Magdalena Marciniec stammt aus Polen und lebt im Sauerland. Sie hatte einen Traum. Zu verwirklichen schien er nie. Ein deutsches Gesetz half ihr.
Olsberg. Von der Spüle an den Kochtopf – diesen Karriereschritt hat die frischgebackene Köchin Magdalena Marciniec jetzt geschafft. Die 29-jährige Polin sorgt seit einigen Wochen für die Verköstigung der Gäste im Restaurant und Waldhotel Schinkenwirt in Olsberg.
Dass dieser Schritt für sie möglich wurde, liegt auch an ihrem Ehrgeiz und Talent – aber es gibt einen weiteren Faktor.
Qualifizierungschancen-Gesetz bietet Pespektiven
Denn sowohl die Hotelbetreiber Gabi und Michael Pfannes als auch die Arbeitsagentur legten sich für Marciniec ins Zeug. Die junge Frau wollte immer eine Ausbildung zur Köchin machen, konnte aber finanziell nicht auf ihren Lohn als Spülkraft verzichten. Die Ausbildungsvergütung war im Vergleich zu gering. Das Unternehmerehepaar Pfannes wurde schließlich auf das Qualifizierungschancen-Gesetz (QCG) aufmerksam. Es ermöglicht der Arbeitsagentur, Geringqualifizierte bei der Qualifikation zu fördern, indem Weiterbildungskosten und etwaiger Lohnkostenausfall übernommen werden.
Beginn als Spülkraft im Schinkenwirt
Angefangen hat Magdalena Marciniec im September 2016 als Spülkraft im Schinkenwirt. Es folgten drei Jahre Ausbildung im Restaurant, dazu ging es ein bis zweimal die Woche nach Meschede zum Berufskolleg. „Meine Ausbildung war sehr vielseitig, ich habe viel mehr gelernt, als der Ausbildungsrahmenplan vorausgesetzt hat“, sagt die 29-Jährige. Neben der Zubereitung von diversen warmen und kalten Speisen lernte sie auch, wie man richtig kalkuliert, einkauft und welche Hygienevorschriften gelten.
Das sagt der DEHOGA
Der DEHOGA (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) begrüßt die Möglichkeiten, die das QCG Mitarbeitern und Arbeitgebern macht.
Die besondere Herausforderung besteht für Gastronomen und Hoteliers allerdings vor dem Hintergrund des Fach- und Arbeitskräftemangels darin, dass eine Arbeitskraft, die sich weiterqualifiziert und damit dem Betrieb zumindest zeitweise nicht zur Verfügung steht, nicht ohne Weiteres im Betrieb ersetzt werden kann.
Da im Restaurant Schinkenwirt regionale und frische Produkte verarbeitet werden, muss Marciniec regelmäßig zum Messer greifen, um Wildschwein, Reh und Co. zu zerlegen. „Das ist für mich die größte Herausforderung im Job“, sagt die Köchin. Stress zu Stoßzeiten, wenn mehrere Gerichte gleichzeitig auf dem Herd zubereitet werden, empfindet sie nicht. Die gebürtige Polin vermisst zwar manchmal „ihre“ heimische Küche, schätzt aber auch das deutsche Essen.
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„Ich habe hier viele leckere Speisen kennengelernt“, sagt Marciniec. Michael Pfannes bezeichnet seine Küche als „kulturell vielseitig, mit zahlreichen regionalen aber teilweise auch exotischen Produkten“.
Fachkräftemangel in der Gastronomie
Schon vor ihrer Zeit in Deutschland kam Magdalena Marciniec mit ihrem jetzigen Beruf in Kontakt. In Polen hat sie eine Ausbildung zur Köchin begonnen, dessen bereits absolvierte Inhalte wurden in Deutschland aber nicht anerkannt. So ging es für sie von vorne los. „Ich wollte den Beruf immer ausüben, deshalb war kein Aufwand zu groß“, ist Marciniec froh über ihren Job im Schinkenwirt. Betreiber Michael Pfannes sieht im Engagement von ihm und seiner Frau, seiner neuen Köchin und der Arbeitsagentur die Chance, dem Fachkräftemangel wirksam entgegenzusteuern. „
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Als Koch kann man außerdem auf der ganzen Welt arbeiten. Ich freue mich, dass Magdalena hier ist, doch mit der Ausbildung steht ihr vieles offen“, sagt Michael Pfannes, der vor seiner Zeit in Olsberg selber in einigen deutschen Großstädten tätig war.
Der Karriereschritt von Magdalena Marciniec ist beispielhaft und hat Vorteile für alle Beteiligten: Die junge Frau hat einen festen Job, das Restaurant Schinkenwirt eine Fachkraft mehr und der Arbeitsagentur ist es gelungen, einer vorher ungelernten Kraft zu einer Qualifizierung zu verhelfen. Eine Dreiecksgeschichte mit gutem Ausgang.