Marsberg. Persönliche Freundschaftstreffen sind wegen Corona nicht möglich, aber dafür gemeinsame Projekte: Das haben sich Marsberg und Lillers überlegt:
Kein Treffen über Pfingsten in 2020 in Lillers. Kein Empfang der französischen Freunde im Oktober in Marsberg. Städtefreundschaften leben vom persönlichen Austausch. Und das ist in diesen Coronazeiten einfach unmöglich. Zum ersten Mal in der über 50-jährigen Geschichte der Deutsch-Französischen Gesprächsrunde Marsberg (DFG) fallen die alljährlich stattfindenden persönlichen Begegnungen zwischen den Mitgliedern des deutschen und französischen Partnerschaftskomitees ganz und gar aus - aber nicht die gemeinsamen Projekte.
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„Bis Herbst haben alle Beteiligten insgeheim noch gehofft, dass das größer geplante Treffen dieses Pfingsten nachgeholt werden könnte“, bedauert Susanne Fobbe, Vorsitzende der DFG Marsberg, dass es wegen der Pandemie über Pfingsten wieder kein persönliches Freundschaftstreffen geben wird.
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Auch die beiden Freundschaftskomitees machen aus der Not eine Tugend, sind über virtuellen Meetings in den Dialog getreten und setzen so die Arbeit der Städtepartnerschaft fort. Susanne Fobbe. „Per Videoschalte haben sich im vergangenen und diesem Jahr zwei Projekte entwickelt, die wir in der Städtepartnerschaft umsetzen“
Wiederaufforstungsaktion
Im Sommer 2020 wurde die Idee einer Wiederaufforstungsaktion geboren. Anlass hierfür war in 2019 der Besuch einer Wandergruppe des Ortie-Vereins aus Burbure (Nachbargemeinde Lillers), die mit Marsberger Freunden unterwegs waren. Bei den Wanderungen war das Ausmaß des Waldsterbens um Marsberg herum zu sehen. Im Stadtwald Marsberg sind mehrere hundert Hektar Wald durch den Sturm Friederike und die anschließende Borkenkäferplage durch die Trockenheit der letzten Jahre stark geschädigt und abgestorben.
„Diese Wanderer nahmen gemeinsam mit dem französischen Komitee Kontakt zu französischen Behörden auf, unter anderem zum Regionalrat, um dem Marsberger Wald zu helfen“, so Susanne Fobbe. „Vielleicht war es Zufall, dass dieser Rat gerade ein großangelegtes Projekt gestartet hatte, nämlich „Un million d‘arbres en Hauts-de-France“ (eine Millionen Bäume in der Region Hauts-de-France) zu pflanzen. Zu dieser Region gehört ebenfalls die Partnerstadt Lillers. Die Stadt wird gemeinsam mit dem „Comité d’échanges internationaux du Lillérois“ im Rahmen einer Förderungsmaßnahme nicht nur 100 Bäume im Stadtgebiet von Lillers pflanzen, sondern auch noch ein finanzieller Beitrag für Wiederaufforstungsmaßnahmen in Marsberg spenden.
1500 Bäume für Marsberg
Die DFG Marsberg beteiligt sich ebenfalls finanziell, so dass insgesamt 1.500 Bäume im Marsberger Stadtgebiet gepflanzt werden können. Auch ein ca. 350 Meter langer Holzzaun wird zum Schutz der Stecklinge gebaut. „Toll, wie unkompliziert manchmal etwas sehr Sinnvolles entstehen kann, herzlichen Dank“, freut sich Susanne Fobbe, die bis dato eine Förderung durch den Deutsch-Französischen Bürgerfonds als eine Möglichkeit verfolgt hatte.
Am 27. Februar wurden dann die ersten Bäume im Stadtgebiet von Lillers gepflanzt. In der „Rue de Niedermarsberg“ fand die Aktion im Beisein der Bürgermeisterin, Vertreter der Stadt und des Partnerschaftskomitees statt. Die Jugendfeuerwehr pflanzte weitere Bäume.
Begleitend dazu initiierte die DFG, dass die Sekundarschule Marsberg und das Carolus-Magnus-Gymnasium (CMG) sich beteiligen. Der stellvertretende Direktor des CMG Ralf Trachternach, auch Mitglied der DFG, koordiniert die Beteiligung beider Schulen. Nach aktuellem Stand wird der 7. Jahrgang der Sekundarschule das Ökosystem des Waldes gemeinsam mit einem Ökologiekurs der Klasse 8 des Gymnasiums im regulären Unterricht bearbeiten. „Und das in Zeiten von Corona digital“, Susanne Fobbe ist beeindruckt. „Bleibt zu wünschen, das auch eine Beteiligung der beiden französischen Schulen in Lillers, dem Lycée Anatole France und dem Collège Léo Lagrange noch möglich ist.“
Mehr als eine normale Aufforstung in Marsberg
Mittlerweile sind auch alle Details mit dem Revierförster Lars Grothe besprochen. „Ich freue mich sehr, dass neben der normalen Aufforstung durch die Stadt Marsberg, auch durch solche Pflanzaktionen ein kleiner Beitrag geleistet wird, um den Wald von morgen artenreich, und klimastabil wieder aufzuforsten“, so Lars Grothe. Er hat für die zu bepflanzende Fläche einen knappen Hektar hinter dem St. Marien-Hospital Marsberg im Kretholz ausgesucht.
Gepflanzt wird ein Mischwald aus 1500 Pflanzen mit verschiedenen Laub- und Nadelhölzern: Eichen, Buchen, Linden, Elsbeeren, Lärchen, Kiefern, aber auch Besonderheiten wie Schwarznuss und Mammutbaum. Die Firma Röleke übernimmt den Bau des Schutzzaunes; die Bäume werden von den städtischen Forstwirten gepflanzt, die ebenfalls den Aufbau des Zaunes übernehmen. Der Startschuss fällt am 20. April.
Gemeinsame Musik-Aktion geplant
„Aber das ist noch nicht alles,“ ist Susanne Fobbe für die DFG begeistert. Im Januar ist über den Vorsitzenden des französischen Partnerschaftskomitees eine Idee des Musikvereins aus Lillers - der „Harmonie Fanien“ an die DFG herangetragen worden. Die „Harmonie Fanien“ hat in 2017 und 2018 anlässlich der jeweiligen Festakte zum 50-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft gemeinsam mit dem Schulorchester des CMG unter Leitung von Ildiko Keikutt in Marsberg und in Lillers musiziert. Susanne Fobbe: „Das hat bleibende Eindrücke hinterlassen und den Wunsch hervorgerufen, doch gerade dann gemeinsam zu musizieren, wenn man sich persönlich nicht treffen kann.“
Wie ist das möglich? Die Musiker und Musikerinnen des Schulorchesters vom CMG und die Musiker der „Harmonie Fanien“ proben einzeln ein Musikstück zu Hause ein, nehmen Ton und Bild per Video auf und diese Videosequenzen werden zu einer gemeinsamen Aufführung zusammengeschnitten.