Marsberg/Essen. Daniel Hofmann aus Marsberg dreht eine Dokumentation über die Thrash-Metal-Szene. Der Film ist fertig. Premiere ist in der Essener Lichtburg.
John Wayne, Steve McQueen, Elvis, Sylvester Stallone, Sting. Große Namen und große Helden, die Millionen Menschen in ihrer Jugend und darüber hinaus begleitet haben. Auch wenn sie mit der Zeit vielleicht nicht alle immer an frühere Erfolge anknüpfen können, bleiben sie für die Bewunderer doch immer auf diesem Podest stehen. Der Glanz bleibt. Daniel Hofmann aus Marsberg bewundert seit Jahren die Größen der Thrash-Metal-Szene in Deutschland. Ein Musik-Genre, dass im Ruhrpott in den 80er-Jahren entstand. Diese Leidenschaft ließ ihn nie los und begeisterte ihn so sehr, dass er beschloss eine Dokumentation zu drehen. Dabei lernte er nicht noch viel über seine musikalische Liebe, sondern kam seinen Helden näher als je zuvor und feiert in diesem Monat Weltpremiere im größten Kino Deutschlands.
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„Ich bin schon lange lange Fan, habe viele Scheiben gehört und Konzerte besucht. Aber ich habe mich auch immer gefragt, wieso es keinen Film über ein so prägendes Genre gibt“, sagt Hofmann. Wann immer er etwas fand, ging es um bestimmte Musikgruppen oder Aspekte, jedoch nie um das gesamte Genre.
Doku über Thrash-Metal aus dem Ruhrgebiet
Thrash Metal ist eine Mischung aus dem New Wave Of British Heavy Metal, dem Punk Rock und dem Hardcore Punk. Zu den ersten Bands gehören Destruction, Kreator und Sodom aus Deutschland. Es ost eine Ausdrucksform des Lebens, Kritik an gesellschaftlichen Strukturen. Mit der Schließung zahlreicher Zechen in den 80er Jahren im Ruhrgebiet fehlte es an Jobs und Zukunftsperspektiven. Die Musikrichtung entsteht als Symbol des Protestes.
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Zeitgleich entstand das Genre auch in den USA. An der Westküste war die Lage sonniger, die Musik entsprang aus Spaß heraus. Die Stränge entwickelten sich erst selbstständig und fanden über die Zeit dann zueinander zu einem Genre.
„Ich habe in den Gesprächen mit den Bands einiges mitnehmen können, was ich vorher nicht wusste. Die Treffstätten hinter den Kulissen, um Musik zu tauschen, Infos zur Szene in der DDR, Details wie Bands entstanden sind“, sagt der Marsberger. Mit zwei oder drei Gruppen war er schon vor seinen Dreharbeiten in Kontakt gekommen, aber in den vergangenen drei Jahren traf er viele Kindheitshelden für Interviews. „Ich war am Anfang nervös, denn auf einmal standen sie einen Meter vor dir und wir redeten miteinander, als würden wir uns schon ewig kennen. Das waren ganz besondere Momente.“ Über 60 Interviews führte er, tauchte immer tiefer in die Materie ein. Starallüren? Fehlanzeige.
Thrash-Metal erlebt Renaissance weltweit
Nach einer kurzen Phase in den 90ern, wo es ruhiger wurde im Thrash-Metal, folgte eine Renaissance zur Jahrtausendwende. Laut Hofmann haben viele Eltern das Interesse an der Musikrichtung an den Nachwuchs weitergegeben, der wiederum ebenfalls anfing, Mucke zu machen. „Das trägt dazu bei, dass Thrash-Metal seit 40 Jahren existiert. Es gibt viele Genres, die nach zehn Jahren weg sind. Aber Thrash ist bodenständig und langlebig.“
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Eigentlich wollte Hofmann nur einen Kurzfilm drehen, als ihm 2011 die Idee für das Projekt kam. Mit den großen deutschen Bands Sodom,Destruction, Kreator und Tankard sprechen. Aber das war ihm zu wenig. 2018 schrieb er ein Drehbuch, ein Jahr später starteten die Dreharbeiten, die anderthalb Jahre dauern sollten. 2021 nutzte er für letzte Nachdrehs und den Schnitt. Über 100 Stunden Filmmaterial kamen zusammen. Am Ende sollte das Projekt eigentlich nur noch 100 Minuten haben. Die Entscheidung zu treffen, was bleibt und was dem Schnitt zum Opfer fällt, war schwierig. „Ich habe mich zwei Monate mit der Cutterin in Köln eingesperrt und Elemente verschoben. Jetzt sind es 107 Minuten geworden und es gibt Bonusmaterial.“
Die Anträge auf Fördermittel wurden abgelehnt, eine Crowdfunding-Aktion finanzierte das Projekt. Es gab mehrere Pakete, durch deren Kauf man das Projekt unterstützen konnte. Schon ab 7,50 Euro wird der Name des Spenders im Nachspann genannt; man konnte aber auch zusätzlich den Film schon als Blu-Ray vorbestellen, ein T-Shirt mit „Total Trash“-Logo oder dem DVD-Cover kaufen oder eine limitierte Eintrittskarte für die Premiere des Films im VIP-Bereich buchen. Der Traum damals: Den Film in der EssenerLichtburg zeigen, dem größten Kino Deutschlands. Mitten im Zentrum des Thrash-Metals im Ruhrgebiet.
Marsberger zeigt Doku in Essener Lichtburg
Der Traum wird am 31. Mai wahr. „Das ist sehr besonders. 1100 Leute passen rein. Die Darsteller werden dort sein. Es wird ein spannende Abend“, verspricht der Marsberger. VIP-Ticketbesitzer sitzen bei den Darstellern auf der Empore, es gibt Zeit für Gespräche mit den Interviewpartnern und dem Filmteam. Vielleicht gibt es den Film auch direkt zum mitnehmen. Im Anschluss wartet eine After-Show-Party mit weiteren Gelegenheiten zum Plausch, während im Hintergrund des Café Nord passende Musik läuft.
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33 Sondertermine sind außerdem bis Ende Juli in Deutschland geplant. Bei allen wird Daniel Hofmann dabei sein und Rede und Antwort stehen. Nahezu bei jeder Gelegenheit gibt es später einen Besuch in einem der Clubs, wo die Interviews stattfanden und die Bands, die sich dort den Fragen gestellt hatten, werden ebenfalls dabei sein. Darüber hinaus laufen derzeit Gespräche mit Kinos, die den Film in ihr Programm aufnehmen wollen. Dann ohne Begleitprogramm.
Das Cineplex in Brilon wird die Sondervorstellung am 3 Juli veranstalten. Im Anschluss an den Film geht es in den Kump mit dem Filmteam und der Band Eradicator. Hofmann freut sich auf die vielen Termine und die Gespräche. Dass die Premiere trotz des riesigen Kinos bereits nach zwei Wochen ausverkauft war, zeigt wie groß das Interesse an der Dokumentation ist, die nicht nur bodenständig ist, sondern vielleicht wie das Genre auch langlebig.