München. . Siemens treibt sein Sparprogramm voran und nennt erstmals konkrete Zahlen: Der Technologiekonzern plant den Abbau von 15.000 Stellen weltweit. Allein in Deutschland sollen 5000 Jobs wegfallen. Standorte nennt der Konzern bislang nicht. Arbeitnehmervertreter sind empört.
Siemens beendet für seine 370.000 Beschäftigten weltweit eine elfmonatige Phase der Ungewissheit mit einer Hiobsbotschaft. Im Rahmen des Kostensparprogramms „Siemens 2014“ werden weltweit 15 000 Stellen gestrichen, davon ein Drittel in Deutschland.
Damit liegt der noch vom gescheiterten und jüngst abgetretenen Konzernchef Peter Löscher betriebene Kahlschlag um die Hälfte höher als von Börsianern, IG Metall und Betriebsräten befürchtet. Sie hatten mit einem Abbau von rund 10 000 Stellen gerechnet. Auch in Nordrhein-Westfalen unterhält Siemens zahlreiche Standorte. Allein in Dortmund und Essen arbeiten jeweils 2000 Mitarbeiter.
IG Metall kritisiert „Salamitaktik“
Begonnen hat der Jobabbau bei Siemens allerdings längst. Einige tausend Stellen sind schon gestrichen und für etwa die Hälfte sei mit Arbeitnehmervertretern ein Interessensausgleich vereinbart worden, betonte ein Siemens-Sprecher. IG Metall und Betriebsräte hatten in der jüngsten Vergangenheit diesem schleichenden Abbau ohne Nennung einer Gesamtzahl immer wieder als „Salamitaktik“ kritisiert. Ein solches Vorgehen verunsichere die gesamte Belegschaft, obwohl am Ende gerade vier Prozent betroffen sind.
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Nun hat der neue Konzernchef Joe Kaeser für Klarheit gesorgt und den Gesamtumfang des Abbaus anders als Vorgänger Löscher endlich beziffern lassen. Ob davon ganze Standorte betroffen sind, will Siemens derzeit nicht sagen. Auch regionale Abbauzahlen oder Schwerpunkte der Stellenstreichungen werden vorerst nicht genannt. Damit bleibt unklar, ob Standorte in NRW vom Stellenabbau betroffen sind. Neben den großen Niederlassungen in Dortmund und Essen unterhält Siemens unter anderem Standorte in Herne, Duisburg, Mülheim, Wetter und Siegen.
Siemens will Jobabbau sozialverträglich gestalten
Nur nach den vier großen Siemens-Sektoren wird derzeit für Deutschland differenziert. Demnach ist hierzulande der Sektor Industrie mit einem Abbau von rund 2000 Arbeitsplätzen am stärksten betroffen. Weitere jeweils etwa 1400 Stellen werden in den beiden Sektoren Energie sowie Infrastruktur und Städte gestrichen. Der vierte Siemens-Sektor Medizintechnik kommt zwar im Rahmen des Sparprogramms Siemens 2014 ungeschoren davon. Hier läuft aber ein eigenes Kostensenkungsprogramm, das ebenfalls Arbeitsplätze kostet.
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Siemens will den Stellenabbau in Deutschland sozialverträglich gestalten. Beim bereits laufenden Abbauprogramm sei es bisher zu keinen betriebsbedingten Kündigungen gekommen und das solle zumindest in Deutschland auch so bleiben, betonte der Konzern. Auch im Ausland versuche man den Abbau sozialverträglich zu halten. Zumindest in Deutschland bleibt dem Management gar nichts anderes übrig.
Arbeitnehmervertreter sind empört
Hierzulande gibt es einen unbefristeten Beschäftigungspakt, der Kündigungen ohne Zustimmung von Gewerkschaft und Belegschaftsvertretern praktisch unmöglich macht. Die hatten bis zuletzt klar gemacht, dass sie den Kahlschlag für übertrieben halten. Siemens sei angesichts von 4,6 Milliarden Euro Vorsteuergewinn kein Sanierungsfall.
Siemens-Gesamtbetriebsratschef Lothar Adler zeigte sich am Sonntag empört: „Den Arbeitnehmervertretern wurde nie eine Gesamtzahl über den Abbau bekanntgegeben, daher sind wir überrascht und maßlos verärgert.“ (mit dpa)