Düsseldorf. . Die Abwicklung der WestLB kostet nicht nur die Steuerzahler Milliarden. Die Nachfolgeorganisation der ehemaligen Landesbank sieht sich jetzt zudem ernsten Vorwürfen gegenüber: Sie soll das Vermögen der Anleger in Immobilienfonds veruntreuen. Die beginnen jetzt, sich zur Wehr zu setzen.

Die Abwicklung der WestLB kostet nicht nur die öffentliche Hand Milliarden. Auch Anleger in den 25 Immobilienfonds, die von Nachfolgeorganisationen der ehemaligen Landesbank verwaltet werden und rund eine Milliarde Euro wert sind, sehen sich benachteiligt. Sie werfen den WestLB-Abwicklern vor, Anlegervermögen in einer zweistelligen Millionengrößenordnung zu veruntreuen.

Mit der Zerschlagung der WestLB hat die Portigon AG seit Juli 2012 auch die Rechtsnachfolge als Treuhand für die Immobilienfonds angetreten. Die Fonds-Verwaltung übernimmt weiterhin die West Fonds, die nur zu einem kleinen Teil der Portigon AG gehört. Knapp 95 Prozent daran hält die Erste Abwicklungsanstalt EAA. Die Bad Bank hat die Aufgabe, Vermögensgegenstände und Risikopositionen der WestLB „wertschonend“ abzuwickeln. Dazu gehören auch die Immobilienfonds.

Immobilien verlieren die Hälfte ihres Wertes

Hier setzt die Kritik der Anleger an. Der „Aktionsbund Anlegerschutz“ spricht von einem „befremdlichen“ Verfahren. „Die Anleger sollen verunsichert werden“, heißt es bei der Asuco GmbH, die in Fonds investiert. Offenbar unter dem Druck, die Immobilien bis 2016 loswerden zu müssen, hat die West Fonds neue Gutachter eingesetzt, die Objekte zum Teil deutlich niedriger bewerten als zuvor. So das RWI-Haus in Düsseldorf mit dem Hauptmieter Eon. Ende 2009 wurde es noch mit 104 Millionen Euro bewertet. Trotz hoher Sanierungsinvestitionen soll es nach Auffassung der Gutachter 2011 nur noch 85 Millionen Euro wert gewesen sein.

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Das RWI-Haus am Rheinlanddamm in Dortmund erfuhr sogar eine Halbierung seines Werts. Schätzte der Sachverständigen-Ausschuss den Komplex, in dem RWE und Amprion untergebracht sind, Ende 2006 noch auf 60,5 Millionen Euro, wollte West Fonds die Immobilie nun für 30 Millionen Euro verkaufen. Die Gesellschafter lehnten ab. West-Fonds-Geschäftsführer Achim Quambusch begründet die Einsetzung neuer Gutachter mit „Kosten“ und „verkürzten Bearbeitungsfristen“.

EIgentümerversammlungen wurden abgeschafft

Das Nachsehen haben die bis zu 1000 Anleger, mit deren Vermögen – im Schnitt 30.000 bis 40.000 Euro pro Kopf – die Fonds für diese Immobilien aufgelegt wurden. Sparkassen hatten die Anteile daran ihren Kunden vor 20, 30 Jahren als solide Anlage angeboten. Jetzt sind viele der Anleger 70 bis 80 Jahre alt und fühlen sich von den WestLB-Nachfolgern überrumpelt. In einigen Fällen mussten sie über Jahre nicht nur auf die üblichen Ausschüttungen aus den Fonds verzichten.

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Inzwischen hat West Fonds sogar die jährlich stattfindenden Eigentümerversammlungen abgeschafft. An ihre Stelle traten schriftliche Umlaufabstimmungen, die die Geschäftsführung zu Entscheidungen ermächtigt. „Wir rebellieren“, sagte ein Anleger unserer Zeitung. West-Fonds-Chef Quambusch benennt dagegen als „großen Vorteil“ des schriftlichen Verfahrens „die einheitliche Information aller Anleger“.

Von ihrem Widerspruchsrecht haben viele Kleinanleger keinen Gebrauch gemacht. Einige haben sich aber an Gerichte gewandt, um gegen die Praktiken der West Fonds zu klagen. Mit Erfolg. So verhängte das Landgericht Düsseldorf am 26. Februar eine Einstweilige Verfügung. Danach darf die Gesellschaft Grundbesitz des RWI-Fonds 25 nicht ohne vorherige Zustimmung der Gesellschafterversammlung verkaufen. Ähnlich urteilte im Winter das Amtsgericht Bremen.

Fall wird Thema im Landtag

FDP-Fraktionsvize Ralf Witzel will NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) am Donnerstag im Landtagsausschuss auf den Zahn fühlen. „Wir nehmen die gravierenden Anleger-Vorwürfe zum Anlass, dass der Finanzminister die erläuterungsbedürftige Geschäftspolitik von Portigon und West Fonds zeitnah und umfassend aufklärt“, sagte Witzel dieser Zeitung. „Wir erwarten von den Abwicklern der WestLB, dass sie auch die Interessen der privaten Anleger berücksichtigen. Hier findet offenbar eine unnötige Kapitalvernichtung statt.“