Essen. Vorwerk bringt Modell 7 seiner Küchen-Ikone auf den Markt - für 1549 Euro. Was drinsteckt und worauf die Fangemeinde weiter warten muss.
Er ist schwarz, nicht mehr weiß. Das dürfte das erste sein, was den Millionen Thermomix-Fans auffällt, wenn sie das neue Modell aus dem Hause Vorwerk sehen. Und als zweites, dass die markante Bügelhalterung weg ist. Doch die Kochautomaten-Ikone mit der wahrscheinlich weltweit größten Anhängerschaft kommt nicht nur optisch völlig verändert daher. Das Wuppertaler Traditionsunternehmen will bei seinem Thermomix 7 auch mit Künstlicher Intelligenz neue Wege beschreiten. Wir haben uns die Neuerungen angeschaut und positive sowie für manchen auch negative Überraschungen entdeckt.
Auf einschlägigen Portalen und in den Kundenforen wurde seit Jahren darüber spekuliert, wann endlich der neue Thermomix auf den Markt kommt. Das aktuelle Modell ist immerhin schon sechs Jahre alt. Was wahrscheinlich nur einem nicht börsennotierten Familienunternehmen gelingen kann: Vorwerk hat es geschafft, sein Geheimnis bis zur Vorstellung des TM7 am Freitag in Berlin zu bewahren. Nun ist er da, kostet 1549 Euro, sieht völlig anders aus und kann ab sofort bestellt werden. Produziert wird das Gerät bereits, die Lieferung soll in der zweiten Aprilwoche beginnen.
Vorwerk steckte 173 Millionen Euro in die Entwicklung des TM7
Unternehmenschef Thomas Stoffmehl spart im Gespräch mit unserer Redaktion nicht mit Superlativen: „Unsere letzten neuen Modelle waren innovative Weiterentwicklungen der Vorgänger, also jeweils eine Evolution. Jetzt haben wir eine echte Revolution. Einen Thermomix wie noch nie“, sagt er, „wir haben uns für die Entwicklung vier Jahre Zeit genommen und 173 Millionen Euro investiert.“

Damit meint Stoffmehl nicht in erster Linie das neue Design, sondern vor allem das „Plattform-Konzept“ des TM7 für neue Soft- und Hardware. Rein technisch sind die größten Neuerungen der deutlich leisere Motor und die Halterung. Der inzwischen mit einer Isolierschicht ummantelte Topf steht freischwebend auf einer schweren Basisstation, wird also nicht mehr in die hohe Halterung mit ihren Bügeln eingepasst. Das ermöglicht neue Optionen. Auf den Sockel könnten demnächst auch andere Geräte aufgesetzt werden. Welche Alternativen zum klassischen Thermomix-Topf kommen sollen, verrät Vorwerk aber noch nicht.
Cookidoo soll sprechen können, Vorwerk setzt bei TM7 auf KI
Aus dem integrierten kleinen Touchscreen des TM6 ist ein frontfüllender Bildschirm von der Größe eines iPads (11 Zoll) geworden. Stoffmehl betont die großen Potentiale für Software-Entwicklungen, die nach und nach in Updates aufgespielt werden können. So soll die Koch-App Cookidoo, die Zehntausende Rezepte enthält und beim Kochen assistieren kann, eine Sprachsteuerung und weitere Künstliche Intelligenz (KI) erhalten. Allerdings noch nicht sofort. „Wir haben mit dem Thermomix TM7 jetzt die Plattform für KI-Innovationen. Wann genau diese kommen, kann ich noch nicht sagen. Wir werden allerdings auch künftig kontinuierlich neue Funktionen aufspielen“, verspricht Stoffmehl.

