Frankfurt. . Von Ryanair oder Easy-Jet will sich Lufthansa nicht abhängen lassen: Im kommenden Jahr startet darum eine neue Billig-Fluglinie, mit Sitz in Köln. Die Flugzeuge von Germanwings und Eurowings sollen zur Flotte gehören. Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo findet die Pläne gar nicht witzig.

Lufthansa wird ihre Billig-Fluglinie in Köln ansiedeln. Start der neuen Gesellschaft auf Grundlage der bisherigen Tochter Germanwings und unter Einschluss der Flugzeuge auch von Eurowings soll Anfang 2013 sein. Sie soll für alle innerdeutschen und innereuropäischen Flüge zuständig sein, die auf deutschen Flughäfen starten und landen, abgesehen von den Drehkreuzen in Frankfurt und München.

Die Gesellschaft, für die in den nächsten Monaten noch ein Name gefunden werden soll, wird 90 Flugzeuge besitzen, etwa 2.000 Mitarbeiter beschäftigen, soll im ersten Jahr etwa 18 Millionen Passagiere befördern und einen Jahresumsatz von zwei Milliarden Euro anpeilen. Lufthansa-Chef Christoph Franz will auf diesem Weg die hohen, vermutlich dreistelligen Millionenverluste im Deutschland- und Europaverkehr deutlich eindämmen. Mittelfristig soll dieser seit Jahren defizitäre Bereich endlich wieder Gewinne abwerfen.

Flugbegleiter sollen deutlich weniger verdienen

Grundlage für diese Entwicklung sollen auch deutlich niedrige Gehälter für die Flugbegleiter sein. Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo reagierte am Donnerstag erbost auf die am Vorabend vom Lufthansa-Vorstand beschlossenen Pläne. Zumal gerade das Thema Billigfluglinie und Niedriggehälter Anlass für den mehrtägigen Streik der Flugbegleiter Anfang September war und wichtiges Thema auch bei den anstehenden Schlichtungsgesprächen zwischen Lufthansa und Ufo unter Leitung des ehemaligen Wirtschaftsweisen Bert Rürup sein sollen.

Die Kollegen seien völlig verunsichert, in den Internetforen der Gewerkschaft sei die Hölle los, sagte Ufo-Chef Nicoley Baublies. Die Entscheidung für den Billigflieger sei eine Belastung für die Schlichtung. Der Gewerkschaft zufolge liegen die Gehälter bei Germanwings um bis zu 40 Prozent niedriger als bei der Lufthansa. Möglicherweise müssten rund 1.200 Stewardessen und Stewards zur Billig-Fluglinie wechseln. Auch die Piloten-Vereinigung Cockpit will verhindern, dass Flugzeugführer in der neuen Billigairline schlechter bezahlt werden als bei Lufthansa.

Lufthansa verspricht sichere Arbeitsplätze

Nach Ansicht von Lufthansa-Chef Franz birgt die Bündelung der innerdeutschen und europäischen Flüge in einer separaten Gesellschaft „erhebliche Effizienzpotentiale. „Unser Ziel ist, diese Verkehre unter dem Dach einer Gesellschaft wieder profitabel zu fliegen.“ Den Mitarbeitern verspricht er „sichere Arbeitsplätze“. Die neue Gesellschaft ist auch Teil des Sparprogramms Score, mit dem die Lufthansa bis Ende 2014 Ergebnisverbesserungen von 1,5 Milliarden Euro umsetzen will. Allein 920 Millionen soll die Passagiersparte beisteuern.

Seit Jahren leidet Lufthansa unter der Konkurrenz von Billig-Airlines wie Ryanair oder Easy-Jet, die die Preise im Europaverkehr bei gleichzeitig stark gestiegenen Kerosinkosten deutlich gedrückt haben.

Sitz in Köln statt Berlin

Beobachter hatten damit gerechnet, dass die Billigfluglinie ihren Sitz in Berlin haben würde, nachdem die Lufthansa dort im Juni begonnen hatte, als Flugbegleiter Leiharbeiter bei innerdeutschen und innereuropäischen Flügen einzusetzen. Diese Praxis wird das Unternehmen nach heftigen Protesten und den Streiks von Ufo aber wieder aufgeben. Vermutlich haben die starken Verzögerungen bei der Eröffnung des neuen Berliner Flughafens die Entscheidung für Köln begünstigt. Zudem hat Germanwings seinen Sitz ohnehin in Köln.

Der Lufthansa-Ableger ging 2002 an den Start, beschäftigt heute rund 1.400 Mitarbeiter und betreibt 32 Flugzeuge.