Hagen. . Der Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen hat der Gewerkschaft Verdi Profilsucht vorgeworfen. Sie kämpften um ihre eigene Macht auf Kosten der Belegschaft. Berggruen verteidigte zudem den Ausstieg aus der Tarifbindung bis 2015 und kritisierte Managementfehler: Mitarbeiter-Vorschläge seien ignoriert worden.

Beim Warenhauskonzern Karstadt droht ein offener Bruch zwischen Management und Arbeitnehmern. Eigentümer Nicolas Berggruen (51) verteidigte den Ausstieg aus der Tarifbindung bis 2015 und kritisierte die Gewerkschaft Verdi scharf. Deren Funktionäre kämpften bei Karstadt „nur um ihre eigene Macht als Gewerkschaft auf Kosten der Belegschaft“, sagte Berggruen der „Bild“. Verdi will die „Tarifpause“ für die rund 20.000 Karstadt-Mitarbeiter verhindern und hat bereits mehrere Warnstreiks organisiert.

Milliardär Berggruen sagte: „Ich habe nicht gewusst, wie krank Karstadt nach 20 Jahren Missmanagement wirklich war.“ Ohne seinen Einstieg würde es die Warenhäuser nicht mehr geben. Die Sanierung sei aber erst etwa zur Hälfte abgeschlossen. Damit begründete der Investor, warum die Beschäftigten eine zweijährige „Tarifpause“ einlegen sollen. Zumal im vergangenen Jahr die Gehälter um rund acht Prozent gestiegen seien.

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Von Thomas Wels

Verdi reagierte verärgert. „Herr Berggruen verkehrt Ursache und Wirkung. Als er einstieg, waren die Bedingungen klar: Wir haben den Sanierungstarifvertrag verlängert, die Mitarbeiter auf 650 Millionen Euro verzichtet. Dafür hat er zugesagt, im Herbst 2012 in den Flächentarif zurückzukehren“, sagte ein Verdi-Sprecher. Dass Berggruen sich jetzt für die Rückkehr in den Tarif feiere, um gleich wieder aus der Bindung auszusteigen, sei eine Absurdität.

Krisentreffen mit Karstadt-Management

Berggruen traf sich am Dienstag mit dem Karstadt-Management in Essen, um die Lage zu besprechen. Ergebnisse wurden nicht bekannt. Der „Bild“ sagte er, viele Dinge wie veraltete Technik und das Bestellsystem müssten jetzt angepackt werden. Die Herausforderungen seien „noch größer“ als erwartet. Darauf erwiderte Verdi, Berggruen sei nicht „erst seit gestern an Bord“.

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Die neue Konzen­tration der Warenhäuser auf Textilien etwa habe Karstadt „saisonal abhängiger gemacht“, sagte der Verdi-Sprecher. Zudem nutze das Management die Kompetenzen seiner Mitarbeiter nicht aus. Die hielten „ungeachtet von Existenzäng­sten und finanziellen Einbußen das Geschäft am Laufen“ und wüssten am besten, welche regionalen Besonderheiten und Bedürfnisse es in ihren Häusern gebe. Doch ihre Verbesserungsvorschläge würden „vom Management ignoriert“.

Den Vorwurf, er verdiene mit den Karstadt-Markenrechten Millionen, nannte Berggruen „absolut falsch“. Die Holding seiner internationalen Firmengruppe bekomme „jährlich einen Betrag“ von Karstadt für deren Tätigkeit wie die Verwaltung. Er selbst verdiene daran „keinen Cent“. Dem Vernehmen nach muss Karstadt jährlich acht bis zwölf Millionen Euro an Berggruens Finanzholding überweisen. Gezahlt hatte sie für die Markenrechte einmalig fünf Millionen Euro.