Berlin. . Die Lufthansa will vor allem beim Personal sparen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Flugbegleiter kämpfen mit dem Streik um ihre Besitzstände

Irgendjemand profitiert immer vom Ärger anderer. Beim Streik des Kabinenpersonals der Lufthansa heißt der Gewinner Deutsche Bahn (DB). Denn wieder werden viele Flugpassagiere auf der Schiene zum Ziel gebracht. „Die DB stellt alle zur Verfügung stehenden Züge bereit und setzt bei Bedarf in den betroffenen Bahnhöfen zusätzliche Mitarbeiter ein“, kündigte die Bahn schon einmal an. Lufthansa-Kunden erhalten einen Gutschein für die Fahrt.

Dabei wird der Konzern mit der Fluggesellschaft mitfühlen. Denn die Bahn hat in bester Erinnerung, wie eine vergleichsweise kleine Berufsgruppe das Geschäft durcheinander bringen kann. Die Lokführer haben dies bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Bei der Lufthansa sind es die rund 19 000 Stewardessen und Stewards, die ihre Forderungen in einem harten Arbeitskampf durchsetzen wollen.

Die Situation ist verfahren. Beide Seiten wollen derzeit nicht an den Verhandlungstisch zurück. Die Lufthansa hatte der Gewerkschaft Ufo zwar Schlichtungsgespräche angeboten, dies jedoch mit Bedingungen verknüpft. Es sollte nur um die Löhne gehen, was den Flugbegleitern nicht reicht. Beim Lohn liegen die Vorstellungen beider Seiten zwar auch noch auseinander, doch scheint dies ein lösbares Problem. Die Gewerkschaft will fünf Prozent mehr Gehalt durchsetzen, die Airline bietet 3,5 Prozent an.

Auch interessant

Auf der einen Seite steht das Kabinenpersonal, das seine Besitzstände in Gefahr sieht. Regelmäßig winkt den Stewardessen und Stewards eine Altersbeförderung mit steigenden Bezügen, von 1500 Euro auf in Einzelfällen maximal 7000 Euro im Monat. Davon können die Flugbegleiter anderer Gesellschaften nur träumen. Diese Gehaltsstruktur wollen die Crews im Flieger erhalten. Die Arbeitgeber wollen sie ändern und den Aufstieg zeitlich strecken.

Vorstand will Billigangebot ausweiten

Dies will Ufo mit einer weiteren Forderung verhindern. Die Lufthansa soll auf Leihpersonal in der Kabine verzichten. Denn die Leiharbeit gilt sozusagen als Einstieg in eine tarifliche Mehrklassengesellschaft. Die derzeit etwa 180 ausgeliehenen Flugbegleiter erhalten zwar ein Einstiegsgehalt in gleicher Höhe. Doch bei den sonst üblichen Altersaufschlägen gehen sie leer aus. Außerdem sehen die Flugbegleiter einen anderen Plan der Lufthansa als bedrohlich an. Deren Vorstand will das Billigangebot einer Tochter ausweiten. Auch das geht tendenziell zu Lasten der Bezahlung des dort tätigen Personals.

Die Lufthansa steckt dagegen als Arbeitgeber auch in der Klemme. Zwar steht der Konzern nach einem Verlust im vergangenen Jahr wieder vergleichsweise gut da. Doch auf lange Sicht ist die Wettbewerbsposition des Konzerns noch nicht abgesichert: Auf den langen Strecken mischen zum Teil subventionierte Airlines aus dem fernen Osten und den Golfstaaten den Markt auf und setzen die Lufthansa unter Druck. Im europäischen Geschäft sind es die Billigflieger, gegen die sich der Kranich zur Wehr setzen muss. Die Personalkosten spielen dabei eine gewichtige Rolle, liegen sie doch bei der Lufthansa traditionell relativ hoch.

Sparprogramm in Höhe von 1,5 Milliarden Euro

Der Vorstand will mit einem Sparprogramm das Ergebnis um 1,5 Milliarden Euro verbessern. Das geschieht durch Einsparungen – in der Verwaltung ebenso wie beim Angebot. Auch die Gründung einer neuen Billigmarke steht an. Allein der Rotstrich bei den Personalkosten soll ein Drittel der angestrebten Verbesserung einbringen. So ist die Angst der Flugbegleiter vor schlechteren Arbeitsbedingungen berechtigt. Sparen und Besitzstände wahren machen eine Tarifeinigung besonders schwer.