Marsberg. Wegen Baumängeln ist ein ganzer Gebäudeteil des Marsberger Gymnasiums für den Schulbetrieb gesperrt. Was über die Schäden bislang bekannt ist:

Knapp drei Wochen ist es her, dass im Carolus-Magnus-Gymnasium Marsberg im Zuge von Renovierungsmaßnahmen Baumängel entdeckt wurden - wenige Tage vor dem Beginn des neuen Schuljahrs. Nachdem mit Hochdruck an einer Übergangslösung für den Schulbetrieb gearbeitet wurde, gibt es inzwischen auch mehr Klarheit über die Art der Baumängel, mit denen es die Schulgemeinschaft und die Stadt Marsberg zu tun haben. In der Ratssitzung am 29. August gab die Stadtverwaltung einen Sachstandsbericht zum Zustand des betroffenen Schulgebäudeteils.

Dem Bericht zufolge handelt es sich bei den festgestellten Defekten um statische Mängel in der Decke des Erdgeschosses sowie des ersten Obergeschosses. Betroffen ist davon der gesamte Gebäudeteil des Gymnasiums, der in den 1960er Jahren erbaut wurde. Die gefundenen Mängel weisen laut Bericht auf eine fehleranfällige Bauweise im Deckensystem hin: Dieses bestehe unter anderem aus Heraklith-Platten, hinter welchen die in den Hohlkörpern liegenden Bauelemente Defizite aufweisen. Dabei liege die Vermutung nahe, dass die mangelhaften Bauelemente nicht ausreichend vor schädigenden Einflüssen geschützt worden seien. Eine der zu befürchtenden Folgen sei eine Materialkorrosion vor allem bei tragenden Elementen im Deckenbereich.

Baumängel am Gymnasium wurden per Zufall gefunden

Die Schäden befinden sich demzufolge innerhalb der Decke hinter einer dicken Verschalung. Diese lasse sich nur sehr umständlich entfernen, weshalb die Mängel auch nicht früher zu Tage getreten seien, wie Bürgermeister Thomas Schröder auf Nachfrage der Westfalenpost erklärt: „Erst durch eine gewaltsame Öffnung der Heraklith-Schicht sind die Schäden sichtbar geworden.“ Dass man sie jetzt gefunden habe, sei ein Zufall gewesen: Um etwas an der Decke zu befestigen, wurde sie im Zuge der geplanten Renovierungsarbeiten an einem Fachraum geöffnet. „Vorher waren die Mängel nicht zu bemerken.“

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Seit dem Bau des Gebäudeteils im Jahr 1966 habe es keine Sanierungsmaßnahmen im Bereich der Gebäudedecken gegeben, wie Thomas Schröder weiter ausführt. Ob Versäumnisse in Hinblick auf Gebäudeprüfungen und Sanierungsmaßnahmen vorliegen, wolle die Stadt Marsberg noch überprüfen. In Zuge dessen werde auch geprüft, ob Haftungsansprüche an das zuständige Bauunternehmen gestellt werden können. Viel Erfolg erhofft sich der Bürgermeister dabei jedoch nicht: „Es ist zu vermuten, dass die Baufirma nicht mehr existiert.“

So geht es jetzt am Gymnasium Marsberg weiter

Für den Schulbetrieb am Carolus-Magnus-Gymnasium ist der gefährdete Bereich des Gebäudekomplexes bis auf Weiteres gesperrt. In nächsten Schritt werde die Schwere der vorhandenen Mängel tiefergehend geprüft, wie Thomas Schröder erläutert: An insgesamt 15 Stellen, an denen die Gebäudedecken an die senkrecht stehenden, tragenden Gebäudeelemente angrenzen, solle die Decke mitsamt der Heraklith-Verschalung geöffnet und ihr Zustand eingehend begutachtet werden. Dann werde die Stadt Marsberg über weitere Schritte entscheiden. Zur Diskussion stehe in diesem Zusammenhang dann auch, ob eine Instandsetzung des Gebäudeteils für die Stadt Marsberg überhaupt wirtschaftlich ist. Eine Alternative dazu sei immer auch ein Neubau: „Doch das ist zum aktuellen Zeitpunkt reine Spekulation. Erst wenn die letzten Prüfungen vorgenommen wurden, kann über das weitere Vorgehen entschieden werden“, so Thomas Schröder.

Der Unterricht für die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums werde vorläufig weiterhin in den verbliebenden Räumlichkeiten des Gymnasiums sowie in den bereitgestellten Räumen der Sekundarschule stattfinden. Auch Container für die Durchführung von Fachunterricht seien von dem Schulträger bestellt worden, bis zu deren Lieferung stünden auch Räume von Kirchen, Feuerwehr und dem LWL-Klinikum in Marsberg für die Beschulung der Gymnasiasten zur Verfügung. Damit sei der Schulbetrieb des Gymnasiums für die Übergangszeit abgesichert, erklärt Thomas Schröder. Trotzdem ist bei der Einschätzung der Gebäudemängel Eile geboten, wie der Bürgermeister betont: „Die Prüfungsarbeiten am betroffenen Schulgebäude treiben wir voran. Wir müssen Planungssicherheit schaffen: nicht nur für den kommunalen Haushalt, sondern vor allem für die Kinder.“