Ruhrgebiet. .
Gestern Abend, kurz vor sechs Uhr, ist im Essener Hauptbahnhof eine gewisse Unruhe zu spüren. Mehr Menschen als sonst sind unterwegs, ihre Blicke wandern immer wieder hoch zur Anzeigentafel. „Komme ich noch rechtzeitig weg, bevor gleich der Streik beginnt?“, wollen sie von den Bahn-Mitarbeitern an den Schaltern wissen. Aber auch die haben keine Antworten.
Warnstreik bei der Bahn: Wer konnte, der beendete seinen Arbeitstag früh genug, um noch schnell nach Hause zu fahren. Und wer, wie die Bochumerin Marion Erdogan in Essen, verabredet ist, der setzt darauf, dass die Züge zu späterer Stunde wieder im Takt fahren. Abwarten, was der Abend bringt.
Er sei bezüglich des Streiks ambivalent, gerade weil so viele Unbeteiligte in die Situation reingezogen würden, sagt ein Mann aus Krefeld. Auch er ist auf dem Heimweg. Der Bahn, dem Streik ausgeliefert.
Wenig später geht nicht mehr viel auf den Bahnhöfen des Ruhrgebiets. Die meisten Züge stehen still im Gleis. Und überall dieselben Durchsagen: „Aufgrund von Streikmaßnahmen der GDL kann es zu Zugausfällen und -verzögerungen kommen“. Wer es bis dahin nicht gewusst hat, bekommt es nun zu spüren.
Viele sind tatsächlich überrascht vom Streik. Sie telefonieren, simsen, informieren sich per Smartphone über den Fahrplan. So auch er, der Mann, der an diesem Dienstagmorgen ein wichtiges berufliches Meeting in Frankfurt hat. Notfalls, sagt er, leihe ich mir von meinen Eltern in Solingen ein Auto.