Essen. . Ein Warnstreik bei der Deutschen Bahn hat am Montagabend viele Fahrgäste im Feierabendverkehr getroffen. Tausende warteten an den Bahnhöfen im Revier. Die Anzeigetafeln wiesen auf Verspätungen von bis zu drei Stunden hin. Am Essener Hauptbahnhof fuhren gegen 19 Uhr keine S-Bahnen mehr.
Die Lokführer haben von 18 bis 21 Uhr im Fern- und Regionalverkehr die Arbeit niedergelegt. Weil die Gewerkschaft den Streikaufruf erst am frühen Montagmorgen veröffentlicht hatte, wurden viel Berufspendler in NRW vom Arbeitskampf überrascht. Andere bemühten sich, früher Feierabend zu machen, um rechtzeitig vor Streikbeginn zu Hause zu sein. Wieder andere wählten alternative Möglichkeiten, etwa Fahrgemeinschaften.
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) will mit dem Ausstand Bewegung in die stockenden Tarifverhandlungen bringen und die Bahn vor allem im Güterverkehr treffen. Aufgerufen waren auch Rangierlokführer und Zugbegleiter. Die GDL lehnte ein neues Angebot der Bahn ab und drohte mit weiteren Warnstreiks. Konkrete Ankündigungen gab es aber zunächst nicht.
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„Seit zehn Jahren leidet die Bahn unter Personalmangel“
„Seit zehn Jahren leidet die Bahn unter Personalmangel. Die Kollegen sind dementsprechend gereizt. Denn obwohl tarifrechtlich die Fünftagewoche gilt, arbeiten viele von ihnen an sechs Tagen in sieben Schichten“, erklärt Sven Schmitte, der NRW-Bezirksvorsitzende der GDL.
Die Bahn warf der Gewerkschaft vage und widersprüchliche Informationen über das Ausmaß des Arbeitskampfes vor. Die GDL hatte nicht nur für die rund 20.000 Lokführer, sondern auch für 17.000 andere Beschäftigte des Zugpersonals Forderungen erhoben, für die bisher die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) verhandelte. Die GDL verlangt für sie alle fünf Prozent mehr Geld und eine um zwei Stunden verkürzte Wochenarbeitszeit – von 39 auf 37 Stunden.
Auch im Tarifkonflikt bei der Lufthansa müssen Reisende weiter mit Streiks rechnen. Cockpit-Sprecher Jörg Handwerg bekräftigte zwar am Montag, es gebe keine parallelen Streiks von Piloten und Lokführern. „Wir wollen Deutschland nicht lahmlegen.“ Er ließ aber offen, wann die Piloten erneut streiken wollen. Dies werde den Flugpassagieren rechtzeitig mitgeteilt. (dpa)