Duisburg. Mit der feierlichen Einweihung einer Gedanktafel an der Brücke der Solidarität erinnerte Duisburg an den Kampf um das Krupp-Hüttenwerk in Rheinhausen vor 25 Jahren.
Wieder wehte der eisige Hauch der Geschichte über die „Brücke der Solidarität“ zwischen Rheinhausen und Duisburg an diesem frostigen, kristallklaren Samstagmorgen. Wie damals, in der Morgendämmerung des 2. Dezember 1987, als tausende Stahlarbeiter stundenlang die Bogenbrücke über den Rhein blockierten. Eine Reihe der Kämpfer von damals weihte nun, 25 Jahre danach, eine Gedenkplakette für die rund 5600 Kruppianer ein, die damals um ihre Existenz kämpften, 164 Tage lang den längsten, berühmtesten und eindrucksvollsten Arbeitskampf der deutschen Nachkriegsgeschichte führten.
Aber ist dieser Kampf um das Krupp-Hüttenwerk wirklich ein Fall für die Geschichtsbücher, ein Vierteljahrhundert später? „Einerseits ja“, sagt OB Sören Link vor rund 100 ehemaligen Stahlwerkern, Lokalpolitikern und Gewerkschaftern. „Denn selbst viele, die damals in vorderster Front standen, haben heute ihren Frieden mit dem verlorenen Arbeitskampf geschlossen. Bestimmt auch, weil sie bis heute spüren können, dass der Arbeitskampf zwar verloren wurde aber nicht umsonst war.“ Längst seien die vielfältigen Aktionen der Arbeiter von 1987/88 in Chroniken, Ausstellungen und Geschichtsbüchern dokumentiert.
„Duisburger halten zusammen“
„Die Menschen, die das organisiert haben, schrieben Stadtgeschichte“, sagte Link. Stellvertretend für alle Krupp-Arbeiter hob das Stadtoberhaupt Manfred Bruckschen, Theo Steegmann, Helmut Laakmann, Jürgen Kitzig, Ingrid Lenders, Gerda Peto und Sigrid Kleer, alle Aktivisten aus Rheinhausen, hervor. Daraufhin trugen sich die prominentesten Gesichter des legendären Arbeitskampfes in das Goldene Buch der Stadt ein, das der OB aus dem Rathaus zur Gedenkstunde mitgebracht hatte. Link: „Ihr habt euch um unser Duisburg verdient gemacht. Die Eintragung in das Goldene Buch ist heute, 25 Jahre nach dem großen Stahl-Aktionstag, überfällig.“
Krupp-ArbeitskampfAndererseits, so Link weiter, sei der Arbeitskampf nicht nur ein abgeschlossenes Kapitel der Geschichte: „Die Solidarität der Duisburgerinnen und Duisburger auf beiden Seiten des Rheins hat ein Signal gesetzt, das in die Zukunft reicht. Es lautet: Die Arbeiterinnen und Arbeiter lassen sich nicht wegdrücken. Harte Arbeit gehörte und gehört zu unserer Stadt. Und wenn Not am Mann ist, dann halten die Duisburger zusammen. Das sollte auch heute jeder wissen, der in den Chefetagen seine Entscheidungen fällt“, fügte Link hinzu – auch mit Blick auf die aktuelle Krise bei Thyssen-Krupp Steel und die drohende Schließung des TSTG-Schienenwerks.
Zeitzeugen erinnern sich
In seiner Ansprache erinnerte Zeitzeuge und Alt-OB Josef Krings bewegt an die große Solidarität mit den Kruppianern bei ihrem Arbeitskampf. Krings hob besonders das intensive Engagement der Frauen und der Kirchen für den Erhalt aller Stahl-Arbeitsplätze hervor.
Theo Steegmann, Zeitzeuge und Sprecher des Initiativkreises „Vorwärts erinnern – 25 Jahre Rheinhausen“ erklärte: „Die Solidarität bei diesem beispiellosem Arbeitskampf war damals auch so überwältigend, weil es so viele Formen und Gelegenheiten gab, sich zu beteiligen.“ Da waren der Gottesdienst im Walzwerk mit Brot und Rosen, die Menschenkette von Rheinhausen nach Dortmund, das AufRuhr-Solidaritätskonzert mit 40 000 Menschen, und und und. „All das hat uns geholfen, der Wut, der Empörung Ausdruck zu verleihen“, so Steegmann.
Dieter Lieske, IG Metaller und SPD-Ratsherr, zeigte sich kämpferisch. „Man darf sich zurück erinnern und ein wenig in Nostalgie schwelgen. Wichtig ist es aber auch, sich vorwärts zu erinnern. Dieser Arbeitskampf war zwar schwer, hat aber auch erreicht, dass Milliarden Mark und Euro ins Ruhrgebiet geflossen sind, tausende neue Arbeitsplätze entstanden sind. Logport wäre ohne diesen Arbeitskampf nicht gekommen. Das ist ein Verdienst,“ sagte Lieske.