Essen. . Thyssen-Krupp hat im Geschäftsjahr 2011/2012 fünf Milliarden Euro Verlust gemacht. Die neuen Wertberichtigungen für Brasilien und USA wurden am Montag in einer Aufsichtsratsitzung bekanntgegeben. Der Fehlbetrag ist noch um 3,2 Milliarden höher als im Vorjahr. Dividende für die Aktionäre fällt aus.

Der Technologie-und Stahlkonzern Thyssen-Krupp hat den Wert der beiden Stahlwerke in Brasilien und USA noch stärker als erwartet nach unten korrigiert. Wie das Unternehmen am Montag nach der Aufsichtsratssitzung am späten Abend mitteilte, hat der Konzern dafür Wertberichtigungen um 3,6 Milliarden Euro vorgenommen, nach 2,2 Milliarden Abschreibungen im Vorjahr. Zuletzt standen die beiden Stahlwerke noch mit 7,9 Milliarden in Büchern. Das heißt, Thyssen-Krupp müsste gut vier Milliarden Euro Verkaufserlöse für die Stahlwerke erzielen, um keine weiteren Abschreibungen vornehmen zu müssen.

Durch die Wertberichtigungen rutscht der Konzern mit einem Jahresfehlbetrag von fünf Milliarden Euro noch tiefer in die roten Zahlen. Bereits im Geschäftsjahr 2010/11 hatte die Fehlinvestition in der Sparte Steel Americas maßgeblich zu einem Minus von 1,8 Milliarden Euro beigetragen.

Die Aktionäre müssen damit auf eine Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr 2011/12 (per Ende September) verzichten. Thyssen-Krupp werde keine Dividende ausschütten, da der Einzelabschluss der Thyssen-Krupp AG „kein ausschüttungsfähiges Ergebnis aufweist“, teilte das Unternehmen mit.

Finanzierung des Konzern „auf einer gesicherten Basis“

Der Konzern sei mit 5,8 Milliarden Euro verschuldet, die Finanzierung des Konzerns stehe aber dank freier flüssiger Mittel und fest zugesagter Kreditlinien „auf einer gesicherten Basis“.

Auch interessant

Der Aufsichtsrat hat zudem zugestimmt, die Verträge der Vorstandsmitglieder Olaf Berlien, Edwin Eichler sowie Jürgen Claassen zum Ende des Jahres „einvernehmlich“ aufzuheben. „Die Entscheidung steht im Zusammenhang mit der Gesamtverantwortung des Vorstandes für die Führung der Geschäfte und die Führungskultur des Konzerns.“ Vorstandschef Heinrich Hiesinger sagte: Die beiden Stahlwerke innerhalb von Steel Americas und die verschiedenen Verstöße gegen die Vorschriften zur ordnungsgemäßen Geschäftsführung „haben nicht nur einen immensen finanziellen Schaden verursacht. Wir haben dadurch auch an Vertrauen und Glaubwürdigkeit verloren“. Mit der Abberufung der Vorstände habe der Aufsichtsrat „ein klares Zeichen für einen Neuanfang gesetzt. Die Entscheidungen erfolgten in enger Abstimmung mit mir“.

Neue Führungskultur - Ehrlichkeit, Transparenz, Leistungsorientierung

Thyssen-Krupp werde nun konsequent eine neue Führungskultur etablieren, „die auf Ehrlichkeit, Transparenz und Leistungsorientierung basiert. Dafür stehen wir als Vorstand ein“, wurde Hiesinger in einer Pressemitteilung zitiert. Am Dienstag will der Vorstandschef den Jahresabschluss erläutern und zu den Vorgängen Stellung nehmen. Das Unternehmen war wegen der Bildung eines Schienenkartells, eines Korruptionsfalls und Luxusreisen in die Schlagzeilen geraten.

Das operative Ergebnis vor Abzug der Zinsen und Steuern (Ebit) habe wie erwartet 399 Millionen Euro erreicht, wobei der Verkauf der Edelstahlsparte Inoxum herausgerechnet, Steel Americas aber noch enthalten sei. Für 2012/13 erwartet der Konzern ein operatives Ergebnis von einer Milliarde Euro (ohne Steel Americas). Das Stahlgeschäft in Europa lag mit einem Ebit trotz abflauender Konjunktur mit 247 (Vorjahr:1133) Millionen Euro im schwarzen Bereich.

Die Krupp-Stiftung hat derweil Ralf Nentwig, Vorstands-Mitglied der Stiftung, als Nachfolger für Peer Steinbrück in den Aufsichtsrat entsandt. Steinbrück hatte das Mandat bei Thyssen-Krupp auf Grund seiner Kanzlerkandidatur zum Jahresende niedergelegt.