Essen. Die Gewerkschaft deutscher Lokomotivführer steht aktuell in der Kritik. Der Warnstreik am Montag verärgerte nicht nur zahlreiche Fahrgäste, auch die Bahn greift die GDL scharf an. Gewerkschaftschef Claus Weselsky erklärt im Interview mit der Funke Mediengruppe, warum Tarifverhandlungen für ihn momentan nicht funktionieren.

Der Warnstreik der Gewerkschaft deutscher Lokomotivführer (GDL) hat am Montag bundesweit den Bahnbetrieb lahmgelegt. Das Ergebnis: zahlreiche verärgerte Fahrgäste - und die gegenseitigen Schuldzuweisungen zwischen der GDL, der Deutschen Bahn AG und der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) reißen auch nicht ab. Eine unpassende Bemerkung über Behinderte von GDL-Chef Claus Weselsky heizte die Diskussionen weiter an.

Ein Ende der Tarifverhandlungen, in denen es unter anderem um fünf Prozent mehr Gehalt geht, ist vorerst nicht in Sicht. Der Gewerkschaftschef kündigt für die kommenden Tage sogar neue Warnstreiks an. Im Interview mit der Funke Mediengruppe redet Claus Weselsky über das Verhältnis zwischen der GDL und der EVG, warum die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn festgefahren sind und über unvermeidbare Warnstreiks.

Die Bahn wirft der GDL nach dem Streik von Montagabend ein grobes Foul vor, viele Fahrgäste sind stinksauer, Ihr ungeschickter Vergleich mit Behinderten vor Tagen verursachte bundesweit negative Reaktionen - Einen guten Ruf hat die GDL im Moment nicht, oder?

Claus Weselsky: Der Ruf der GDL ist sehr gut. Ich gebe zu, dass interessierte Kreise bestimmte Sachverhalte immer wieder nach vorne kehren, mit der klaren Zielstellung, die GDL sowie die Person des Vorsitzenden zu beschädigen. Doch wenn jemand einen Fehler macht, anschließend diesen auch zugibt, dann ist dieser Fehler aus der Welt.

Warum kommen die beiden Gewerkschaften GDL und EVG nicht zusammen, um gemeinsam stark zu sein?

Auch interessant

Weselsky: Die EVG möchte die Tarifführerschaft in fast allen Segmenten für alle Beschäftigten annektieren. Sie will Tarifeinheit in einem Kooperationsabkommen festschreiben. Das lehnt die GDL jedoch ab. Ich werde die tarifpolitische Zuständigkeit von 51 Prozent der Mitglieder im Eisenbahnverkehrsunternehmen der Deutschen Bahn nicht einfach abgeben, um mir anschließend von den Kollegen, die nur 21 Prozent der Mitglieder haben, vorschreiben zu lassen, wohin die Reise führt.

Gibt es eine Chance, den Konflikt mit der EVG aus der Welt zu schaffen?

Weselsky: Ich habe mit der EVG keinen Konflikt, wir haben 80 Prozent der Lokführer und 30 Prozent der Zugbegleiter als Mitglieder. Ich bestreite weder die Existenzrechte der EVG, noch deren Organisationsschwerpunkte in der Eisenbahninfrastruktur. Die Bahn ist es, die einen Konflikt provoziert, weil sie die Tarifführerschaft ebenfalls bei der EVG wissen will. Solange das nicht der Fall ist, lehnt es die Bahn ab, mit uns zu verhandeln. Sie stellen ständig eine Abhängigkeit von einem Kooperationsabkommen her. Wir sollen abwarten, wie sich die EVG in ihren Tarifforderungen positioniert. Aber wir werden unsere Forderungen nicht vom Markt nehmen, weil die Bahn und ihre Hausgewerkschaft andere Vorstellungen haben. Um das aufzubrechen, bedarf es weiterer Warnstreikmaßnahmen.

GDL kündigt weitere Warnstreiks an 

Was heißt das für die Bahnkunden?

Weselsky: Wir werden noch ein oder zwei Warnstreiks ankündigen, danach leiten wir die Urabstimmung unter unseren Mitgliedern ein. Wenn sich dann noch immer nichts tut, sehen wir uns allerdings gezwungen, noch weitere Arbeitskampfmaßnahmen durchzuführen. Das heißt, wir werden den Bahnkunden weitere Warnstreiks nicht ersparen können, weil die Bahn weiterhin Bedingungen setzt, die unannehmbar für uns sind.

Wann können Fahrgäste mit weiteren Streiks rechnen?

Auch interessant

Weselsky: In den nächsten Tagen ist sicherlich mit weiteren Warnstreiks zu rechnen. Ich glaube, dass 14 Stunden Vorankündigung durchaus angemessen sind. Wir legen Wert darauf, dass Pendler, die auf den Zug als Verkehrsmittel angewiesen sind, vor der Arbeit wissen, dass sie die Bahn nicht nutzen können. So können sie Ausweichmöglichkeiten eingehen. Wenn die Warnstreiks keine Wirkung zeigen, müssen wir anschließend in die Urabstimmung gehen. Damit wollen wir die Bahn treffen. Ihr wirtschaftlicher Schaden ist unser Ziel.

