Frankfurt/Main. Im Tarifkonflikt mit der Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO zieht die Airline die bittere Konsequenz - zwei Drittel aller Flugverbindungen muss wegen der flächendeckenden Arbeitsniederlegung der Stewardessen und Stewards ausfallen. Gleichzeitig sendet der Konzern Kompromiss-Signale.

Die Lufthansa streicht wegen des für Freitag geplanten Streiks der Flugbegleiter für diesen Tag etwa 1200 Flüge. Das sind etwa zwei Drittel der geplanten Verbindungen, sagte ein Lufthansa-Sprecher am Mittwoch. Sicher sei aber, dass von täglich 1800 Lufthansa-Flügen mindestens 600 abheben werden, da diese von Konzerntöchtern wie Germanwings durchgeführt werden. Aber auch dann werde der flächendeckende Streik "sehr gravierende Auswirkungen" haben.

Bereits am Donnerstag wirft der Streik seine Schatten voraus. Knapp 50 Flüge fallen aus, wie die Fluggesellschaft
auf ihrer Internetseite mitteilte. Ein Großteil davon betrifft die besonders
lukrativen Langstrecken, bei denen die Flugzeuge bereits am Donnerstag in
Übersee abfliegen und am Freitag ihr Ziel in Deutschland erreichen sollen. Allerdings sind nach Aussage eines Lufthansa-Sprechers nicht alle
Ausfälle am Donnerstag streikbedingt. Auch im Normalbetrieb müssten immer wieder
Flüge wegen technischer Gründe gestrichen werden.

In den vergangenen Tagen stürzten die Flugbegleiter die Lufthansa bereits zwei Mal ins Chaos. Nach dem Auftakt in Frankfurt Ende vergangener Woche waren am Dienstag zusätzlich noch München und Berlin bestreikt worden. Insgesamt fielen an den drei Flughäfen etwa 350 Verbindungen aus und 51.000 Passagiere saßen fest.

Gleichzeit sendet die Lufthansa Kompromss-Signale

Angesichts des folgenschweren Folgen des Flugbegleiter-Streiks geht die Lufthansa auf Kompromisskurs. Vor dem geplanten bundesweiten Ausstand der Stewards und Stewardessen zeigte sich die Kranich-Airline am Mittwoch offen für eine Schlichtung in dem Tarifstreit mit der Gewerkschaft Ufo. Allerdings dürfe es in den Gesprächen ausschließlich um die Bezahlung der Flugbegleiter gehen - andere Forderungen wie der Stopp von Leiharbeit müssten außen vor bleiben, sagte Lufthansa-Manager Peter Gerber, der im Passagiergeschäft das Personalressort verantwortet. "Zu dem Thema Vergütung und Vergütungstruktur werden wir uns dem nicht verschließen."

Alles andere seien Unternehmensentscheidungen, die nicht verhandelbar seien. Große Hoffnungen auf einen Durchbruch in dem zähen Tarifkampf habe er nicht. Die Schlichtung sei letztlich eine "suboptimale Lösung" und die Tarifverträge der Lufthansa zu komplex für einen Vermittler, der das Thema nicht schon jahrelang begleite.

Kehrtwende nach harter Haltung

Ufo-Chef Nicoley Baublies äußerte sich ebenfalls zurückhaltend und verlangte, dass die Lufthansa ihn kontaktiere. "Herr Gerber soll mich anrufen und sagen: Ich will die Schlichtung." Bislang sei das nicht geschehen. Deshalb treibe die Gewerkschaft die Vorbereitungen für den Großstreik am Freitag weiter. Weitere Arbeitsniederlegungen seien vorerst nicht geplant - Ufo wolle der Lufthansa Zeit geben, ihre Postion zu überdenken.

Mit dem verhaltenen Kompromisskurs macht der Flug-Komzern eine Kehrtwende: Am Vortag hatte die Lufthansa noch betont, dass es keinen Grund für eine Schlichtung gebe. Die Offerte des Konzerns an die 18.000 Flugbegleiter sei als Basis für weitere Verhandlungen ausreichend, hatte es geheißen.

Der Tarifstreit dauert bereits seit gut einem Jahr. Die Gewerkschaft kämpft für höhere Löhne und gegen die Auslagerung von Stellen. Nach Ansicht des Managements sind Einschnitte nötig, da die harte Konkurrenz der Lufthansa das Leben schwermache. Die Airline legte deshalb ein Milliarden-Sparprogramm auf und verlangt nun, dass auch die Bord-Servicekräfte einen Beitrag leisten. Während die Gewerkschaft fünf Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von 15 Monaten fordert, hat die Lufthansa eine Erhöhung um 3,5 Prozent über drei Jahre angeboten. Bei der Kranich-Fluglinie arbeiten 18.000 Menschen im Bordservice.