Essen. . Der Marktanteil der Warenhäuser im deutschen Einzelhandel nur noch bei 2,8 Prozent. Tendenz fallend. Online-Anbieter und Verbrauchermärkte bauen ihre Vormachtstellung weiter aus. Die Karstadt-Krise lässt die Debatte um eine Fusion mit Kaufhof neu aufflammen. Experten sind über den Erfolg geteilter Meinung.

Bis in die 1980-er Jahre hinein gehörten Karstadt, Kaufhof, Hertie, Horten, Quelle, Neckermann und Kaufring zu Kundenmagneten in deutschen Innenstädten. Übrig geblieben sind nur Kaufhof, der wirtschaftlich gut da steht, und der seit Jahren kriselnde Essener Karstadt-Konzern. Die Zukunft der beiden Warenhausketten bewerten Experten unterschiedlich.

Obwohl die Verkaufsfläche im deutschen Einzelhandel von Jahr zu Jahr wächst, verlieren die traditionellen Warenhäuser, die Produkte fast aller Gattungen inklusive Lebensmittel anbieten, kontinuierlich an Boden. Betrug ihr Marktanteil im Jahr 2000 noch 4,2 Prozent, waren es 2011 nur noch 2,8 Prozent. Tendenz weiter fallend. Online-Händler und Verbrauchermärkte legen dagegen zu.

„Das Warenhaus hat Zukunft“

„Das Warenhaus hat Zukunft“, sagt fast schon trotzig Jürgen Elfers, Analyst bei der Commerzbank. Die Leute zögen wieder vom Land zurück in die Städte, würden immer älter. Zudem sei eine Revitalisierung der Innenstädte zu beobachten. Drei Trends, aus denen Elfers die Prognose ableitet: „Warenhäuser in exzellenten Lagen haben eine Zukunft. Nicht alle Filialen in allen Städten dürften aber langfristig überleben können.“

Für die immer wieder ins Spiel gebrachte Fusion von Kaufhof und Karstadt sieht Elfers eine „industrielle Logik“, aber keine „reale“. „Die Dynamik im Internetgeschäft ist so groß, dass die beiden Unternehmen gar keine Zeit für eine Integration haben, die bestimmt drei Jahre dauern kann. Sie sollten sich eher auf den Auf- und Ausbau des Online-Angebots fokussieren.“

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In der Zange des Online-Handels

Skeptisch sieht auch Manfred Jaisfeld, Analyst bei der National-Bank, ein mögliches Zusammengehen der beiden Riesen. „Folge wäre eine massive Freisetzung von Arbeitsplätzen“, sagte er dieser Zeitung. Frühere Schätzungen gingen davon aus, dass nach einer Fusion von den derzeit rund 200 Kaufhof- und Karstadt-Filialen nur die Hälfte übrig bleiben würde.

Auch dann, so Jaisfeld, seien die strukturellen Probleme des Warenhauses nicht gelöst: „Fachhändler haben eine Angebotstiefe, die kein Warenhaus bieten kann. Zudem nimmt die Warenhäuser der Onlinehandel massiv in die Zange.“ Doch nicht nur beim Angebot seien die Warenhäuser im Nachteil. Sie könnten auch bei den Preisen nicht mithalten, weil sie hohe Personalkosten zu verkraften hätten.

Karstadt in der Krise, keine Entwarnung für Kaufhof

Während der Kaufhof im vergangenen Jahr einen Ertrag von 121 Millionen Euro in die Kasse der Konzernmutter Metro spülte, produzierte Karstadt im Geschäftsjahr 2010/11 einen Fehlbetrag von 20,8 Millionen Euro. Aktuellere Zahlen wurden noch nicht veröffentlicht. Für den Kaufhof vermag der National-Bank-Analyst dennoch keine Entwarnung zu geben: „Wir sehen auch Probleme beim Kaufhof. Der Metro ist es seit Jahren nicht gelungen, einen Käufer für die Warenhäuser zu finden“, so Jaisfeld.

Gerd Hessert, Lehrbeauftragter für Handelsmanagement der Universität Leipzig, hält dagegen die Gründung einer Deutschen Warenhaus AG mit nur noch bundesweit 70 Standorten, die er für ausreichend hält, für „überfällig“. Aus seiner Sicht rechnen sich Warenhäuser nur in Städten mit mindestens 340 000 Einwohnern. Hessert: „Je kleiner die Stadt, je unattraktiver der Branchenmix, umso schwerer hat es ein Warenhaus.“

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Investitionen in die Filialen nötig

Wie kann es also weiter gehen? Marco Atzberger vom Kölner Handelsinstitut EHI Retail, glaubt daran, dass Karstadt ein Comeback gelingen könne, wenn der Konzern in die Attraktivität seiner Häuser investiert. Doch dazu ist Eigentümer Nicolas Berggruen offenbar nicht bereit. Das soll auch der Grund gewesen sein, warum Karstadt-Manager Andrew Jennings seinen Vertrag nicht über Ende 2013 hinaus verlängert. Konzernbetriebsratschef Hellmut Patzelt sieht den Konzern indes auf gutem Weg. Änderungen in der Logistik, der Warenwirtschaft und im Sortiment seien eingeleitet worden.