Brilon. Ein Sauerländer erzählt warum er die Kirche verlassen hat. Der Briloner Propst diskutiert Kirchenbindung und Fehler der Kirche.

Man stelle sich vor, es ist Messe und keiner geht hin. Setzen sich aktuelle Trends fort, dann könnte das in Zukunft Realität werden. Die Kirchenaustrittszahlen bleiben weiterhin hoch. In diesem Jahr gab es bis Mitte November bereits fast 600 Austritte in den Gemeinden des Dekanats Hochsauerland-Ost. Blickt man auf die vergangenen zehn Jahre zurück, sind zehn Prozent der Bevölkerung in der Region aus der Kirche ausgetreten. Warum das so ist und wie die Situation von Seiten der Kirche gesehen wird:

Es hat nur zwei Unterschriften gebraucht

„Ich hatte das eigentlich schon länger vor, aber habe gedacht, das wäre komplizierter“, erzählt ein Mann aus der Region, der anonym bleiben möchte. Am Ende sei der Austritt einfacher gewesen, als er vermutet habe. Es habe nur zwei Unterschriften gebraucht. „Erstaunlich ist dann, dass innerhalb kürzester Zeit die örtliche Pfarrei informiert worden ist“, führt er weiter aus. Im Vergleich dazu würden deutsche Behörden langsamer wirken.

„Ausgetreten bin ich, weil ich - in amtsdeutsch - homosexuell bin und die Kirche meine Lebensform nicht anerkennt“, erklärt der Mann. Es gebe zwar Vereine, Verbände und Unterstützergruppen innerhalb der Kirche, doch die Institution selbst gehöre nicht dazu. „Im Großen und Ganzen weiß jeder, dass wir Schwule aus der Kirche ausgestoßen sind – verbannt sind“, so sagt er.

Mittlerweile gebe es zwar Segnungen für homosexuelle Paare, aber die Ehe werde immer noch nicht anerkannt. Daher lautet das Fazit des anonymen Sauerländers: „Warum soll ich hinter jemandem herlaufen, der mich nicht haben will?“

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