Hagen.

Ein bundesweiter Warnstreik bei der Deutschen Bahn hat gestern Abend zahlreiche Fahrgäste im Feierabendverkehr überraschend getroffen. Von 18 bis 21 Uhr legten Lokführer die Arbeit nieder. Betroffen waren der Fern- und der Regionalverkehr. Weil die Gewerkschaft den Streikaufruf erst am frühen Montagmorgen veröffentlicht hatte, konnten viele Berufspendler nur noch mit großer Mühe nach Alternativen suchen.

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer will mit dem Ausstand Bewegung in die stockenden Tarifverhandlungen bringen und die Bahn vor allem im Güterverkehr treffen. Aufgerufen waren auch Lokrangierführer und Zugbegleiter. Die GDL lehnte ein neues Angebot der Bahn ab und drohte mit weiteren Warnstreiks. Konkrete Ankündigungen gab es aber zunächst nicht.

Die Bahn warf der Gewerkschaft vage und widersprüchliche Informationen über das Ausmaß des Arbeitskampfes vor. Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber wies den Gewerkschaftsvorwurf zurück, er blockiere die Tarifverhandlungen. „Wir werden in der Sache nicht vorankommen, wenn wir uns über die Medien unterhalten statt miteinander am Verhandlungstisch zu sitzen“, sagte er nach Bahnangaben in Köln.

Die GDL hatte jedoch nicht nur für die rund 20 000 Lokführer, sondern auch für 17 000 andere Beschäftigte des Zugpersonals Forderungen erhoben, für die bisher die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) verhandelte. Die GDL verlangt für sie alle fünf Prozent mehr Geld und eine um zwei Stunden verkürzte Wochenarbeitszeit.

Die bislang letzte Verhandlungsrunde mit den Lokführern war am 20. August ergebnislos zu Ende gegangen, ohne dass ein neuer Termin vereinbart wurde. GDL-Chef Claus Weselsky warf der Bahn vor, den Warnstreik provoziert zu haben, indem sie seine Gewerkschaft in eine Kooperation mit der EVG drängen wolle. „Wir werden darum die bereits eingeleiteten Warnstreiks nicht nur wie geplant durchführen, sondern noch weitere folgen lassen, wenn der Arbeitgeber seine Position nicht verändert“, teilte Weselsky mit.