Frankfurt. Vertreter von Bund, Banken und Ländern haben sich auf eine Zwischenfinanzierung für den angeschlagenen Autobauer Opel geeinigt. Der Autobauer erhält so frisches Kapital. Die IG Metall bleibt unterdessen weiter auf Distanz zu Fiat-Chef Sergio Marchionne.

Vertreter von Bund, Banken und Ländern haben sich auf eine Zwischenfinanzierung für den angeschlagenen Autobauer Opel geeinigt. Dies erfuhr die Nachrichtenagentur AP am Dienstag aus Kreisen der Bundesländer mit Opel-Standorten. Wegen wichtiger Investitionen braucht Opel in den kommenden Monaten frisches Kapital im Umfang von mehr als 1 Milliarde Euro.

Details der Brückenfinanzierung wurden zunächst nicht bekannt. Nach Informationen aus Bankenkreisen dauern die Gespräche zu einer Brückenfinanzierung noch an. Es gebe bislang nur eine sehr grundsätzliche Vereinbarung. Einzelheiten müssten noch geklärt werden. Um zu verhindern, dass staatlich verbürgte Finanzmittel an die Opel-Mutter General Motors abfließen, will die Bundesregierung den deutschen Autobauer einem Treuhänder übergeben. Am Mittwoch läuft die Angebotsfrist ab, die die Bundesregierung potenziellen Opel-Investoren gesetzt hat.

Bis zum 20. Mai müssen alle Firmen, die an einer Übernahme des Autobauers interessiert sind, ihr Konzept vorlegen. Nach einem Bericht der «Bild»-Zeitung will neben Fiat und dem vom kanadischen Unternehmen Magna angeführten Konsortium auch der US-Finanzinvestor Ripplewood ein offizielles Angebot vorlegen. Ob es weitere Angebote gebe, sei derzeit unklar. Die Zeitung berief sich mit ihren Informationen auf Regierungskreise.

Huber traf sich mit Marchionne

Die IG Metall bleibt auf Distanz zu einer Übernahme von Opel durch Fiat. Nach einem Treffen mit Fiat-Chef Sergio Marchionne am Dienstag in Frankfurt am Main äußerte sich Gewerkschaftschef Berthold Huber zurückhaltend zu einem Einstieg des italienischen Konkurrenten. Ein neuer Investor müsse das Eigenkapital und die Liquidität von Opel sichern. Außerdem müssten Arbeitsplätze in Deutschland und Europa erhalten bleiben.

Nach einem Bericht der «Thüringer Allgemeinen» (Mittwochsausgabe) traf sich Marchionne anschließend mit dem thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus. Althaus habe sich vom Fiat-Chef dessen Konzept für eine Opel-Übernahme präsentieren lassen.

Regierung berät am Mittwoch über Lage bei Opel

Die Bundesregierung wird am Mittwoch erneut über die Lage des angeschlagenen Autobauers Opel beraten. An dem Treffen nach der regulären Kabinettssitzung wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD) und die Minister für Wirtschaft, Finanzen und Arbeit, Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), Peer Steinbrück und Olaf Scholz (beide SPD) teilnehmen. Eine Regierungsdelegation mit Vertretern von Wirtschafts-, Finanzministerium und Kanzleramt hält sich bereit, am Wochenende nach Washington zu reisen.

Mit der US-Regierung sind offenbar noch Gespräche über das vom Bund favorisierte Treuhandmodell bei Opel notwendig. Die Regierung will Opel einem Treuhänder übergeben, um das Unternehmen so vor den Auswirkungen einer Insolvenz der Konzernmutter General Motors zu schützen. Opel braucht in Kürze frisches Geld für Investitionen. GM-Europachef hat einen Betrag von über 1 Milliarde Euro genannt. Mit Hilfe des Treuhandmodells wäre eine Brückenfinanzierung mit Hilfe staatlicher Banken möglich.

Rein formell kann Opel offenbar nicht auf Mittel aus dem sogenannten Deutschlandfonds rechnen. Wirtschafts-Staatssekretär Hartmut Schauerte sagte am Dienstag in Berlin, Opel werde nach seiner Einschätzung Schwierigkeiten haben, die Bedingungen für eine Mittelvergabe zu erfüllen. Auszuschließen sei eine Mittelvergabe aber auch nicht. «Irgendwann wird es eine politische Entscheidung geben», sagte Schauerte.