Brilon/Thülen. Ein Ex-Bundespolizist wird nach Schüssen auf seine Freundin festgenommen. Alle Hintergründe zu dem dramatischen Tag in Brilon-Thülen.

Bei einem Großeinsatz in Brilon-Thülen ist am Dienstagnachmittag ein 38-jähriger Briloner festgenommen worden. Er soll mit einer Handfeuerwaffe mehrfach auf seine Lebensgefährtin geschossen haben. Sie liegt im Krankenhaus. In einer Mitteilung der Polizei am Dienstagabend hieß es: „Um 12:12 Uhr feuerte ein 38-jähriger Briloner mehrfach mit einer Faustfeuerwaffe auf seine 37-jährige Freundin. Das Opfer konnte sich selbst in Sicherheit bringen und wurde durch Einsatzkräfte der Kreispolizeibehörde Hochsauerlandkreis umgehend versorgt.“

Der Polizeieinsatz sorgte am Dienstag im Briloner Ortsteil Thülen für Aufsehen: Ein bewaffneter Mann hatte sich in einem Wohnhaus in der Nähe der Thülener Schützenhalle verschanzt und auf seine Lebensgefährtin geschossen. Mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften inklusive Spezialeinsatzkommando (SEK) sowie einem Suchhubschrauber versuchte die Polizei, die Lage in Thülen unter Kontrolle zu bringen.

SEK-Einsatz in Thülen: Polizeihubschrauber angefordert

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Die Polizei war in Thülen mit einem Großaufgebot vor Ort. © WP | Privat

Um 9:50 Uhr am Dienstagmorgen waren die Einsatzkräfte angerückt: Augenzeugen berichteten von Schüssen, die im Wohngebiet nahe der Thülener Schützenhalle gefallen sein sollen. Mit zahlreichen Polizeifahrzeugen blockierten die Einsatzkräfte die Zugangsstraßen zu dem Neubaugebiet und sperrten den Bereich weiträumig ab. Die Situation vor Ort wurde schnell als ernsthafte Bedrohungslage eingeschätzt, das Spezialeinsatzkommando wurde hinzugezogen und die Unterstützung durch einen Polizeihubschrauber angefordert.

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Michael Schemme, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde HSK, verwies auf die Verhandlungsgruppen der Polizei, die bei derartigen Lagen in der Regel vor Ort seien und die Gesprächsführung mit Straftätern übernähmen. Zunächst ging die Polizei davon aus, dass sich die bewaffnete Person allein in dem Wohnhaus aufhielt. Auch von verletzten Personen hatte die Polizei nach Auskunft von Michael Schemme vorerst keine Kenntnis.

SEK-Einsatz in Thülen: Mehrfach auf Frau geschossen

Foto Brilon
In Thülen herrschte am Dienstag Ausnahmezustand. © WP | Matthias Böhl

Am frühen Nachmittag erfolgte der Zugriff durch das SEK. Dabei wurde ein 38-jähriger Mann aus Brilon festgenommen. Bei dem Tatverdächtigen handele es sich um einen ehemaligen Bundespolizisten aus dem Sauerland, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Dortmund der Westfalenpost bestätigte. Der Mann habe mit einer Handfeuerwaffe mehrfach auf seine Lebensgefährtin geschossen. Die 37-Jährige habe sich jedoch zu keinem Zeitpunkt in Lebensgefahr befunden, wie der Polizeisprecher mitteilt. Die Geschädigte wurde im Krankenhaus operiert und wird dort medizinisch behandelt. Nach derzeitigem Kenntnisstand gehen die Ermittlungsbehörden davon aus, dass der Beschuldigte unter einer psychischen Erkrankung leidet. Der 38-Jährige wurde bei dem SEK-Zugriff leicht verletzt. Nach einer medizinischen Behandlung konnte er abgeführt werden. Gegen den Briloner werde nun wegen eines versuchten Tötungsdelikts ermittelt, wie Oberstaatsanwalt Thomas Poggel mitteilte. Die Ermittlungen werden nun von der Mordkommission Dortmund geleitet.

Foto Brilon
SEK-Einsatz am Dienstag in Thülen: Ein 38-Jähriger soll mehrfach auf seine Lebensgefährtin geschossen haben. © WP | Matthias Böhl

Die WP Brilon auf Social Media

Für viele Anwohner war der Einsatz der Polizei- und Spezialeinsatzkräfte von Ungewissheit geprägt. Erst gegen 13 Uhr, also knapp drei Stunden nach Beginn des Einsatzes, veröffentlichte die Polizei HSK eine Mitteilung auf der Social media Plattform X: „Wir haben derzeit eine polizeiliche Einsatzlage in #Brilon. Es gibt Hinweise auf eine mögliche bewaffnete Person in einem Wohnhaus. Es besteht keine Gefahr für die Bevölkerung. Wir sind mit Spezialkräften vor Ort. Wir bitten den abgesperrten Bereich zu meiden.“

SEK Thülen
Der Großeinsatz von Polizei und SEK sorgte am Dienstag in Thülen für Aufsehen. © WP | Rebekka Siebers

Anwohnerin: „Ich dachte ‚Oh mein Gott! Was ist denn hier los?‘“

Eine Anwohnerin, die nahe am Einsatzort lebt, berichtete der Westfalenpost von ihren Eindrücken an diesem Tag: Als sie morgens auf dem Weg zur Arbeit das Haus verlassen habe, sei ihr ein Krankenwagen aufgefallen und sie ging zunächst von einem medizinischen Notfall aus. Plötzlich seien dann mehrere Einsatzbullis der Polizei herangerast: „Die Beamten sind rasant aus den Wagen gesprungen und haben sich Schutzwesten angezogen. Ich dachte ‚Oh mein Gott! Was ist denn hier los?‘“ Aus einem Rettungswagen habe ihr eine Person signalisiert, dass Gefahr drohe. Daraufhin habe sie sich vom Einsatzort entfernt und ihren Weg zum Arbeitsplatz fortgesetzt. Als sie gegen 13 Uhr zurückkehrte, habe sie Absperrungen und ein großes Aufgebot an Einsatzkräften vorgefunden. Trotzdem habe sie ihr Haus betreten können. Sie habe sich jedoch sicher gefühlt, erklärt die Anwohnerin: „Aber man denkt sich, dass man hier doch in Thülen ist. Es ist unglaublich. Man hat ein ganz komisches Gefühl. Das, was man sonst in den Nachrichten sieht, ist plötzlich direkt vor der Haustür.“

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SEK-Einsatz in Thülen: Die Beamten waren mit Maschinenpistolen bewaffnet. © WP | Privat
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SEK-Einsatz in Thülen: Die Beamten sind mit Maschinenpisten bewaffnet. © WP | Privat
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