Brilon. Bei einem geselligen Treffen im Museumsgarten des Haus Hövener in Brilon zeigt sich, wie eng Kultur und Wirtschaft miteinander verbunden sind.
Wirtschaft und Kultur gehören zusammen und prägen eine Stadt. „Diese Symbiose passt ganz gut. Wirtschaft und Kultur schaffen Lebensqualität, da arbeitet man gerne“, begrüßte Brilons Bürgermeister Dr. Christof Bartsch viele Gäste im Museumsgarten zu einem „Frühlingsfest für Kunst und Genuss“. Als Dank für die gute Zusammenarbeit hatte der Bürgermeister Unternehmer aus Wirtschaft und Handel, Kreditinstitutionen, Kirchenvertreter und Mitglieder aus Rat und Verwaltung „zu einem neuen Format eingeladen...ein buntes Zusammensein ohne lange Reden“.
Was die Stadt beschäftigt
Es wurde ein warmer Maiabend mit vielen guten Gesprächen. „Wir hatten coronabedingt lange keine Neujahrsempfänge und Ausstellungen mehr“, wies Dr. Bartsch auf ein Highlight hin. Die Eröffnung der Sonderausstellung mit Werken des Malers Pitt Moog und einigen seiner Schwester Renate Tomino-Moog. Der Bürgermeister sprach kurz das an, was die Stadt derzeit beschäftigt – wie etwa die Waldprobleme. Gutes Wetter sei zwar schön, „aber für den Wald wären vier Wochen Kälte und Regen besser. 2500 Hektar Kahlfläche müssen aufgeforstet werden. Ein Baum denkt nicht in Menschenleben, sondern in fünf bis sechs Generationen.“
Lesen Sie auch:Sauerländer dreht Doku über Trash-Metal-Premiere in Essen
Der Ukraine-Krieg habe 228 Flüchtlinge nach Brilon getrieben. 152 seien privat untergekommen, „eine großartige gesellschaftliche Leistung“. Für heimische Unternehmen sei der Zuzug dieser Kriegsflüchtlinge eine Chance, denn es seien viele Menschen mit hoher Qualifikation dabei.
Sparkassendirektor Ingo Ritter erinnerte daran, dass der Künstler Pitt Moog am 11. Mai 90 Jahre alt geworden wäre. Seine erste Ausstellungseröffnung vor drei Jahren sei die von Pitt Moog gewesen. „Keiner konnte ahnen, dass es für so lange Zeit die letzte war“.
Zeichen für Lebensqualität
„Wirtschaftsgeschichte und kulturelles Schaffen sind zugleich Methode für Lebensqualität, das ist die akkurate Beschreibung für die Stadt Brilon und die 16 Dörfer“, betonte auch Museumsleiter Carsten Schlömer in seiner Laudatio. „Wir können hier gut leben, weil wir hier Lohn und Brot finden. Aber auch kulturelle Erlebnisse genießen, die das Leben erst zu etwas Besonderem machen. Das Museum könne mit diesem Künstler, der nach einem bewegten Arbeitsleben mit Ausstellungen in Paris, Rom, Mailand und Brüssel in den 1960er Jahren nach Brilon zurückkehrte, ein aktuelles Beispiel seiner Arbeit präsentieren.
Lesen Sie auch:Älteste Deponie im Sauerland: Drei Rentner und massig Schutt
Urgrund des Seins
„Urgrund des Seins“ heißt die Ausstellung mit rund 50 Werken des Malers Pitt Moog, die teilweise noch nicht ausgestellt worden sind. Pitt Moog hat sich über 60 Jahre mit dem Thema Mythos, archaische Kulturen und dem Ursprung des Seins beschäftigt. Auch Bilder seiner Schwester Renate Tomino Moog werden gezeigt.Die Werke wurden von seiner Tochter Eva Maria Moog zur Verfügung gestellt.Öffnungszeiten: Museum Haus Hövener, Am Markt 14, Brilon, dienstags bis sonntags 11 bis 17 Uhr (montags geschlossen).
„Was ist denn schon der Piazzo Napoleon in Florenz, wenn man die Chance hat, an der Aa-Mühle zu leben“, lachte Schlömer. „Pitt Moog erkannte einfach, dass in ihm eine Sehnsucht zur Idylle unserer Stadt bestand. Er entschied sich, hier sein Werk fortzusetzen, weil er hier eine funktionierende und nicht anonyme Gesellschaft vorfand.“ Während viele seiner Motive vorher etwas Düsteres hatten, „schien ihn das Leben in seiner Aa-Mühle in den 1970ern glücklich zu machen. Bilder aus jener Zeit sind farbenfroh und wild“.
Grenzen überschritten
Die Ausstellung zeigt auch Werke seiner Schwester. Ihr Lebensweg verdeutliche einen Teil der Wirtschaftsgeschichte in Deutschland und in Brilon. Sie erlebte das Dritte Reich, die Nachkriegswelt und die Wirtschaftswunderjahre mit der Auswirkung auf die Kultur. „Direkt nach dem Abitur zog sie nach England, wollte Neues sehen, Neues schaffen“, lebte zuletzt auf einer kroatischen Insel. „Wie die Wirtschaftsvertreter heute überschritt sie Grenzen der Sprache, der Zeit und Nationen.“ Wie damals sei die Verflechtung von Kultur, Wirtschaft und Brilon heute noch gegeben, so Schlömer.
Lesen Sie auch:Ist Milch out? Das sagt die Upländer Bauernmolkerei
Im Briloner Museum lebte früher die Bergbau-Unternehmerfamilie Unkraut-Hövener. „Heute hat sich das Museum der Kulturarbeit verschrieben.“ Der Dank für die finanzielle Unterstützung der Ausstellung gelte Sparkassen-Direktor Ingo Ritter sowie dem Kuratorenteam Peter Wagner und Carlo Sintermann für ihre Expertise und Bildauswahl.
Für die musikalische Unterhaltung an diesem Abend sorgte die fünfköpfige Combo „Jazz-Police Olsberg“. Die Musiker beeindruckten die Zuhörer dabei auch mit selbst komponierten Stücken wie der Premiere von „La cubana“ (Jörg Beier).