Essen. 2024 war das wärmste Jahr: Gasheizungen wurden günstiger, doch Fernwärmekosten in NRW stiegen deutlich. Alle Infos zur Heizkosten-Prognose.
Das Jahr 2024 war laut Deutschem Wetterdienst das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Dies hatte Auswirkungen auf den Heizbedarf: Wie das Vergleichsportal Verivox berichtet, sank dieser im Vergleich zu 2023 um etwa drei Prozent. Insbesondere Haushalte mit Gasheizungen profitierten davon: Dank des geringeren Verbrauchs und der niedrigeren Gaspreise sanken die Heizkosten für ein Einfamilienhaus um rund zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Anders stellt sich die Situation jedoch bei der Fernwärme dar. Trotz ihrer zunehmenden Beliebtheit zeigen aktuelle Auswertungen der Heizkostenprognose des Energiedienstleisters Techem für 2024 ein deutliches Plus: Während die Preise für Strom, Gas und Heizöl sanken, dürften die Abrechnungen für Fernwärmekunden deutlich steigen. In manchen Städten sind sie zuletzt aber auch gesunken, etwa in Essen und Bochum.
So stark sollen die Fernwärmekosten in NRW steigen
Laut Techem ist der Preis für Fernwärme im Jahr 2024 im Vergleich zu 2023 deutlich im Schnitt um 7,1 Prozent gestiegen. Diese Entwicklung belaste die Verbrauchenden spürbar, da auch die Raumwärmekosten für Fernwärme um 25,4 Prozent ansteigen. Dennoch zeigt die Prognose, dass die Nachzahlungen der Verbrauchenden im Jahr 2024 insgesamt voraussichtlich niedriger ausfallen werden als nach 2023.
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Daniel Mühlenfeld, Sprecher des Steag-Unternehmens Iqony, teilte der Redaktion mit: „Mit Blick auf die Preisentwicklung je kWh Fernwärme können wir als (einziger) Essener Fernwärmeversorger festhalten, dass unser Preis – Stand Januar 2025 – im Vergleich zum Januar 2024 um 4,7 Prozent gesunken ist.“ Im Vergleich zum Januar 2023 liege der Rückgang sogar bei 6,8 Prozent.
Fernwärme, Gas, Öl und Strom: Die NRW-Verbrauchsprognose von Techem
Die Verbrauchsprognose von Techem basiert auf Temperaturdaten des Deutschen Wetterdienstes aus den Jahren 2023 und 2024 sowie Preisangaben des Statistischen Bundesamtes für verschiedene Energieträger im entsprechenden Zeitraum. Die Ergebnisse zum Verbrauch und den Kosten der Messstationen des Deutschen Wetterdienstes an Rhein und Ruhr:
- Bochum: Verbrauch -1,8 Prozent, Kosten Fernwärme +24,8, Gas -5,3, Öl -6,4, Strom -8,1
- Düsseldorf: Verbrauch -1, Kosten Fernwärme +25,8, Gas -4,5, Öl -5,6, Strom -7,3
- Duisburg-Baerl: Verbrauch +1,5, Kosten Fernwärme +25,1, Gas -5, Öl -6,1, Strom -7,8
- Essen-Bredeney: Verbrauch +0,1, Kosten Fernwärme +27,2, Gas -3,4, Öl -4,5, Strom -6,3
- Kleve: Verbrauch +0,8, Kosten Fernwärme +28,1, Gas -2,7, Öl -3,8, Strom -5,6
Die Techem-Prognose stimmt allerdings nicht überall mit den tatsächlichen Preisentwicklungen vor Ort überein. So stiegen die Preise vor allem 2023 fast überall deutlich an, die Erholung setzte zu verschiedenen Zeitpunkten ein. So haben wie in Essen auch die Stadtwerke Bochum ihre Fernwärmepreise bereits im Laufe des Jahres 2024 deutlich gesenkt. „Unsere Arbeitspreise sind in 2024 um rund 23,5 Prozent gegenüber 2023 gesunken“, teilten die Stadtwerke mit.
