Düsseldorf. . Die Forderung der Opposition im Landtag, Mitarbeiter der abgewickelten Westdeutschen Landesbank (WestLB) zu Steuerfahndern umzuschulen, sorgt für Wirbel. Die Gewerkschaft Verdi spricht von „Schwachsinn“. Nicht jeder Kreditspezialist eigne sich fürs Finanzamt.

Die Büros der ehemaligen WestLB-Zentrale waren schnell vergriffen. Das NRW-Innenministerium wird in den burgartigen 80er-Jahre-Bankbau an der Düsseldorfer Herzogstraße einziehen. Schwieriger gestaltet sich die Weiterverwendung von rund 2600 Mitarbeitern, die seit der Zerschlagung der WestLB heute noch bei der landeseigenen Nachfolgegesellschaft „Portigon“ auf der Lohnliste stehen. Viele sind gut bezahlte, unkündbare „Landesbankenbeamte“, denen das Betätigungsfeld weggebrochen ist. Betriebsintern wird über Frust und Langeweile geklagt. Lassen sich die überflüssig gewordenen Banker zu Steuerfahndern, Berufsschullehrern oder Verwaltungsjuristen umschulen, wie es der Opposition im Landtag neuerdings vorschwebt?

„Schwachsinn“, sagt Frank Fassin von Verdi NRW knapp. Zwar sei es möglich, den einen oder anderen für eine alternative Tätigkeit im öffentlichen Dienst zu gewinnen, aus einem Spezialisten für Kreditanalysen mache man jedoch keinen Steuerfahnder oder Mathematiklehrer. Eine Sprecherin des NRW-Finanzministeriums rechnet vor, dass Steuerfahnder eine jahrelange Ausbildung in Innen- und Außendienst hinter sich hätten, bevor sie ausrückten. Die Steuergewerkschaft NRW kann sich immerhin vorstellen, einige Banker nach Schulungen in der Finanzverwaltung einzusetzen.

„Sinnvollen Arbeitseinsatz erfahren“

„Wer ohnehin vom Land bezahlt wird, sollte auch einen sinnvollen Arbeitseinsatz erfahren. Das ist günstiger und humaner als bezahlte Arbeitslosigkeit“, findet FDP-Fraktionsvize Ralf Witzel. Er erwartet von Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) größere Anstrengungen, als den früheren WestLB-Beschäftigten per „Newsletter“ die Stellenausschreibungen des Landes zukommen zu lassen. Witzel: „Die meisten Beschäftigten sind leistungsfähig und leistungswillig zur Übernahme neuer Aufgaben. Eventuell muss das Land einen Nachteilsausgleich gewähren, wenn neue Tätigkeiten mit Abstrichen verbunden sind.“

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Verdi-Mann Fassin bestreitet, dass ein Großteil der Portigon-Belegschaft inzwischen den Arbeitstag mit Internet-Surfen und Bleistift-Spitzen verbringe. „Allenfalls ein Viertel“ sei nicht mehr ausgelastet. Nach massivem Personalabbau beschäftigt Portigon heute noch 2600 Mitarbeiter, die kein Bankgeschäft mehr betreiben, sondern Service-Dienstleistungen erbringen sollen. Einzige Kunden sind die „Bad Bank“ des Landes mit milliardenschweren Schrottpapieren und die Hessische Landesbank (Helaba), die im Zuge der WestLB-Aufspaltung das Sparkassen-Verbundgeschäft übernahm.

„Diszipliniert an der eigenen Anwicklung“

„Bestehende Planungen sehen vor, die Mitarbeiterzahl bis 2016 auf 980 Mitarbeiter zu reduzieren“, erklärt ein Portigon-Sprecher. Man arbeite „diszipliniert an der eigenen Abwicklung“, sagt ein Beschäftigter zynisch und berichtet von gedrückter Stimmung im Haus. Bis 2016 muss das Land die WestLB-Resterampe auf Geheiß der EU-Wettbewerbshüter verkauft haben.

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Allerdings sind knapp 1000 der verbliebenen Mitarbeiter nahezu unkündbar. Etwa 500 von ihnen sind sogenannte Doppelvertragler, die ein Anrecht auf einen Wechsel zum landeseigenen Förderinstitut „NRW.Bank“ besitzen. Diese hat jedoch selbst nur 1250 Angestellte und könnte einen solchen Mitarbeiter-Zuwachs nicht verkraften. Weitere knapp 500 Beschäftigte blicken auf mehr als 20 Betriebsjahre zurück. Versuche, sie mit Abfindungen von bis zu 250 000 Euro „herauszukaufen“, haben nach Einschätzung eines Unternehmenskenners „keine Chance“.