Brilon. Das Briloner Stadtmuseum hat sich neu aufgestellt. Es bietet eine digitale Zeitreise per Touchscreens und ein besonderes Foto-Gimmick.

Bisher zeigte das Briloner Stadtmuseum Haus Hövener nur Geschichte, jetzt erzählt es auch Geschichten. Wo früher historische Exponate die Räume füllten, laden Leuchtpaneele an den Wänden und per Touchscreen bedienbare Info-Terminals zu einer Reise in die Vergangenheit ein. Ganz neu: die 3D-Projektion von Rathaus, Derker Tor, Propsteikirche oder Stadtmuseum per App und Augmented Reality.

Die vier markantestens Gebäude des Stadtkerns lassen sich von allen Seiten betrachten, man kann sie heranzoomen - und - ein besonderes Gimmick - auf dem Smartphone in ein ganz persönliches Handy-Foto implantieren. Damit spielen vor allem die jüngeren Besucher, wie Winfried Dickel, Vorsitzender des Briloner Heimatbundes, jetzt bei einer Schülergruppe erlebte: „Das hat denen richtig Spaß gemacht. So wird Geschichte lebendig“

 Mit dem interaktiven Stadtmodell, lässt sich nun auch mit einigen 3D-Modellen spielen, wie hier Museumsleiter Carsten Scjhlömer (links) und Heimatbund-Vorsitzender Winfried Dickel zeigen.
Mit dem interaktiven Stadtmodell, lässt sich nun auch mit einigen 3D-Modellen spielen, wie hier Museumsleiter Carsten Scjhlömer (links) und Heimatbund-Vorsitzender Winfried Dickel zeigen. © Jürgen Hendrichs

In der Tat. Einfach mit dem Smartphone den QR-Code scannen, dann eines der vier Gebäude aussuchen und schon erscheint es auf dem Display inmitten der vom Handy aufgenommenen Szenerie. Dort lässt es sich frei bewegen und für ein außergewöhnliches Fotomotiv nutzen.

Neue Dauerausstellung

Der Besuch des Stadtmuseums besteht nicht mehr nur aus Gucken, sondern ist eine interaktives Erlebnis. Im Mittelpunkt: die auf drei Räume verteilte stadtgeschichtliche Dauerausstellung. Dort könne man sich, so Museumsleiter Carsten Schlömer, richtig in die Kernstadt „herein zoomen“.

Der erste Raum bietet mit seinen Leuchtpaneelen vielfältige Foto-Impressionen über Geschichte, Wirtschaft, Geologie und Charakteristika der Region und der Stadt Brilon. Die Bilder haben keine textlichen Erläuterungen. Sie sprechen für sich und sollen - wie ein „Türöffner“ (Carsten Schlömer) - einfach nur Neugier wecken.

Besondere Exponate

Der nächste Raum greift diese Darstellungen in Wort und Bild auf. Hochformatige blaue Tafeln, wie sie aus dem Geschichtserlebnispark bekannt sind, geben dem Besucher Einblicke von den Briloner „Wegen in die Welt“, den Bodenschätzen, denen die Stadt ihre Gründung verdankt, sie erzählen von den „Briloner Nachtigallen“ und „Galgenvögeln“, von Glaubenskriegen und sparen auch die dunkle Zeit des letzten Jahrhunderts nicht aus.

In kleinen Vitrinen sind jeweils passende Exponate ausgestellt, etwa alte Siegel, Geldstücke oder die handgeschriebene Anleitung zur Teufelsaustreibung aus dem Jahr 1689. Per Touchscreen kann der Besucher zudem auf eine Rundreise durch die 16 Ortsteile begeben - und so vielleicht Lust bekommen, sich das eine oder andere vielleicht auch einmal direkt vor Ort anzusehen. Zu jedem Dorf gibt es eine Bildergalerie und jede Menge lokale Informationen.

Oben Flatscreens, unten Fossilien: Blick in den Gewölbekeller des Stadtmuseums. Dort befindet sich die Saurier-Ausstellung.
Oben Flatscreens, unten Fossilien: Blick in den Gewölbekeller des Stadtmuseums. Dort befindet sich die Saurier-Ausstellung. © Jürgen Hendrichs

Von den Dörfern zoomt sich der Besucher im dritten Raum letztendlich in die Kernstadt. Der wird beherrscht von dem großen interaktiven Stadtmodell im Maßstab 1:600. 424 historische Gebäude und Objekte sind dort auf einem Stadtgrundriss von etwa 1900 modelliert.

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Per Touchscreen lässt sich jedes Gebäude „öffnen“. Dann erscheinen auf dem Großbildschirm Fotos und Informationen zu dem Objekt und seiner Geschichte. Auch längst Verschwundenes wie die alte Stadtmauer oder die Synagoge wird auf diese Weise in Erinnerung gehalten. Möglich gemacht haben das engagierte Heimatfreunde. Hier, so sagt Carsten Schlömer, werden „die Leidenschaft des Ehrenamtes und die Struktur des Hauptamtes zusammengeführt“.

„Kulturportal für Einheimische und Gäste“

Mittlerweile sind die ersten prägnanten Gebäude - das Derker Tor, die Propsteikirche, das Rathaus und das Haus Hövener - auch 3D-gerecht aufbereitet, was - so der Museumsleiter - bisher einzigartig in Westfalen sei. Vor zwei Jahren war die geologisch-paläontologische Ausstellung rund um das bei Nehden gefundene Baby-Iguanodon neu inszeniert worden.

Das 2011 eröffnete Stadtmuseum versteht sich als zentraler Organisationsort für den Geschichtserlebnispark Brilon, dem - so Heimatbund-Vorsitzender Winfried Dickel - „Kulturportal für Bürgerschaft und Gäste“. Mit den unterschiedlichsten Veranstaltungs- und Angebotstypen werden die Geschichte, Natur und Kultur der Stadt und der Region aufbereitet.

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Neben dem Stadtmuseum mit seinem Angebot an Wechselausstellungen, Vorträgen und den unterschiedlichen Stadtführungen gibt es Dorfrundgänge, Rad- und Thementouren rund um Brilon oder Aktionen wie das Grüne Klassenzimmer oder jüngst die Anlegung einer Streuobstwiese an den Aamühlen. Ganz neu: Esel-Touren. Denn der Heimatbund kann seit kurzem drei „Briloner Nachtigallen“ sein Eigen nennen.

Neben der Dauerausstellung zur Stadtgeschichte laufen im Haus Hövener weiterhin zeitlich befristete Themen-Ausstellungen. Im Moment sind dort Porträts der Fotografin Heide Prange zum Thema Diversität zu sehen.