Marsberg. Ralf Trachternach springt kurzfristig als kommissarischer Schulleiter am Gymnasium Marsberg ein. Wie er sich in der neuen Rolle zurecht findet:
Der Start in das neue Schuljahr am Carolus-Magnus-Gymnasium (CMG) in Marsberg war holprig für Ralf Trachternach: erst verließ der frühere Schulleiter Dr. Markus Bohnensteffen in der letzten Ferienwoche unerwartet die Schule, dann wurde wegen kurzfristig entdeckter Baumängel ein Großteil des Schulgebäudes für den Schulbetrieb gesperrt. Doch Ralf Trachternach, der nun als kommissarischer Schulleiter plötzlich viel Verantwortung tragen muss, lässt sich nicht entmutigen. Ganz im Gegenteil: „An der Schule ist eine Aufbruchstimmung zu spüren“, erklärt er der Westfalenpost.
Kein Schulleiter fällt vom Himmel
Ralf Trachternach sitzt in dem provisorischen Büro im Neubau des Gymnasiums, das er sich mit den Kollegen der Schulverwaltung teilt und bricht ein Stück von seinem Muffin ab. Mit welchen Gefühlen er die Rolle als kommissarischer Schulleiter in dieser schwierigen Lage übernommen hat? - Er überlegt kurz, bevor er antwortet: „Ehrlich gesagt hatte ich gar nicht so viel Zeit, mir viele Gedanken zu machen.“ Mit der Nachricht über den Weggang des ehemaligen Schulleiters sei alles ganz schnell gegangen: „In solchen Situationen handelt man dann einfach.“ Trotz der schwierigen Vorzeichen habe sich am Gymnasium schnell eine Art Alltag eingestellt, eine Ordnung im Chaos von Schulleitung und Baumängeln durchgesetzt. „Nach und nach hat sich alles eingependelt.“
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Trotzdem fällt kein Schulleiter vom Himmel, es läuft noch nicht alles reibungslos am CMG: „Natürlich gibt es viele Dinge, die ich erst lernen muss“, erklärt Ralf Trachternach. „In viele Aufgaben muss ich mich erstmal reinarbeiten.“ Zu verschieden seien manche Aufgabenfelder der Schulleitung von denen des Stellvertreters, dessen Rolle er zuvor über Jahre inne hatte. Eine Folge sei, dass manche Prozesse derzeit noch ein wenig länger dauern würden. Doch von Seiten aller Kollegen, des Schulamts und den Eltern werde ihm viel Verständnis entgegengebracht und jede Menge Unterstützung angeboten. Dafür ist Ralf Trachternach dankbar: „Alle wissen um die schwierige Situation.“ Mit zunehmender Routine werde es leichter, die kleinen Alltagshürden im Schulbetrieb zu überwinden. Dank des Rückhalts in der Schulgemeinschaft komme er gut zurecht und könne die Herausforderungen meistern, die das kommissarische Schulleiteramt für ihn bereithält.
Hohe Moral im Kollegium des Gymnasiums
Wie viel eine gut vernetzte Schulgemeinschaft mit einem festen Zusammenhalt möglich machen kann, zeigt sich auch in dem Umgang mit der aktuellen Gebäudeproblematik: Wegen der Baumängel kann ein Großteil der Räume des Gymnasiums nicht genutzt werden, für die meisten Schüler findet der Unterricht deshalb andernorts statt. So werden fast alle Jahrgangsstufen aktuell in Räumen unterrichtet, die von der Sekundarschule Am Eresberg bereitgestellt wurden. Einige Schüler lernen auch im Gymnastikraum des Gymnasiums, Fächer wie Musik und Informatik finden wegen der besonderen Raumanforderungen weiterhin am Standort des CMG statt. In den kommenden Monaten sollen Container, die von der Stadt Marsberg bestellt wurden, weitere Unterrichtsräume bereitstellen. Eine kurzfristig gefundene Lösung, die noch eine ganze Weile herhalten muss - da ist sich Ralf Trachternach sicher: „Egal, was jetzt mit dem geschädigten Gebäude passiert: Dieser Zustand wird auf jeden Fall andauern.“
Die Situation sei insgesamt herausfordernd, sowohl für die Schülerschaft als auch für die Lehrenden. Der häufige Wechsel zwischen den Standorten, ungewohnte Umgebungen und Lern- und Lehrbedingungen zehren an den Kräften der Beteiligten. Vor allem an das Lehrkollegium würden hohe Ansprüche gestellt, schildert Ralf Trachternach: „Beim Hin- und herpendeln zwischen den Unterrichtsstunden gehen viele Pausen drauf.“ Trotz allem herrsche jedoch eine gute Stimmung im Lehrerzimmer. „Die Moral im Kollegium ist hoch. Alle begegnen der Situation mit viel Humor.“ Und das Ganze funktioniere unerwartet reibungslos, wie der kommissarische Schulleiter erzählt - lachend und ein wenig ungläubig: „Erstaunlicherweise läuft es alles in allem wirklich gut. Es könnte viel schlimmer sein.“
Überwältigende Hilfsbereitschaft in Marsberg
Für den starken Rückhalt im Kollegium ist Ralf Trachternach sehr dankbar. Die Bereitschaft unter den Lehrenden, die pädagogischen Standards trotz der herausfordernden Unterrichtssituation hoch zu halten und die Schulentwicklung voranzutreiben, sei ungebrochen: „Alle ziehen super gut mit.“ Deshalb könne die Schulgemeinschaft auch trotz aller Schwierigkeiten nach vorne schauen und Pläne machen: Für Lernwerkstätten, individuelle Förderangebote, Entwicklungskonzepte. Für das CMG müsse es voran gehen, erklärt Ralf Trachternach: „Wir können uns keinen Stillstand leisten.“
Die Hilfbereitschaft aus dem ganzen Stadtgebiet und insbesondere der Sekundarschule habe ihn vollkommen überwältigt. Ohne die zahlreichen bereitgestellten Räume der Sekundarschule sei der Schulstart nach den Ferien nicht möglich gewesen, so Ralf Trachternach. Auch für die Raum-Angebote der Kirchen, der Marsberger Feuerwehr und des LWL-Klinikums ist er dankbar. Und mit berechtigtem Stolz kann er ein positives Fazit ziehen, so herausfordernd die Lage am Gymnasium Marsberg aktuell auch sei: „Mit der guten Atmosphäre an der Schule und der großen Bereitschaft, mit anzupacken, haben wir die besten Grundvoraussetzungen.“ Und die Schulgemeinschaft blickt mit Zuversicht in die Zukunft: „Wir haben den Humor nicht verloren und wir bleiben dran.“