Essen. Über sieben Millionen Euro muss Unternehmer Friedrich P. Kötter jährlich für Bürokratie ausgeben. Was den Essener besonders ärgert.
Der Abbau von Bürokratie ist nicht nur eine zentrale Forderung der Industrie- und Handelskammern und Wirtschaftsverbände. Nun meldet sich auch der Essener Familienunternehmer Friedrich P. Kötter zu Wort und nennt als einer der ersten eine konkrete Zahl: Mindestens sieben Millionen Euro jährlich müsse der Sicherheits- und Personaldienstleister, um die wachsende Zahl an Vorschriften zu erfüllen. „Das Regelungs-Dickicht muss gelichtet werden und eine Digitalisierungsoffensive bei der öffentlichen Hand erfolgen“, fordert Kötter, der sich selten öffentlich äußert, und nennt einige Beispiele aus seinem Unternehmen.
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- Weil es keinen digitalen Datenaustausch mit Behörden gebe, müsse Kötter das „Bewacherregister“ etwa bei der Änderung von Mitarbeiter-Ausweisdaten selbst befüllen.
- Seit dem 1. Januar dürfen Arbeitsverträge rein digital ausgehändigt werden. Davon ausgenommen seien aber Branchen wie Gebäudereinigung und das Wach- und Sicherheitsgewerbe – also der Kern der Kötter-Gruppe. Das Essener Unternehmen müsse Verträge, Änderungen und Kündigungen für 16.000 Beschäftigte weiterhin in gedruckter Form verschicken.
- Für den gesetzlich vorgeschriebenen Nachhaltigkeitsbericht müsse Kötter mehr als 1000 Datenpunkte aus sämtlichen Unternehmensbereichen offenlegen. Das koste viel Geld und Zeit.
- „Um den hohen Datenschutzanforderungen gerecht zu werden, müssen detaillierte Erklärungen zum Datenschutz mit jedem einzelnen Beschäftigten, Kunden, Lieferanten und vielen anderen Beteiligten ausgearbeitet und auch verwaltet werden“, beklagt das Unternehmen.
- Für öffentliche Ausschreibungen, an denen sich Kötter beteiligen will, gebe es eine Vielzahl von Plattformen, die Kommunen, Länder und der Bund nutzen. Friedrich P. Kötter fordert eine zentrale Plattform, die alle öffentlichen Hände „mit einem volldigitalisierten, schlanken und transparenten Prozess“ nutzen.
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