Nicht eben revolutionär: Die Kochfunktionen und die Ausstattung mit Zubehör sind im Wesentlichen die alten. Der Dampfgaraufsatz Varoma ist größer geworden. Gemüseschneider und Kartoffelschäler sind nach wie vor nicht in der Grundausstattung enthalten, sondern müssen extra gekauft werden. Viele hatten zumindest auf den Schäler als Beigabe gehofft.
Viel diskutiert wurde in der Thermomix-Fangemeinde auch darüber, ob der Topf diesmal größer würde. Darin sehen viele einen Vorteil des Konkurrenzgeräts von Bosch, dem Cookit. Der hat nicht nur mehr Zubehör, sondern auch einen Drei-Liter-Topf, der Thermomix fasst nach wie vor nur 2,2 Liter. Deutlich stärker ist dagegen der Motor des Marktführers.
Thermomix-Topf bleibt kleiner als der des Bosch-Cookit
Der Preis für den TM7 bleibt trotz seiner stolzen Summe von 1549 Euro im unteren Bereich dessen, was Marktbeobachter erwartet hatten. Das neue Modell ist zwar noch einmal 50 Euro teurer als das alte, die meisten hatten allerdings mit mindestens 100 Euro Aufschlag gerechnet. „Wir wollen, dass weiterhin möglichst viele Menschen den Thermomix bezahlen können, damit unsere Community wächst“, sagt dazu Vorwerk-Vorstandssprecher Stoffmehl.
Wer in diesem Jahr bereits einen TM6 gekauft, aber noch nicht erhalten hat, kann seine Bestellung auf den TM7 umstellen. „Jeder, der jetzt einen Thermomix kaufen will, soll sich entscheiden können, ob er das aktuelle oder das neue Modell haben will“, betont Stoffmehl.
Die Kult-Küchenmaschine spaltet in Fans und Spötter
Um den Thermomix rankt sich ein Kult, der polarisiert: Hier die treuen Verehrer, die ihre Faszination mit jedem teilen wollen, der noch keinen hat. Und dort die Spötter, die den Küchenhelfer als Beweis dafür sehen, dass seine Besitzerin oder sein Besitzer selbst nicht kochen kann und zu viel Geld hat.
Objektiv ist nur dies: Vorwerk ist mit seinem vor mehr als 50 Jahren entwickelten Multifunktionsgerät ein Coup gelungen, der das Unternehmen bis heute trägt. Digitalisierte, selbst rührende, mixende und wiegende Kochautomaten gibt es inzwischen zwar einige, aber an den Platzhirsch kommt die Konkurrenz bisher nicht heran.
Das liegt nach Überzeugung von Stoffmehl am noch viel älteren Vertriebsmodell von Vorwerk: der Direktvermarktung. Thermomix und die Staubsaugermarke Kobold schicken nach wie vor unzählige Frauen und Männer in die Haushalte, um ihnen die Staubsauger oder die Küchenmaschine vorzuführen.
Was wie aus der Zeit gefallen klingt, ist für die Wuppertaler der Wachstumstreiber schlechthin. „Seitdem ich bei Vorwerk in der Verantwortung bin, haben wir die Zahl unserer Beraterinnen und Berater annähernd verdoppelt, auf inzwischen 116.000 weltweit“, sagt Stoffmehl, der das Unternehmen seit 2019 führt. Seinem Faible für den Direktvertrieb ging er vorher beim Tiefkühlbringdienst Bofrost nach.
116.000 Beraterinnen und Berater arbeiten inzwischen für Vorwerk
Auch im vergangenen Jahr habe man trotz der schwierigen Konjunkturlage den Beraterstamm erneut deutlich vergrößert. Das sei wichtig im Hinblick auf den ersten Markteinstieg eines neuen Thermomix seit sechs Jahren. „Für Thermomix sind so viele Beraterinnen und Berater aktiv wie noch nie. Das ist der beste Zeitpunkt, ein neues Produkt in den Markt zu bringen“, sagt der Vorstandssprecher. Der Direktvertrieb sorgt für rund 90 Prozent der Verkäufe, nur rund zehn Prozent kaufen die Geräte online.

Das hat Vorwerk auch in den vergangenen Rezessionsjahren stabil durch die allgemeine Krise gebracht: „Bei Umsatz und Gewinn sind wir 2024 im Prognose-Korridor“, sagt Stoffmehl, „den Rekordumsatz von 3,2 Milliarden Euro aus 2023 konnten wir auch in diesem schwierigen Jahr nahezu erreichen.“
Vorwerk wiederholt im Rezessionsjahr 2024 seinen Rekordumsatz
Der Thermomix steuerte mit rund 1,7 Milliarden Euro erneut den größten Teil dazu bei. Das lag auch an einer Preiserhöhung Anfang 2024, die verkauften Stückzahlen des TM6 waren in seinem letzten Jahr leicht rückläufig. Die restlichen 1,5 Milliarden Euro kommen unter anderem aus dem Verkauf der Kobold-Staubsauger und der konzerneigenen akf-Bank. Eine neue Bestmarke erreichte Vorwerk bei den Abonnenten der Cookidoo-App – rund 5,5 Millionen Kunden nutzen inzwischen die Rezeptplattform für den Thermomix. Auch das Abo kostet extra - 60 Euro im Jahr.
Dass Vorwerk immer mehr Vertriebspersonal einstellt, hat auch mit der weltweiten Expansion zu tun, die Stoffmehl in diesem Jahrzehnt weiter vorantreiben will. Im vergangenen Jahr schlug Vorwerk in Griechenland, Benelux, Malaysia und Singapur sowie Australien und Neuseeland mit eigenen Landesgesellschaften auf. In seiner Mittelfrist-Strategie bis 2030 nimmt Stoffmehl nun Ostasien in den Blick, hier beispielsweise die großen und konsumstarken Märkte in Japan und Südkorea. „Solange unsere Community wächst, mache ich mir keine Sorgen“, sagt der Vorwerk-Chef.