München/Bochum. SPD-Fraktionschef Peter Struck erhöht den Druck auf Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Der CSU-Minister müsse beherzter an die Rettung des Autobauers rangehen, sagte Struck. Auch andere fordern mehr Engagement.

Im Ringen um eine Lösung für den angeschlagenen Autohersteller Opel wächst die Kritik am Vorgehen des Bundeswirtschaftsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). SPD-Fraktionschef Peter Struck forderte Guttenberg auf, die Rettung beherzter anzugehen, der nordrhein-westfälische Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) warf ihm vor, zu viel Zeit vertrödelt zu haben. Derweil wurden weitere Details des Magna-Konzeptes bekannt. Das von der Bundesregierung ins Spiel gebrachte Treuhand-Modell scheint unterdessen am Widerstand er US-Seite zu scheitern.

Struck appellierte an Guttenberg, «allen Beteiligten mehr Druck zu machen». Zugleich sagte er, dass die Entscheidung über einen Investor «auf keinen Fall Herr Guttenberg allein» treffen dürfe. Das sei vielmehr ein «Fall für die Kanzlerin, den Vizekanzler sowie Finanz-, Wirtschafts- und Arbeitsminister». In diesem Zusammenhang sprach sich Struck erneut für das Konzept des kanadisch-österreichischen Autozulieferers Magna aus. Dessen Idee, «auf die osteuropäischen Märkte abzuzielen, halte ich jedenfalls für sinnvoll».

Keine Schließungen deutscher Standorte geplant

Unterdessen plant Magna im Fall eines Einstiegs bei Opel keine Schließungen deutscher Standorte. «Bochum, Rüsselsheim, Eisenach, das sind alles interessante, effiziente Werke», zitiert die «Welt am Sonntag» aus dem Unternehmensumfeld. Auch das Werk Kaiserslautern soll nach ersten Plänen nicht geschlossen werden. Allerdings werde es schwer, an den Werken in Belgien und Großbritannien festzuhalten. Weiter plane Magna, Opel-Werke unter anderem durch die Produktion für andere Autobauer auszulasten. «Wir sehen als Ziel einer Beteiligung von Magna bei Opel einen offenen Verbund», soll es im Konzernumfeld weiter heißen. Beispielsweise könnten Modelle von Peugeot oder Ford auch bei Opel gefertigt werden.

Die «Automobilwoche» berichtet unter Berufung auf Insider, dass PSA und Ford bereits Interesse an einer Beteiligung an dieser Plattform geäußert hätten. «Wir haben seit mehreren Wochen 30 bis 40 Leute in Rüsselsheim, die sich Opel genau anschauen», wird ein Vertrauter des Magna-Chefs Siegfried Wolf zitiert. Das Konzept sehe zudem eine Erschließung des russischen Markts vor. Laut dem Bericht will Magna sein Konzept am Mittwoch der Bundesregierung vorstellen. Fiat will sein Konzept am selben Tag vorstellen.

Mit Blick auf das geplante Treuhand-Modell heißt es laut «Focus» in deutschen Regierungskreisen, dass Opel ohnehin «nur eine leere Hülle» sei. Werksgelände, Produktionsanlagen und Patente habe der US-Mutterkonzern General Motors (GM) als Sicherheiten an die US-Regierung und Banken verpfändet. GM-Chef Fritz Henderson trete die Eigentumsrechte an Opel nicht ab. Erst am vergangenen Donnerstag habe er sich in Verhandlungen mit deutschen Regierungsvertretern geweigert, ein entsprechendes Papier zu unterschreiben, hieß es weiter. Auch die US-Regierung stelle sich quer.

Staatshilfen gewähren

Derweil plädiert der Wirtschaftsweise Peter Bofinger dafür, Opel erst nach einer Insolvenz Staatshilfen zu gewähren. «Das wäre hart, aber eine saubere Lösung», sagte er. Zugleich kritisiert er, beim Treuhandmodell die Landesbanken einzuspannen. Dies bedeute, «ihnen weitere problembehaftete Kredite überzuhelfen».

Die Bundesregierung plant bei einer Insolvenz von GM, deren Anteile an Opel bei einem Treuhänder zu parken. Die staatseigene KfW oder die Landesbanken der Länder, in denen Opel Standorte hat, könnten dem Autobauer Kredite zur Sicherung des laufenden Betriebs gewähren. (ap/ddp)

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