Essen. . Viele ehemalige Mitarbeiterinnen der insolventen Drogeriekette melden sich zurzeit arbeitslos. Ihre Vermittlungschancen sollen aber nicht schlecht stehen, sagen die Arbeitsagenturen.
Am Ende kam es genau so, wie sie es ein paar Tage zuvor befürchtet hatte: Gerda S. (Name geändert) bekam die Kündigung. Keine Transfergesellschaft, kein Transfergeld, arbeitslos ab dem ersten des Monats. „Wenn es nicht so traurig wäre, könnte ich schon wieder drüber lachen“, sagt die 52-Jährige. Gerda S. hat 13 Jahre bei Schlecker gearbeitet, seit gestern ist sie freigestellt. Wie 11 200 Kolleginnen der insolventen Drogeriekette. Viele von ihnen meldeten sich am Montag bei den Arbeitsagenturen – auch in Gelsenkirchen.
„Die meisten Frauen sind überrascht und schockiert zugleich, dass die Transfergesellschaft nun doch nicht zustande gekommen ist“, sagt Luidger Wolterhoff, Chef der Arbeitsagentur in Gelsenkirchen. Bis gestern haben sich rund 100 Schlecker-Beschäftigte in seiner Agentur gemeldet, Wolterhoff rechnet mit weiteren. Seine Mitarbeiter seien allerdings gut vorbereitet. „Wir haben extra ein Team für Mitarbeiter von Schlecker zusammengestellt.“ Wie die anderen Arbeitsagenturen in Nordrhein-Westfalen. Erste erfolgreiche Vermittlungen habe es auch schon gegeben.
2250 Mitarbeiterinnen in NRW betroffen
Laut NRW-Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit sollen etwa 2250 Schlecker-Mitarbeiterinnen im Land von Kündigung betroffen sein. Gut 1000 hätten sich bis Freitag bereits arbeitssuchend gemeldet. 77 Prozent waren Teilzeitbeschäftigte, fünf Prozent arbeiteten in 400-Euro-Jobs, gerade einmal 18 Prozent hatten eine Vollzeit-Stelle. Wie Gerda S. Sie verdiente knapp 2700 Euro brutto. „Ein Gehalt, mit dem man über die Runden kommen konnte.“ Geld, das ihr jetzt fehlen wird. Auch, weil sie sich ein Haus gekauft hat. „Meine Altersversorgung. Die kann ich jetzt vielleicht abschreiben.“ Wenn sie keinen neuen Job findet. Doch die Chancen, sagt Arbeitsagentur-Chef Wolterhoff, stünden für die Schlecker-Angestellten gar nicht so schlecht. „Weil sie in der Regel die Läden im Alleingang gemanagt haben.“ Und sich so Kenntnisse angeeignet hätten, die viele Arbeitgeber zu schätzen wüssten.
Ob die Frauen im neuen Job aber auch genauso viel wie bei Schlecker verdienen werden, bleibt offen. „Das Lohnniveau war ordentlich“, sagt Wolterhoff. Die Frauen müssten nun örtlich flexibel sein, notfalls Abstriche beim Gehalt hinnehmen.
Den Laden im Alleingang geschmissen
Das will Gerda S. am wenigsten. Wenn schon weiter weg arbeiten, dann doch wenigstens fürs gleiche Geld. „Doch alles besser als arbeitslos zu sein“, sagt die Frau aus dem Revier. In ihrer letzten Schlecker-Filiale hat sie sechs Jahre gearbeitet, den Laden im Alleingang geschmissen.
Geholfen hat’s nicht. „Am Ende bekam auch ich die Kündigung“, sagt Gerda S. Wie ihre Kolleginnen. Viele von ihnen alleinerziehend oder Ernährerinnen der Familie. „Wo da eine Sozialauswahl stattgefunden hat, muss mir erstmal jemand erklären.“ S. fühlt sich im Stich gelassen – vom Schlecker-Betriebsrat und von der Gewerkschaft Verdi. Am Donnerstag hat sie ihr erstes Beratungsgespräch bei der Arbeitsagentur.