Trendwende: Warum die Preise für Strom, Gas und Öl sinken
Nach den teils drastischen Preisanstiegen in den Jahren 2022 und 2023 sind die Strompreise 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 6,4 Prozent gesunken, während die Preise für Gas und Öl um jeweils 3,6 bzw. 4,6 Prozent zurückgingen. Entsprechend sind auch die Raumheizkosten für die jeweiligen Energieträger gesunken: um 7,6 Prozent für Strom, 4,8 Prozent für Gas und 5,8 Prozent für Öl.
Matthias Hartmann, Geschäftsführer von Techem, erklärt: „Angesichts stark schwankender Energiepreise gewinnt das Thema Energieeffizienz weiter an Bedeutung. Auch unsere Heizkostenprognose lässt vermuten, dass sich das Verhalten der Menschen bei der Nutzung von Heizenergie zum Positiven verändert.“ Energiedienstleister Ista sah das vor ein paar Monaten noch anders.
Ista-Analyse: Haushalte heizen 2024 weniger sparsam als zuvor
Die Auswertung des Heiz-O-Meters, einer regelmäßigen Analyse von laufend erhobenen Verbrauchsdaten aus mehr als 500.000 Haushalten der Ista, ergab: Der Start der Heizsaison im Herbst 2024 verlief alles andere als sparsam. Bundesweit wurde im September und Oktober – witterungsbereinigt – sieben Prozent mehr geheizt als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
„Obwohl es in dieser Heizperiode bislang kühler war als im Vorjahreszeitraum, zeigt der deutliche Mehrverbrauch, dass die privaten Haushalte im Durchschnitt deutlich weniger sparsam geheizt haben. Das ist aus unserer Sicht vor allem eine Folge mangelnder Transparenz“, erklärt Hagen Lessing, Geschäftsführer der Ista.
Mangelnde Transparenz: „Nahezu unmöglich Kosten einzuschätzen.“
Einer repräsentativen Umfrage zufolge, die Anfang November im Auftrag von Ista vom Meinungsforschungsinstitut YouGov durchgeführt wurde, erhalten 72 Prozent der Mieterinnen und Mieter in Deutschland keine monatlichen Verbrauchsinformationen. Sie können ihren Energieverbrauch daher meist erst anhand der oft erst lange nach der Heizperiode zugestellten Nebenkostenabrechnung nachvollziehen.
„Ohne aktuelle und verlässliche Informationen ist es nahezu unmöglich, den eigenen Bedarf an Heizenergie und damit die entstehenden Kosten korrekt einzuschätzen. Das Problem ist ganz offensichtlich fehlende Transparenz“, betont Lessing.
Verivox-Analyse: Die Entwicklung der Gaspreise im Überblick
Der Gaspreis ist laut Verivox von durchschnittlich 11,88 Cent pro Kilowattstunde im Jahr 2023 auf 11,05 Cent gesunken. Vor dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine lag er jedoch bei rund sechs Cent pro Kilowattstunde. „Das Preisniveau ist also nach wie vor hoch“, erklärt Verivox-Energieexperte Thorsten Storck.
Auch der Heizölpreis ging zurück: Er sank im Durchschnitt von 104 Euro brutto pro Hektoliter im Jahr 2023 auf rund 99 Euro. „Da Heizöl in der Regel nur einmal pro Jahr bestellt wird, hängen die tatsächlichen Heizkosten vom jeweiligen Bestellzeitpunkt ab“, erläutert Storck. Ein idealer Bestellzeitpunkt lasse sich nicht vorhersagen, da die Preise für Heizöl stärker von den internationalen Rohölpreisen als von saisonalen Schwankungen beeinflusst werden. Wer jedoch langfristig plant und gemeinsam mit Nachbarn bestellt, könne oft von Rabatten profitieren.
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