schüsseln für das bestellte Essen mitzubringen“, heißt es auf der Homepage. „Die Idee ist zu Corona-Zeiten entstanden, lief aber auch danach sehr gut, so dass wir den Service auch dieses Jahr anbieten“, sagt Küchenchef Michael Pfannes, der das Waldhotel seit über 20 Jahren mit seiner Frau Gabi führt. Wahlweise können die Kunden komplette Menüs auswählen oder auch einzelne Bestandteile daraus. Es gibt drei Suppen (Waldpilz, Tomate, Marone) und als Hauptgang knusprige Ente, Hirschbraten oder vegetarische Käseknödel. Bei den Beilagen stehen Klöße und Rotkohl auf der Speisenkarte und als Desserts Tiramisu oder Mousse au chocolat. Weihnachten kann kommen.
Ob sich die Gastgeber zu Hause an der Festtagstafel mit fremden Federn schmücken und gar nicht erst verraten, dass das Menü vom Profi kommt, glaubt Pfannes nicht. „Ich sehe es als kleine Unterstützung, die viel bringt, weil sie Zeit und Arbeit erspart.“ Ihm ist es aber sehr wichtig, dass die Kunden ihr Geschirr mitbringen. „Auf keinen Fall möchten wir durch diesen Service Plastikmüll erzeugen. Die Gäste bringen ihre Töpfe mit, wir schieben die noch mal in den Ofen, damit sie schön heiß sind und dann kommt das Essen dampfend heiß in den familieneigenen Bräter. Für alle Fälle und bei längeren Strecken haben wir noch so Thermoboxen, die wir ausleihen und die man uns dann wieder zurückbringen kann“, so Pfannes.
Meschede und Marsberg sind die weitesten Strecken, die der Hirsch oder die Ente bislang gefahren sind. Über das Töpfe-Repertoire, das er bei dieser Gelegenheit zu Gesicht bekommen hat, könnte der Küchenmeister ganze Romane schreiben. Denn manche Pötte könnten einiges über die Gäste und deren Koch-Gepflogenheiten erzählen. Aber das wäre eine andere Geschichte.
Abholzeit vereinbaren
Damit nicht plötzlich eine lange Autoschlange bis hoch zum Schinkenwirt steht, wird mit den Kunden eine Abholzeit vereinbart. „Das hat sich bewährt und hilft auch bei den internen Abläufen“, so der Küchenchef. Denn neben „Weihnachten to go“ werden ja auch noch die hoteleigenen und andere Gäste im Restaurant bedient. Für Michael Pfannes steht der Spaß am Kochen und der Spaß, den die Gäste beim Genießen haben, im Vordergrund. Wer auf den „letzten Drücker“ anruft und noch kurzfristig etwas abholen möchte – Weihnachten kommt ja immer ganz überraschend – wird ganz bestimmt nicht abgewimmelt. „Aber es wäre schon schön, wenn wir vorher etwas planen könnten.“ Anmeldungen sind per Telefon, Mail und Whatsapp möglich. Der Abhol-Service gilt während des ganzen Monats Dezember.
Martin Steiner und sein Team von der Almer Schlossmühle offerieren einen ähnlichen „Weihnachten-to-go-Service“. „Das ist immer noch ein Überbleibsel aus der Corona-Zeit, wo wir total gute Erfahrungen mit dem Angebot gemacht haben“, sagt Steiner. Er habe immer noch viele Stammgäste, die ihn anspornten, den Service aufrecht zu erhalten. „Es gab immer schon ein komplettes Menü und auch einzelne Bestandteile. Dieses Jahr haben wir das Menü rausgenommen und die Zahl der einzelnen Komponenten erhöht. Ich habe das Gefühl, dass diese Variante bei den Gästen ganz gut ankommt“. Neben „Getrüffeltem Maronensüppchen“ gibt es zum Beispiel „Entenkeule und Enten-Orangenjus“ oder „Zarte Bäckchen vom Almochsen“ sowie Wildragout, Spinatknödel, Klöße, Rotkohl und „Weißes Schokoladenmousse mit Mangoragout und Spekulatiusstreusel“.
Lesen Sie auch
- Abonniere den Kanal WP Brilon/Winterberg - Westfalenpost auf WhatsApp.
- Immer auf dem neuesten Stand bleiben: Unsere News-App gibt es auch für Android und iPhone
Anders als in Olsberg bietet die Schlossmühle das Essen fertig gekocht und abholbereit in einem Vakuum-Beutel an. Es könne sofort verzehrt oder mit wenigen Handgriffen zu Hause im Wasserbad erwärmt werden, erklärt Steiner. Abgeholt werden können die Speisen bei ihm nur am Sonntag, 22. Dezember, zwischen 15 und 18 Uhr. Verzehrt werden sollten sie bis zum 28. Dezember.
Im Restaurant mal nachfragen
Vermutlich sind die beiden Restaurants nicht die Einzigen im Sauerland, bei denen man sich die fertig gebratene Gans nach Hause holen kann. Leider erklärte auch der Hotel- und Gaststättenverband auf Nachfrage, dass es keine gebündelte Übersicht darüber gebe, welches Restaurant den Service anbietet. Vielleicht einfach mal im Restaurant des Vertrauens nachfragen, ob eine Art „Enten- oder Braten-Taxi“ angeboten wird.