Essen. . In der jüngsten Tarifauseinandersetzung mit der Bahn will die Gewerkschaft der Lokführer an diesem Montagabend mit einem Warnstreik Muskeln zeigen: Ab 18 Uhr sollen Züge im nächsten Bahnhof stehen bleiben. Für drei Stunden. Das bedeutet Stress, vor allem für Bahnreisende, auch im Nahverkehr.

Geht es nach der Lokführergewerkschaft GDL, herrscht an diesem Montagabend ab 18 Uhr weitgehend Stillstand im Bahnverkehr, auch in NRW. Bundesweit sind die 19.000 in der GDL organisierten Lokführer aufgerufen, in den Warnstreik zu treten. Ob ICE, S-Bahn oder Güterzug: die Streikaufforderung betrifft alle Betriebsteile der Deutschen Bahn AG.

"Es wird zu massiven Störungen kommen", kündigt Sven Schmitte an, NRW-Vorsitzender der Lokführergewerkschaft. Eineinhalb Wochen habe man die Aktion vorbereitet, sagt Schmitte und mahnt: "Wir sind gut organisiert". Laut Gewerkschaft sind 80 Prozent der Bundesweit etwa 19.000 Lokführer der Bahn in der GDL. Wie viele ab 18 Uhr streiken werden, ist bei der GDL nicht zu erfahren.

Gewerkschaft will Bahnverkehr blockieren

Beim Fahrgastverband Pro Bahn sieht NRW-Sprecher Lothar Ebbers die Streikankündigung kritisch: "Das trifft vor allem die Bahn-Kunden", bemängelt Ebbers, zumal der Warnstreik erst am Morgen von der GDL angekündigt worden war und nicht, wie bei vorangehenden Tarifauseinandersetzungen, 24 Stunden vorher. Ebbers empfielt Pendlern in NRW deshalb, möglichst vor Streikbeginn unterwegs zu sein. "Aber da dürften die Züge ziemlich voll werden".

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Wer nach 18 Uhr unterwegs ist, läuft Gefahr, drei Stunden lang nicht weiterzukommen. Bis 21 Uhr will die GDL den Bahnbetrieb weitgehend lahm legen. Lokführer seien aufgerufen, ihren Zug am nächsten Bahnhof bis 21 Uhr zu stoppen, sagt der GDL-NRW-Chef Schmitte. Er versichert: "Kein Zug soll auf freier Strecke stehen bleiben".

Streikende Lokführer bleiben am Zug

ProBahn-Experte Ebbers befürchtet, dass es dazu aber kommen kann. Neuralgischer Punkt sei etwa der Bahnhof Wattenscheid: Wenn dort ein Regionalexpress streikbedingt stoppe, müsste der womöglich folgende ICE auf freier Strecke halten, "weil es kein Ausweichgleis gibt", sagt Ebbers. Gleiches gelte für manche der S-Bahnstrecken, über die auch Fernzüge rollten, wie etwa zwischen Oberhausen und Gelsenkirchen. Und: Auch Privatbahnen wie Abellio, Euro- oder Nordwestbahn - wo nicht gestreikt wird - könnten wegen des Warnstreiks zum Stopp gezwungen sein. Weil Züge Bahnhöfe oder Gleise blockieren.

Die Bahn sieht keine Chance für einen Notfallfahrplan, erklärte eine Sprecherin am Mittag. Kurzfristig Busse zu organisieren, sei ebenfalls nicht möglich - "weil wir nicht wissen, wo gestreikt wird". Nach Einschätzung der GDL wurd wohl auch versucht, streikbereite Lokführer kurzfristig zu ersetzen. Die GDL schreckt das nicht, sagt Sven Schmitte: "Es gibt nicht genug Personal dafür". Bundesweit, heißt es bei der GDL, fehlten der Bahn 1000 Lokführer.

Allerdings haben festsitzende Bahnreisende am Abend große Chancen, ihren Frust an Ort und Stelle loszuwerden, denn: "Die Lokführer bleiben am Zug", sagt Sven Schmitte. An großen Bahnhöfen könnte es zudem zu kleineren Kundgebungen kommen, etwa in Essen, Köln, Düsseldorf und Dortmund. Bestreikte Züge würden zwischen 18 und 21 Uhr "betriebsbereit gehalten" - Reisende könnten also zumindest bei Licht und Heizung im Zug bleiben. (dae/WE)

Informationen zu Fahrgastrechten und ein Hintergrund zum Streik findet sich hier.