Meschede/Hochsauerlandkreis. Ihren Traum vom Leben in Thailand setzt Milena Floren in die Tat um. Dafür lässt die Sauerländerin ihr altes Leben fast völlig hinter sich
Am 16. Januar ist der große Tag. Dann wird Milena Floren ihre Koffer nehmen und ins Flugzeug nach Thailand steigen – ein One-Way-Ticket. Die Meschederin hat ihren Job als Intensivkrankenschwester gekündigt, ihre Wohnung aufgegeben, ihre Möbel und ihr Auto verkauft. Auf der thailändischen Insel Koh Phangan will sie sich als selbstständige Trainerin für Gesundheit und Fitness ein neues Leben aufbauen und lässt fast alles zurück - nur ihre beiden Katzen Abuela und Cataleya nimmt sie mit.
Von einem Leben im Ausland habe sie schon immer geträumt, erklärt die 33-Jährige: „Das Fernweh war schon immer da.“ In Thailand war sie bereits viele Male, immer wieder zog es sie im Urlaub in das südostasiatische Land mit seinen üppigen Wäldern, dem türkisblauen Meer, dem milden Klima und der Lebensart, die so ganz anders ist als in Deutschland. Doch den konkreten Entschluss zum Umzug habe sie erst vor ein paar Monaten gefasst: Nach einer Thailandreise im vergangenen April. „Direkt, als ich wieder zuhause war, wusste ich: Ich muss das jetzt machen.“ Sie begann, zu recherchieren, sich mit Ausgewanderten in Thailand zu vernetzen und Erfahrungswerte zu sammeln. „Nach und nach ist der Plan dann gereift.“ Ein weiterer mehrwöchiger Aufenthalt im September verschaffte ihr Gewissheit: „Ich wusste, dass ich allein klarkommen würde.“ Und dann kündigte sie ihren Job im St. Walburga-Krankenhaus Meschede.
Innerhalb von knapp acht Monaten wird ein neues Leben auf die Beine gestellt
Online suchte sie nach einer möblierten Wohnung auf Koh Phangan und begann, die Reise für sich und ihre Katzen zu organisieren. Viele Vorbereitungen und Bürokratie waren nötig, auch wegen der beiden Tiere: „Da gibt es viele Vorschriften zu den Einreisebestimmungen mit Haustieren.“ Tierärztliche Bescheinigungen, Impfungen, eine detaillierte und wohlüberlegte Organisation für den größtmöglichen Katzen-Komfort auf der langen Reise – die To-Do-Liste ist endlos lang. Ihrem Umfeld habe sie lange nichts von ihrem Plan erzählt, erzählt die junge Frau. „Ich wollte einfach keine Meinungen dazu hören, nicht von anderen verunsichert werden.“ Erst, als alles entschieden und geplant war, habe sie ihrer Familie und ihrem Freundeskreis denn Entschluss mitgeteilt – und bekam viel Verständnis entgegengebracht: „Alle freuen sich für mich und wünschen mir Glück.“
Ihren Lebensunterhalt möchte Milena Floren in Thailand als selbstständige Trainerin für Gesundheit und Fitness verdienen. Dafür habe sie mit professioneller Unterstützung durch einen Berater seit Monaten ihr Unternehmen aufgebaut und Anfang November mit der App „One Health“ ein digitales Trainingsprogramm herausgebracht. Über das Programm werde sie zukünftig online Personal Trainings und gezieltes Coaching anbieten, Videoanalysen, Ernährungs- und Trainingspläne und mehr. „Wie gut das funktioniert, wird sich zeigen“, erklärt die 33-Jährige. Doch sie macht sich keinen Druck: Knapp 14 Jahre hat sie bereits als Intensivkrankenschwester gearbeitet, für ihre Ausbildung lebte sie auch einige Jahre in Brilon. Sollte sie mit ihrer Selbstständigkeit keinen Erfolg haben, könne sie jederzeit in ihren alten Beruf zurückkehren, sagt sie: „Dann stehe ich am selben Punkt wie vorher. Aber ich will es auf jeden Fall versuchen.“
Fürs erste freue sie sich auf das neue Kapitel, das Leben und die Menschen in Thailand. Ein kleines möbliertes Häuschen wartet dort auf sie, nur fünf Minuten mit dem Roller entfernt von einem paradiesischen Strand unter Palmen. Es ist ein großer Traum, den Milena Floren sich erfüllt – und ein mutiger Schritt. Doch sie werde dort nicht völlig auf sich allein gestellt sein: Zwei enge Freunde seien bereits vor einigen Monaten dorthin gezogen. „Das gibt mir viel Sicherheit“, erklärt die Meschederin.
„Auswandern“ sei jedoch das falsche Wort für das, was die 33-Jährige vorhat: „Ich gehe ja nicht für immer weg.“ Ein Jahr habe sie vorläufig in Thailand geplant, sie wolle erst einmal schauen, wie sich alles entwickelt. „Ich werde erst mal gucken, wie gut das mit der Selbstständigkeit funktioniert und ob meine Katzen sich dort wohlfühlen.“ Sollten ihre flauschigen Gefährtinnen z.B. das Klima nicht vertragen, werde sie das Abenteuer abbrechen und zurückkommen.
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Ihre Reise teilt Milena Floren über ihren Instagram-Blog
Zu 80 Prozent sind die Vorbereitungen bereits abgeschlossen. Ein paar letzte To-Do´s stehen noch aus, die letzten Dienste im Krankenhaus. Doch auch wenn der Stichtag immer näher rückt, halte sich die Nervösität noch in Grenzen, sagt Milena Floren: „Dafür habe ich einfach nicht genug zeit.“ Mit ihren Katzen trainiert sie bereits für die lange Reise in der Katzenbox, den Ortswechsel und das Erkunden neuer Umgebungen. „Dafür üben wir schon eine ganze Weile, damit die Reise für die Katzen so stressarm wie möglich wird.“
In ihrem Instagram-Blog @lena_abuela lässt Milena Floren ihre Follower an ihrem Abenteuer und ihren Erfahrungen teilhaben: von der Reiseplanung, den Vorbereitungen, ihren Start in die Selbstständigkeit und in ihr neues Leben in Thailand. Worauf sie sich in ihrem neuen Leben am meisten freut? Milena Floren muss lachen: „Auf das Schlafen.“ Für ihre eigene Gesundheit und Fitness, auf die sie sehr viel wert lege, sei ausreichend Schlaf und ein geregelter Schlafrhythmus der wichtigste Grundbaustein – und der Faktor, der am meisten unter dem Schichtdienst im Krankenhaus leidet. „Den Schichtdienst werde ich nicht vermissen“, erklärt sie. Ihre Kollegen und ihre Station lässt die Meschederin jedoch nur schweren Herzens zurück: „Das ist ein tolles Team, ich habe dort sehr gern gearbeitet.“ Die Kollegen unterstützen sie jedoch bei ihrer Entscheidung, und auch ihre Familie trage den nahenden Abschied mit Fassung: „Meine Familie freut sich sehr für mich und wird mich in Thailand besuchen kommen.“