Duisburg. Bis 2045 sollen alle Duisburger mit Wärme aus erneuerbaren Quellen versorgt werden. In einigen Quartieren soll schon bald Fernwärme verfügbar sein.
Was tun, wenn die betagte Gastherme oder Ölheizung absehbar den Geist aufgibt? Die gute Nachricht: In diesem Jahr nimmt der Ausbau des Fernwärmenetzes der Stadtwerke Fahrt auf. Allerdings bleibt die Zahl der weiteren Duisburger Haushalte, die bis zum Jahr 2038 einen Fernwärmeanschluss bekommen können, mit 15.000 dennoch überschaubar.
Dennoch sind die Ziele, die sich die Stadtwerke-Tochter Fernwärme Duisburg steckt, angesichts der für den Ausbau erforderlichen Tiefbauarbeiten durchaus ehrgeizig. „Wir planen einen Zubau von jährlich sechs bis sieben Kilometern Leitung“, erklärt Dr. Nicolas Löser. Der Ingenieur für Energietechnik ist seit September 2022 „Projektleiter Wärmewende“ bei den Stadtwerken.
Bis 2030: Fernwärmeanschluss für weitere 2000 Haushalte in Duisburg
Bis 2030 sollen weitere 2000 Haushalte in Duisburg an die Fernwärme angeschlossen werden. Viele werden im Neubaugebiet 6-Seen-Wedau liegen. Dafür sorgt eine Verbindungsleitung zum einstigen Areal des DB Waggonwerks in Wedau. Dort verarbeitet eine neue Heizzentrale unter anderem die Abwärme des benachbarten DVV-Rechenzentrums.
Bis 2026 soll auch eine neue Anbindung an Meiderich (siehe Karte) gebaut werden – bislang ist der Bezirk ein „weißer Fleck“ im Netz. „Ab 2027 können in Teilen von Meiderich Hausanschlüsse gebaut werden“, sagt Nicolas Löser. Wedau und Meiderich bleiben vorerst die einzigen echten Erweiterungen des Bestandsnetzes in der mittelfristigen Ausbauplanung. Ob es bis 2035 zusätzliche Erweiterungen oder neue Netzgebiete gibt, ist abhängig von der Kommunalen Wärmeplanung, die bei der Stadt in Arbeit ist.
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Außerdem werde es in den nächsten drei Jahren „stetige Nachverdichtungen“ des aktuell rund 500 Kilometer langen Fernwärme-Netzes in allen Stadtbezirken geben, kündigt Löser an. Aktuell hat das Netz eine Höchstlast von 310 Megawatt für die Versorgung von rund 70.000 Haushalten. „Bis 2029 planen wir den Zubau von 87 Megawatt“, erklärt Planer Löser, „gleichzeitig gehen wir davon aus, dass durch die Dämmung von Gebäuden etwa 41 Megawatt eingespart werden.“
Kommunale Wärmeplanung: Erneuerbare Quelle für alle bis 2045
Teil der Wärmewende, die das 2024 verabschiedete Wärmeplanungsgesetz beschreibt, ist zum einen die verpflichtende „Kommunale Wärmeplanung“. Dazu muss jede Gemeinde darstellen, wie sie ihr Gebiet bis 2045 mit erneuerbarer Wärme versorgen kann. Für den technischen Part, die Analyse und den Wärmeplan-Entwurf hat die Stadt den DVV-Konzern beauftragt. Der erarbeitet ihn mithilfe des Unternehmens „Greenventory“.
Das Unternehmen, gegründet als Start-up des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), erstellt einen digitalen Zwilling des Stadtgebiets. In die gebäudescharfe Darstellung fließen Baujahr, Energieverbrauch und weitere Immobilien-Daten ein. Sie sind Grundlage für die kommunale Wärmeplanung, die 2026 vom Rat beschlossen werden soll.
Transformationsplan für die Anlagen der Stadtwerke
Die Stadtwerke bereiten für ihre Anlagen einen eigenen Transformationsplan vor. Den wollen sie im Januar 2025 einreichen zur Förderung aus dem Bundesprogramm für effiziente Wärmenetze. „Verpflichtend ist für uns nach dem Wärmeplanungsgesetz nur ein Dekarbonisierungsplan, aber wir erachten das für sinnvoll“, erklärt Nicolas Löser. Im Auge hat der städtische DVV-Konzern dabei auch das selbst gesteckte Ziel, bereits 2035 klimaneutral zu wirtschaften.
Für die Umsetzung der Kommunalen Wärmeplanung werde es nicht ausreichen, nur den aktuellen Erzeugerpark zu transformieren, sagt der Stadtwerke-Planer. „Wir werden weitere erneuerbare Quellen erschließen müssen.“ Ein vorerst mit Gas betriebenes Mehrmotoren-BHKW, das auf Wasserstoff-Betrieb umgestellt werden kann, läuft bereits seit 2023 an der Bungertstraße.
Auch der Rhein soll künftig Wärme für die Stadt liefern
Weitere Anlagen sind in Planung: Ein Elektrokessel, beheizt mit überschüssiger erneuerbarer Energie, steht vor dem Start, eine Anlage zur Nutzung von Abwärme im Klärwerk Huckingen ist im Bau. Weitere Quellen werden untersucht, etwa Geothermie. Auch der Rhein soll genutzt werden für eine Flusswasser-Wärmepumpe am Kraftwerk Wanheim.
Viele Duisburger, die keine Fernwärme nutzen können, müssen auf eine elektrische Lösung, etwa eine Wärmepumpe, setzen. Auch bei den Stromnetzen wird es deshalb einen erheblichen Aus- und Zubau geben müssen. „Wir gehen davon aus, dass die Import- und Anschluss-Kapazitäten von derzeit 400 auf 900 Megawatt steigen müssen“, berichtet Löser. Vorgesehen sei, den Ausbau in Absprache mit Netzbetreiber Amprion in drei Schritten bis 2035 sicherzustellen.
Die zusätzliche Leistung muss dann auch im Duisburger Stromnetz verteilt werden: Damit die Energie dorthin kommt, wo sie gebraucht wird, sind bis zu 2500 Kilometer neue Stromkabel notwendig, dazu drei neue Umspannwerke und 900 Netzstationen – sie sind jeweils so groß wie eine Garage.
>> HEIZEN IN DUISBURG: ZAHLEN UND INFORMATIONEN
- Laut Zahlen der Stadtwerke heizen in Duisburg rund 50 Prozent der Haushalte mit Gas, weitere 16 mit Öl. Fernwärme nutzen 21 Prozent, eine Wärmepumpe vier Prozent. Neun Prozent verfügen über eine andere Wärmequelle.
- Welche Quartiere und Straßenzüge an die Fernwärme-Versorgung angeschlossen werden, können die Stadtwerke bereits beantworten. Info: 0203 3939 39. Mo. - Fr. 8 Uhr bis 20 Uhr.
- Über die kommunale Wärmeplanung informiert die Stadt Duisburg auf der Internetseite www.du-heizt.de. Im ersten Quartal 2025 plant das Umweltamt die ersten Informationsveranstaltungen.