Haben Sie Verständnis für den Ärger der Bahnkunden?

Weselsky: Natürlich verstehe ich den Ärger der Betroffenen, aber wir haben die Pendler 14 Stunden vor der Maßnahme informiert. Wir haben vorab deutlich gemacht, dass alle Lokführer und Zugbegleiter zum Warnstreik aufgerufen sind. Hier hat die Bahn manipuliert. Sie hat die These in Umlauf gebracht, die GDL würde nur im Güterverkehr streiken.

Sie werfen der Bahn nun „Verantwortungslosigkeit“ und „gezielte Provokation“ vor: Wäre es nach dem offenbar ziemlich erfolgreichen Warnstreik – der Bahnbetrieb lag bundesweit weitestgehend still – jetzt nicht an der Zeit, gemäßigte Töne gegenüber der Bahn anzuschlagen?

Weselsky: Es wäre an der Zeit, dass die Bahn ihre Position überdenkt. Es wäre an der Zeit, dass die Bahn aufhört, sowohl die GDL als auch die Lokführer in ihrem Konzern zu diskreditieren. Das, was man in den Medien liest, ist gezielte Provokation unter der Überschrift „Die GDL kündigt Streik im Güterverkehr an“ – das stimmt aber nicht. Wir haben lediglich mitgeteilt, dass der Güterverkehr unser Schwerpunkt ist, und dass wir die Wochenendpendler heraushalten wollen. Die Bahn setzt gegensätzliche Meldungen ab. Und sie gibt intern Order aus, dass die Reisenden nicht oder falsch informiert werden. Nicht ich bin derjenige, der die Stimmung anheizt, sondern die Deutsche Bahn; die keine Sachargumente mehr hat und die berechtigten Anliegen von Lokführern und Zugbegleitern in die Ecke drängt.

Inwieweit stehen bei all dem bösen Blut zwischen GDL, EVG und der Bahn überhaupt noch die Tarifverhandlungen im Mittelpunkt?

Weselsky: Die Tarifverhandlungen können stattfinden, wenn die Bahn ihre Bedingungen vom Tisch nimmt - nämlich ein Kooperationsabkommen zu unterschreiben, das die Selbstaufgabe der GDL beinhaltet. Aber der Marktführer DB hat die klare These in den Raum gestellt, dass die EVG als größere Gewerkschaft, das Sagen haben soll - über viele tarifpolitische Bereiche, die wir eigenständig regeln und auch eigenständig regeln wollen. Ich bestreite nicht, dass die EVG die größere Gewerkschaft ist, aber nicht im Eisenbahnverkehrsunternehmen, sondern im Infrastrukturunternehmen. Die GDL ist bereit zu kooperieren, aber sie will ihre tarifpolitische Eigenständigkeit behalten. Die Bahn sagt jedoch, das ist nicht verhandelbar, die EVG will eine Tarifeinheit. Aber wir wollen nicht aufhören zu existieren. Wenn sich Lokführer und Zugbegleiter dazu entscheiden, bei uns Mitglied zu sein, dann hat die Bahn das zu akzeptieren.

Streik trifft Pendler auf dem Heimweg

Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © WAZ FotoPool/ Ralf Rottmann
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © WAZ FotoPool/ Ralf Rottmann
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © WAZ FotoPool/ Ralf Rottmann
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © WAZ FotoPool/ Ralf Rottmann
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © WAZ FotoPool/ Ralf Rottmann
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © WAZ FotoPool/ Ralf Rottmann
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © WAZ FotoPool/ Ralf Rottmann
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © WAZ FotoPool/ Ralf Rottmann
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © WAZ FotoPool/ Ralf Rottmann
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © WAZ FotoPool/ Ralf Rottmann
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © WAZ FotoPool/ Ralf Rottmann
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © WAZ FotoPool/ Ralf Rottmann
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © WAZ FotoPool/ Ralf Rottmann
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © WAZ FotoPool/ Ralf Rottmann
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © WAZ FotoPool/ Ralf Rottmann
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © dpa
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © dpa
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © dpa
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © dpa
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © dpa
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © dpa
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © dpa
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © WAZ FotoPool/ Ralf Rottmann
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © WAZ FotoPool/ Ralf Rottmann
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © dpa
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © dpa
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © dpa
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © dpa
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © WAZ FotoPool/ Ralf Rottmann
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © dpa
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © dpa
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © dpa
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © dpa
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © dpa
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © dpa
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © dpa
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant.
Drei Stunden lang streikten am Montagabend die Lokführer. Viele Pendler kamen deshalb später nach Hause als geplant. © dpa
1/37