Marsberg. Die Borkenkäfer haben auch im Marsberger Stadtwald massiv Schaden angerichtet. Das hat auch wirtschaftlich gravierende Folgen.

Ein Ende der Borkenkäferplage in deutschen Wäldern und auch im Stadtwald Marsberg scheint nicht in Sicht. Stadtförster Lars Grothe und Nikolas Osburg, neuer Leiter des Gemeindeforstamtes Willebadessen, stellten in der Sitzung des des Haupt- und Finanzausschusses den Forstwirtschaftsplan 2021 der Stadt Marsberg vor. Sie befürchten, dass die Fichte zu 95 Prozente aus der Region verschwinden wird und sprechen von der „massivsten Käferkalamität seit über 70 Jahren.“

Dickes Minus für 2020

Der Forstwirtschaftsplan 2021 geht von Gesamteinnahmen in Höhe von 744.500 Euro und Ausgaben von 1.031 Millionen Euro aus. Nikolas Osburg rechnet mit einem voraussichtlichen Verlust von 286.980 Euro. Im Jahr 2019 wurde noch ein Plus von knapp 40.000 Euro erwirtschaftet. Für 2020 ist schon ein dickes Minus von 256.195 Euro veranschlagt. Schuld ist die Käferplage.

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Für das kommende Forstwirtschaftsjahr schlagen die Forstleute einen Einschlag von rund 30.000 Festmetern vor. Das entspricht einem Hiebsatz von 15 Festmeter pro Hektar. In diesem Jahr waren es mit 24.300 Festmetern schon mehr als doppelt so viel Holzeinschlag wie in den Jahren zuvor. Der lag immer bei 13.000 Festmetern.

Trockenschäden auch bei Buchen

Der Borkenkäfer habe in diesem Jahr auch in den „Regionen um uns herum weiter seine Arbeit verrichtet“, so der Forstamtsleiter. Solling und Harz seien schwer betroffen, auf der Südseite des Brockens sei der Käfer bereits bei knapp 1000 Höhenmetern angekommen. Der Reinhardswald sei ebenfalls fast fichtenfrei, Mittelhessen sei ebenfalls stark betroffen. Im nördlichen Rheinland-Pfalz schreite der Befall auch voran..

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Aber nicht nur die Fichte bereitet den Forstleuten Sorgen. Die Trockenschäden bei der Buche schreiten auch voran. Die Bäume werden von der Krone her trocken und wenn erst von den Kronenästen die erste Rinde abplatzt, sei es für eine wirtschaftliche Verwendung schon zu spät. Die Esche ist nach wie vor vom Eschentriebsterben betroffen. Die Kiefer ist in den größeren Kieferngebieten in Brandenburg und Niedersachsen vom Diplodia-Pilz befallen und hat auch großen Probleme.

Käferholz geht in den Fernexport

Der Holzmarkt hat sich gegenüber dem vergangenen Jahr nochmals leicht verschlechtert. Die Preise der heimischen Säger haben leicht nachgegeben bei gleichbleibendem Mengenabsatz. Osburg: „Wegen der fortschreitenden Kalamität und damit steigendem Holzanfalls kann dieser nur über den Transport aus unserer Region hinaus vermarktet werden.“ Das Käferholz geht überwiegend in den Fernexport Richtung China und zum kleineren Teil in süddeutsche und österreichische Werke.

Forstwirtschaftsjahr 2021

Die Forstleute gehen davon aus, dass auch das nächste Jahr „leider wieder vom Borkenkäfer dominiert wird.“ Die größeren und älteren Fichtenbestände werden etwa Mitte 2021 abgeerntet sein, soweit Qualität und Holzmarkt mitspielen.

Die Buche im Stadtwald Marsberg weist glücklicherweise noch nicht in größerem Maße die Trockenschäden auf. Hier werden in Absprache mit den Kunden ca. 800 fm Stammholz plus Palette eingeschlagen.

Die Nachfrage nach Eiche ist weiterhin gut . Osburg: „Hier werden wir im Rahmen unserer nachhaltigen Möglichkeiten entsprechend aktiv.“

Brennholz hat verhaltene Nachfragen mit leichter Aufwärtstendenz.

Problem: Radialrisse

Noch laufe diese Vermarktungsschiene recht gut, da die Qualitäten noch brauchbar seien. Fichtenholz aber, das lange trocken in der Sonne stehe, bekomme Radialrisse. Osburg: „Werden diese zu groß, kann man das Holz nicht mehr zum Sägen nutzen.“ Die Preise für das Exportholz seien gerade noch auskömmlich, um die Einschlagsunternehmen noch bezahlen zu können. Osburg. „Bund und Land haben mittlerweile die Förderrichtlinie Extremwetter ausgeweitet. Das Problem für größere Forstbetriebe wie die Stadt Marsberg ist jedoch, dass eine jährliche Deckelung von 30.000 Euro eingezogen wurde.“.

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Minusgeschäft beim Industrieholz

Das Nadel-Industrieholz ist bereits ein Minusgeschäft mit Preisen zwischen 8 und 15 Euro pro Festmeter. Zudem ist der Absatz nicht gesichert, da Holzmengen auf den Markt drängen, die die heimischen Verarbeitungskapazitäten bei weitem überschreiten. Mittlerweile gehen die ersten Schiffe mit Industrieholz in den Skandinavienexport. Osburg: „Deshalb werden wir an der ein oder anderen Stelle (Extremstandorte) die Fichte auch stehen lassen müssen.“ Natürlich unter Beachtung der Verkehrssicherungspflicht.

Auch einzelne Lärchen zeigen Trocken- bzw. Borkenkäferschäden. Einzig die Eiche scheint derzeit noch mit den Klimaverhältnissen auszukommen. Osburg: „Hoffentlich bleibt das auch so.“